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Fest, Freizeit, Geschichte, Jubiläum, Kachelofenfabrik, Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz

Das Kulturzentrum Alte Kachelofenfabrik Neustrelitz besteht seit 30 Jahren. Es hat also allen Grund zum Feiern und will das in dieser Woche natürlich mit möglichst vielen Besuchern tun. Von Donnerstag bis Sonnabend wird dazu auf dem Festgelände zwischen Hof und Scheune ein buntes Veranstaltungsangebot (siehe Anhang) für wohl jeden Geschmack bereitgehalten, das die Vorstandsmitglieder des mehr als 30-köpfigen Vereins für Kultur, Umwelt und Kommunikation – Sozio-Kulturelles Zentrum Alte Kachelofenfabrik (VfKK), Kathrin Matern und Horst Conradt, sowie vom erweiterten Vorstand Dr. Marcus Doering heute Journalisten vorstellten. Der Vorstand hat sich erst vor zwei Monaten neu formiert, ihm gehört auch noch Friederike Fiß an. Ebenfalls verhindert war Martin Geyer, Geschäftsführer der basiskulturfabrik – gesellschaft für kunst & tourismus mbh.
“Es sah nicht immer so aus, als ob die Alte Kachelofenfabrik (KOF) als Kulturzentrum ihren 30. Geburtstag erleben würde”, blickte Conradt auf bewegte drei Jahrzehnte zurück. Heute stehe das Kulturzentrum mit Hotel und Gaststätte auf soliden Füßen. “Im Notfall könnten wir unsere Kultur auch allein finanzieren” so der Kinoleiter, “wir sind aber froh über die kontinuierliche Förderung durch Stadt und Landkreis”. Auch die regelmäßig vom Land vergebenen dotierten Kinoprogrammpreise seien sehr hilfreich. Und für die unterschiedlichsten Projekte würden ohnehin unermüdlich Fördermittel eingeworben.
Zusammenbruch der Förderung wäre schmerzlich
“Ich kann angesichts der immer schwierigeren Rahmenbedingungen nur hoffen, dass die Kulturförderung durch Land und Bund stabil bleiben”, betonte Conradt auch mit Blick auf die Partner der KOF, darunter das aus seiner Sicht mit der KOF ideal kooperierende Landestheater Neustrelitz. “Ein Zusammenbruch wäre extrem schmerzlich”, ergänzte der frühere Weingroßhandelskaufmann und Lehrer, der 1991 aus dem Hessischen nach Neustrelitz kam. Hier hatte er die Alte Kachelofenfabrik von seinem Vater geerbt, und hier wurde er im Rathaus Amtsleiter für Kultur, Information und Tourismus. Seines Bleibens dort war aber nicht lange, seine Pläne waren andere. Nur zwei Jahre später erlebten das Fabrikkino und damit das Kulturzentrum KOF ihre Geburtsstunde.
Conradt trug beim Pressegespräch beeindruckende Zahlen vor. Rund 1,6 Millionen Euro sind in die denkmalgeschützte KOF und das Öko-Hotel geflossen, noch einmal 340.000 Euro in die ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Scheune, letzte ihrer Art von ehemals acht am Sandberg. Über 4000 Filme in mehr als 12.000 Vorstellungen wurden aufgeführt, viele von starkem gesellschaftlichen und aktuell-politischem Bezug, begleitet von Gesprächen und Diskussionen, die immer von großer Fachkunde geprägt seien. Bis zur Corona-Pandemie erlebten die Aufführungen 12.000 bis 14.000 Zuschauer pro Jahr. Eine Erholung nach dem Einbruch ist leider noch nicht eingetreten. In diesem Zusammenhang würdigte der Kinoleiter die Verdienste des Filmclubs als exemplarisch für den ungeheuren Aufwand an ehrenamtlicher Arbeit, die das Kulturzentrum auszeichnet. “Das Jubiläumsfest wird auch Anlass sein, den vielen Ehrenamtlichen Dank zu sagen”, fügte Kathrin Matern hinzu.
Über 150 Ausstellungen von Künstlern aus der Region, ganz Deutschland und dem Ausland wurden in der Galerie gezeigt. Die nächste Vernissage mit Künstlergespräch ist für den 21. Juli angekündigt. Dann werden Arbeiten von Sebastian Maiwind und Ramona Seyfarth präsentiert.
Für die Scheune zwölf Jahre gekämpft
Seit Eröffnung der Fabrik.Scheune 2021 in ihrer schönen Würde, ob mit zwanzig oder mit 140 Besuchrn gefüllt, haben die unterschiedlichsten Konzerte einen wachsenden Anteil am Programm der KOF. “Der Baustein fehlte, der VfKK hat zwölf Jahre für die Scheune gekämpft”, informierte Horst Conradt. Jüngstes Pflänzchen, was in Ruhe gedeihen könne, sei die digitale Kunst, betonte der Lichtkünstler Marcus Doering. Die Bedingungen, die die KOF und die Scheune samt Gelände bieten, seien wirklich toll. “Was mich besonders beeindruckt ist, dass hier nichts drübergebügelt wurde, sondern alles organisch gewachsen ist.”
Durch die vielen Partner – vom Imkerverband bis zur Grundschule – bleibe die KOF immer dicht an der Realität, bekräftigten die Einlader übereinstimmend. Stärker zugegangen werden soll auf Kinder und Jugendliche, unter anderem durch eine beständigere Kooperation mit Schulen. So ist ein Literaturfestival für Schüler geplant. Gerade mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen, sei allerdings nicht einfach, räumte Horst Conradt nach Erfahrungen mit Jugendbeirat Neustrelitz und Fridays-for-Future-Aktivisten ein. “Aber wir bleiben offen und sehen, dass wir immer noch was Neues finden. Berührungspunkte sollte es eigentlich genug geben.”
Abschließend versicherte der Kulturarbeiter, dass in der Alten Kachelofenfabrik auch weiter “Woche für Woche an einem anspruchsvollen Programm gestrickt wird”. Conradt versäumte es nicht, die ideale Kombination von Kultur und Kneipe herauszustellen. “Die Kulinarik gehört unbedingt zu unserer Erfolgsbilanz. Leider stehen wir in der Gaststätte, vornehmlich in der Küche, immer noch vor einem Arbeitskräfteproblem. So können wir gastronomisch nicht alles umsetzen, was wir uns so vorstellen.”