Eine hübsche junge Russin hat sich in das Herz eines Mannes geschrieben. Sie schmeichelt ihm, sie schickt Fotos „von sich“ auf seinen Rechner – und sie braucht nach längerer Zeit plötzlich Geld. Viel Geld. Sie sei um die 30 Jahre alt – und in Not. Er ist 90 Jahre alt – und reingefallen.
„Love scamming“ ist der digitale Liebesbetrug. Ihm ist kürzlich ein 90 Jahre alter Deutscher aus dem Raum Neubrandenburg zum Opfer gefallen. Mehr als 70.000 Euro hat er überwiesen. Dass etwas nicht stimmte, bemerkte er erst, als wegen Geldwäsche gegen ihn ermittelt wurde.
Meist sind es ausgesuchte Frauen
Dass (ältere) Männer auserkoren werden, ist seltener. Meist sind es Frauen, die im Internet von vermeintlich gut aussehenden, jungen Männern umgarnt werden und letztlich teilweise Unmengen an Geld an eine völlig unbekannte, aber „vertraute“ Person überweisen. So wie eine 88-jährige Deutsche aus der Müritz-Region, die ebenfalls mehrere zehntausend Euro in Etappen an einen angeblichen Soldaten der US-Army überwies – und bis zum Schluss den Ermittlern nicht glauben wollte, dass es sich um Betrug handelt.
Das „military love scamming“ ist bei den Betrügern äußerst beliebt. Fotos von wahrscheinlich echten US-Soldaten in Uniform werden von den Tätern aus dem Netz gezogen und illegal als Profilbild für Fake-Accounts verwendet. Mit dem jeweiligen Account nehmen sie zu meist alleinstehenden Frauen in Deutschland Kontakt auf und bauen Vertrauen und eine augenscheinlich persönliche Beziehung auf. Dann benötigt der Chat-Partner dringend Geld für einen Krankenhausaufenthalt im Einsatz im Nahen Osten oder weil er in ein Gefängnis in Afghanistan oder im Irak gekommen sei und Geld brauche, um wieder rauszukommen.
Die Geldforderungen kommen meist nicht von der mittlerweile vertrauten Person selbst, sondern etwa von einem Notar oder einer sonstigen dritten Person. Das wirkt authentischer. Die Opfer glauben die Geschichte, haben Mitleid – und überweisen hohe Summen. Manchmal das ganze Ersparte, manchmal nehmen Opfer sogar Kredite auf, um weiter überweisen zu können. Oft in der Hoffnung, der charmante „soldier“ kommt eines Tages zu Besuch nach Deutschland und beendet so die Einsamkeit.
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