Thomas Gädeke ist optimistisch, was die Zukunft des historischen Gutsensembles Seewalde angeht.
Ich habe einen Platz entdeckt, an dem man sich hervorragend entschleunigen kann. Eben bin ich vom Gutshof Seewalde zurück, wo ich im Schatten des neugestalteten Westflügels an einem Tischchen auf Geschäftsführer Thomas Gädeke gewartet und dabei mit dem Rücken an der Ziegelmauer hervorragend die Seele baumeln lassen habe. Zur Nachahmung unbedingt zu empfehlen, zum Beispiel am morgigen Sonnabend ab 10 Uhr.
Anlass meines Besuches war die Eröffnung des neugestalteten Westflügels des Gutshofes, der sich mit Dorfladen und Bistrobereich als inklusives Begegnungszentrum präsentiert (Strelitzius berichtete). Zusätzlich sind im Obergeschoss und im Erdgeschoss ohne übertriebenen Luxus fünf Zimmer und zwei Appartements, alle mit Bädern, sowie ein Seminarraum mit Kaminofen und Küche entstanden. Keine zwei Räume sind gleich, tolle Grundrisse und noch tollere Blicke aus den Fenstern. Kurzentschlossene könnten hier zu Pfingsten sogar noch übernachten. Danach haben sich die ersten Gäste angesagt, außerdem können die Seewalder hier ihre Praktikanten unterbringen.
Wustrows Bürgermeister Heiko Kruse hatte ein rotes Band im Hofeingang zum Begegnungszentrum durchschnitten, mit dabei auch Vizelandrat Thomas Müller (beide CDU). Während die Fassade des Westflügels mit Fördermitteln aus dem Dorferneuerungsprogramm saniert werden konnte, waren für das Innere sehr viele Eigenleistungen und Spenden sowie ein Kredit gefragt. Thomas Gädeke spricht von einem „sechsstelligen Betrag im unteren Bereich“, der hier verbaut wurde, und das Geschaffene kann sich sehen lassen. Dabei räumt der Geschäftsführer ein, dass auch hier noch viel zu tun ist. „Das ist wie bei einem Kind, dass zwar geboren ist, aber noch wachsen muss, ehe es flügge ist.“ Funktionsfähig sei das Ganze jedenfalls.
Bedarf an Wohnraum ist kaum zu decken
Ich habe die Gelegenheit genutzt, nach den Vorhaben der Seewalder zu fragen. „Wir brauchen demnächst einen Bebauungsplan“, so Gädeke, „denn wir können den Bedarf an Wohnraum kaum abdecken. Immer wieder zieht es Menschen nach Seewalde. Außerdem wollen wir natürlich weitere touristische Beherbergungskapazität schaffen, um unsere Einnahmesituation zu verbessern.“
Gebäudesubstanz ist noch genug vorhanden, von 3000 Quadratmetern Nutzfläche ist die Rede. Um den Ostflügel des Gutshofes, das 200 Quadratmeter große Dachgeschoss der Kulturscheune und vor allem das Gutshaus herzurichten, brauchen die Seewalder rund 4,5 Millionen Euro. Gädeke wird vor allem nicht müde, bei den Stiftungen der Republik anzuklopfen. „Auf keinen Fall wollen wir uns übernehmen“, betrachtet der Chef andere Finanzierungsmöglichkeiten mit Skepsis und aus leidvoller Erfahrung mit seinem Vorgänger. Der hatte die Dorfgemeinschaft aus behinderten und nichtbehinderten Bewohnern an den Rand der Existenznot geführt.
Einstweilen backen die Seewalder weiter kleine Brötchen. Der Geschäftsführer spricht von der Entwicklung der Kulturscheune „auf schlichtem Niveau“. „Man weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber wir sind im Trägerkreis personell gut und generationsübergreifend aufgestellt“, betont Thomas Gädeke. Das mache ihn optimistisch.
Bleiben mir, noch die Öffnungszeiten des Begegnungszentrums nachzutragen, das mit Fug und Recht als neuer Dorfmittelpunkt bezeichnet wird. Es ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Morgen werden dort wie geschrieben ab 10 Uhr die Besucher erwartet und am Pfingstmontag von 14 bis 18 Uhr.