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Wenn man Radler aus dem Ruhrgebiet mitten in einem Getreidefeld kennenlernen will, dann muss man nur kartierten Radwegen folgen, die auf den Staatlich anerkannten Erholungsort Wesenberg zustreben. Und hat als Einheimischer kurz vor dem Findlingsgarten der Woblitzstadt den Fremden die ebenso berechtigte wie verzweifelte Frage „Wo sind wir hier eigentlich?“ zu beantworten, während sich der ohnehin nur noch zwei Reifen breite Radweg endgültig zwischen den Ähren verliert.
Seit die Holde nach 20 Jahren Abstinenz wieder in den Fahrradsattel gestiegen ist, feiere ich ein Wiedersehen mit naturnahen Pisten, die ich lange wegen deren genereller Untauglichkeit für den Rennsport zu Gunsten von Asphalt vernachlässigt hatte. Wobei von Feiern keine Rede sein kann. Es ist eher Anlass zur Trauer, was übrig geblieben ist.
Eine Gedenkminute vielleicht für die Frauen und Männer vom Beschäftigungs- und Qualifizierungsverein Wesenberg (BQV), die als ABM-er unter großem Einsatz Radwege um die Woblitz, am Weißen See oder auch am Peetschsee angelegt haben und im Zuge einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik daran gehindert wurden, diese auch in der Folge zu pflegen.
Und einen karnevalesken Tusch für Frau Ministerin, die nach Ressortwechsel heute die Bundeswehr befehligt und sich inzwischen für Gewehre verantworten muss, die bei Hitze um die Ecke schießen. Die CDU-Politikerin nach Sinn und Unsinn ihrer Sozialpolitik zu befragen, wusste sie damals bei ihrem Besuch in Neustrelitz zu verhindern. In Lohn und Brot gekommen sind jedenfalls von den von ihr ausgebremsten Arbeitslosen die wenigsten.
Was uns Wesenberger Radler und unsere Gäste angeht, so werden wir uns in absehbarer Zeit nur noch straßenbegleitend durch die Gegend bewegen können. Es sei denn, es fällt doch noch einem Entscheidungsträger höheren Ortes ein, dass da mal Radwege waren, wo eigentlich schon kaum noch welche sind.
Manchmal geschehen ja noch Wunder, wie bei der nachträglichen Pflasterung zwischen Groß Quassow und Wesenberg. So ist wenigstens ein Teil des Woblitz-Rundweges heute noch im Guten nutzbar. Und eigentlich müsste man denen eine Gedenktafel stellen, die hier die Pionierarbeit geleistet haben.