An der Neuruppiner Seepromenade liegen Licht und Schatten dicht beieinander. Dieser Tage gönnten wir uns wieder einmal einen Ausflug an die schönste Seite der Fontanestadt und wurden zunächst enttäuscht. Eigentlich wollten wir in die „Seewirtschaft“ einkehren. Hier hatten wir vor Jahr und Tag ein leckeres Süppchen genossen, das samt Restaurant Appetit auf Wiederkehr und dann mehr Schnabulieren gemacht hatte. Leider standen wir vor einer Information nach Corona mit dem launigen Beginn, es komme erstens anders, und zweitens, als man denkt. Die Gaststätte bleibe weiter geschlossen. Genaueres war nicht zu erfahren. Auf jeden Fall ein beklagenswerter Verlust.
Es ist mal wieder eine gastronomische Empfehlung niederzuschreiben. Wobei diesmal nicht Strelitzius der Pfadfinder war, sondern seine Schwiegermutter wusste, wo auch gepflegte Speisen und Getränke aufgetischt werden. In Burg Stargard hat sie Heimvorteil, und das Restaurant „Zum Stargarder“ im „Hotel zur Burg“ in der Stadtmitte hat sich in der Tat als eine lohnende Adresse erwiesen.
Mir ist vermutlich eine Weltneuheit auf den Teller gekommen. Meine Holde hat wahrscheinlich Gleiches erlebt. Und das fern der Metropolen, in Diemitz! Unter dem Titel „Wildschwein im Reisfeld“ ist hier ein deutscher Waldbewohner in die asiatische Küche eingeführt worden. Beziehungsweise in die surinamische, was ja dann südamerikanisch wäre. Aber der Reihe nach.
Burkhard Lau und seine Frau Gita haben vor gut einem Jahr, aus den Niederlanden übersiedelnd, in Diemitz die eigene Gaststätte „Treffpunkt“ eröffnet. Er IT-Spezialist aus Ueckermünde, sie in Surinam geboren, indische Wurzeln, auch in Thailand gelebt und zumindest schon ein wenig gastronomisch vorbelastet. Aber eigentlich auch Seiteneinsteigerin. Die Frage nach ihren Kochkünsten verwundert die Dame des Hauses. „Kochen ist Teil meiner Kultur. Bei uns kochen alle Frauen. Ich habe es schon im Alter von sieben Jahren getan.“
Was die seit vier Jahren miteinander verheirateten Eheleute eint, ist das intensive Bemühen um den Gast. „Wir möchten, dass unsere Besucher zufrieden wieder nach Hause gehen“, so Burkhard Lau. Und das Gewerbe, für das sie sich bis zur Genehmigung haben schulen lassen, soll auch immer ein bisschen Hobby bleiben. „Wir stehen nicht unter Druck, und dazu soll es auch nicht kommen. Es soll Spaß machen.“
Mit braunen Bohnen…
Lehrgeld mussten die Existenzgründer allerdings auch schon zahlen. Zunächst wurde mit belegten Brötchen ein klassischer Fehlstart hingelegt. Dann wurde zur schnellen Küche umgeschwenkt mit Schnitzel, Hamburger und Chicken Wings sowie Pommes. Letztere wurden ein Renner, nachdem sich herumgesprochen hatte, dass im „Treffpunkt“ noch mit frischen Kartoffeln gearbeitet wird. Als dann 25 Portionen auf einmal geordert wurden, war es Zeit für den Abschied von der Familienfritteuse und vom Schälmesser. In die gut ausgestattete Küche zog weitere Technik ein, die Pommes werden nach wie vor frisch zubereitet. Ein Markenzeichen! Kräuterbeete wurden angelegt, der eigene Hühnerhof entstand, und dann kam ein einheimischer Waidmann mit einem erlegten Wildschwein des Wegs…
Die Hühnersuppe ist der Kracher
Die leckere Hühnersuppe
Das gibt es nun im Reisbett wahlweise indisch mit Linsenbrei, thailändisch mit Curry und Ananas oder eben surinamisch mit braunen Bohnen. Ein Kracher geradezu die indische Hühnersuppe vorweg. Uns hat es prima geschmeckt, wobei ich mir noch schöneres Geschirr und vielleicht mehr Pfiff beim Anrichten gewünscht hätte. Das Auge isst ja bekanntlich mit. „Learning by doing“ ist die Devise der beiden Neudiemitzer, sie sammeln bereitwillig Erfahrungen im neuen Metier. Die Gewürze, sofern sie nicht im eigenen Garten wachsen, werden übrigens über vietnamesische Händler in Berlin herangeschafft. Kleine Anmerkung: Für die asiatischen Gerichte, es gibt weitere, empfiehlt sich noch eine Anmeldung. Die Wirtsleute wollen sich diesem Teil der Speisekarte aber in der Perspektive stärker widmen.
…und mit Thai Curry und Ananas
Eis gibt es jetzt immer, es wird Lübzer Pils gezapft, daneben werden belgisches Flaschenbier und ordentlicher Wein angeboten sowie selbstgemachter Likör. Dieser EM-Tage kann auch Fußball geschaut werden. Einige Stammkunden gibt es bereits, Leute kommen auf Empfehlung, und demnächst wird zum ersten Mal eine Familienfeier ausgerichtet. Schon gibt es ein neues Projekt. In den Wintermonaten wollen Burkhard und Gita Lau in Sri Lanka ein Hotel betreiben. Wie sagte der Chef so treffend? „Es ist doch schön, wenn man zu tun hat.“
Die Biolandwirtschaft Pälitzhof bei Wustrow in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte wartet zu Ostern mit einem besonderen Angebot auf. Erstmals werden Lammkeulen direkt vermarktet. Intereressenten können die Produkte per Telefon oder Mail bei Chefin Antje Bahmann ordern und dann in Pälitzhof abholen. Mein Tipp: Unbedingt einen Spaziergang in der malerischen Landschaft einplanen und den 80 Guteschafen mit ihren entzückenden Babys auf den weitläufigen Weiden am Ufer des Großen Pälitzsees einen Besuch abstatten. Auf Wunsch liefert Antje Bahrmann das Fleisch in der Umgebung auch ins Haus.
Das Guteschaf ist eine Hausrasse aus der Gruppe der nordischen Kurzschwanzschafe, die vor allem in Schweden gehalten wird. Es entstand durch Züchtungsarbeit aus den ursprünglichen Schafbeständen Gotlands, den sogenannten Freiweideschafen.
Die Holde und meine Wenigkeit hatten Gelegenheit, zwei der Lammkeulen zu probieren, die wir gemeinsam mit den routinierten Freizeitköchen Antje und Christian Bahrmann am vergangenen Wochenende zubereitet haben. Das eine Exemplar wanderte in den Ofen, Christian hat noch für eine Senf-Kräuter-Kruste gesorgt, das andere auf den Holzkohle-Grill im Hof. Vom Ergebnis waren wir in beiden Fällen begeistert und haben uns das extrem leckere Fleisch an Blattsalat bzw. an Wurzelgemüse schmecken lassen. Da wächst und reift auf der Halbinsel rund um das Gutshaus an der Grenze zwischen Mecklenburg und Brandenburg ein wirklich tolles, kerngesundes Lebensmittel.
Erstmals habe ich übrigens Gelbe Bete verarbeitet und gegessen, sehr zu empfehlen. Auf Tüften als Beilage haben wir diesmal verzichtet, passt natürlich auch. Die neunjährige Carla hat Tomatenbutter beigesteuert und ein Dessert gezaubert. Sie schlägt in ihren Küchenkünsten offenbar ganz nach den stolzen Eltern. Als gestandener Hobbykoch ziehe ich meinen Hut, also meine Mütze vor dem Nachwuchs! Und nochmals Dank an die Gastgeber, hat riesigen Spaß gemacht. Im Anhang beide Rezepte und ein paar appetitanregende Bilder sowie die Kontaktdaten.
Aus aktuellem Anlass hat die Kunstsammlung Neubrandenburg ihr Programm angepasst: „meiNIBild“, die Ausstellung für FreizeitKünstlerInnen, ist aktuell vom 3. bis zum 21. März 2021 geplant. Die hängefertigen Arbeiten können am 20. Februar 2021 von 11 bis 17 Uhr dort abgegeben werden. Ausführliche Informationen: www.kunstsammlung-neubrandenburg.de
Historisches Kochbuch erhältlich
Ein „Kochbuch der Neubrandenburger Kochschule“ ist im Buchhandel und im Museum (nach coronabedingter Schließung) ausgelegt. Das Heft 52 in der Schriftenreihe des Regionalmuseums entstand auf Grundlage handschriftlicher Aufzeichnungen von Alma Kurth aus Bartow bei Altentreptow, die um 1910 die Vier-Tore-Städter Kochschule am Schützenwall besuchte. Ihre in Kurrentschrift festgehaltenen Notizen wurden von Museumsvereinsmitgliedern übertragen und sind in einer Auswahl von fast 50 Rezepten Anregung zum Nachkochen für traditionelle Speisen, Kuchen und Marmeladen.
Das Heft ist aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums der Wiedergründung des Museumsvereins entstanden und wurde mit Unterstützung der „Gertrud und Franz Schubert Stiftung“ finanziert. Es ist für zehn Euro erhältlich. Die Illustrationen, Fotomotive von historischen Küchengerätschaften aus dem Bestand des Regionalmuseums, lieferte der Fotograf Thomas Kunsch. Die Wiedergründung des Neubrandenburger Museumsvereins wird in der nächsten Sonderausstellung des Museums im Franziskanerkloster thematisiert.
Ich habe ja an dieser Stelle schon öfter über Beschaffungsprobleme in der Strelitzer Region geseufzt. Nein, es geht hier nicht um Toilettenpapier, Sagrotan oder Trockenhefe. Wobei ich als Biertrinker bei allem Corona-Verständnis ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Horten von Hefe habe. Da hört die Freundschaft auf, um mal mit einem Kölner Karnevalspräsidenten zu sprechen, der dem Bier auch nicht abgeneigt ist. Das geht dann doch an die Grundlagen!
Die Freundschaft hört auch auf, wenn am Freitagvormittag gegen 10 Uhr im Neustrelitzer Kaufland zwar Mungobohnenkeimlinge angeboten werden, sprich Sprossen, aber nur per Preisschild vor einem leeren Regal. Die Verantwortliche für Obst, Gemüse und Speisekartoffeln, immerhin war man vermutet unter den ersten Wochenendeinkäufern, machte jedenfalls bei Nachfrage ein Gesicht, als hätte es unsereins nach Fingerwurz, Schlangenbohnen oder Wasserkastanien gelüstet.
Nun stellt uns die vom Landrat verabreichte Empfehlung, die im November gastronomie- und kulturlockdownte sowie auch sonst shoppingarme Seenplatte nicht zu verlassen, im Urlaub durchaus vor Probleme hinsichtlich der Tagesziele. Natur pur haben wir schließlich 365 Tage auch vor der Haustür.
Der guten Tradition des Schüleraustauschs folgend, haben in der vergangenen Woche wieder junge Leute aus dem italienischen Mondovi ereignisreiche Tage am Neustrelitzer Carolinum, in der Residenzstadt, in Potsdam und mit ihren Gastfamilien verbracht. Die 23 Schüler aus dem Piemont lernen an der Berufsschule IIS Giolitti Bellisario Paire für Hoteldienstleistungen und Catering.
Da lag es nah, dass zum Programm gemeinsames Kochen gehörte. Auch bekamen die Gäste Grundlagen der deutschen Sprache vermittelt, für einige von ihnen war es die erste Begegnung mit der Sprache des Gastlandes überhaupt. Sprachliche Hürden taten der guten Stimmung aber keinen Abbruch, und zum Abschluss gab es natürlich einen kleinen kulturellen Auftritt und ein Buffet mit italienischen Spezialitäten.
Allen hat es viel Spaß gemacht, wie Strelitzius erfuhr. Schon nach den Herbstferien starten die Caroliner den Gegenbesuch.