Schlagwörter

, , , , ,

Daniel Felix Adolf, Frank Metzger und Angelika Hofstetter (von links). Fotos(2): Christian Brachwitz
Michael Goralczyk als Psychiater

Das Neustrelitzer Landestheater hat am Sonnabendabend nicht weniger als eine Weltpremiere erlebt. Mit langem Beifall quittierte das Publikum die auf dem Vorplatz des Bühnenhauses aufgeführte Komödie „Gott in Not“ der Österreicherin Barbara Gräftner, die eigens zur Uraufführung ihres Stücks angereist war. Zugleich wurde die neue Spielzeit eröffnet, von der Schauspieldirektorin Tatjana Rese hofft, dass es möglichst keine neuen Unterbrechungen gibt. Ein inniger Wunsch, dem ich mich sicherlich im Namen aller Theaterfreunde in Neustrelitz, Neubrandenburg und drum herum nur anschließen kann. Tatjana Rese dankte den Gesellschaftern der Theater und Orchester GmbH, die durch den Neubrandenburger Oberbürgermeister Silvio Witt vertreten waren, für die Unterstützung in einer schweren Zeit. Der Theatervorplatz war nach 2020 zum zweiten Mal Spielstätte. Im vergangenen Jahr ist hier die Komödie „Extrawurst“ über die Bühne gegangen (Strelitzius berichtete). „Vielleicht wird es Tradition, von hier aus lachend in die neue Spielzeit zu gehen“, so die Schauspielchefin.

„Gott in Not“ ist eine Komödie, die nicht unbedingt das Zwerchfell strapaziert oder zum Schenkelklopfen animiert. Die Story mit Anleihen bei „Faust“ ist skurril, hochgradig unterhaltsam, mit einem eigenen Humor ausgestattet, hin und wieder etwas arg moralisierend. Sie geht aber auch mit der ernsten Botschaft einher, dass die Menschheit so nicht mehr weitermachen kann, wenn sie fortbestehen will. Endlich anfangen nachzudenken, der eindringlichen Aufforderung ans Publikum am Ende des Stücks hätte es gar nicht bedurft. Denn nicht nur Gott hat die Nase voll von seiner missratenen Schöpfung Mensch, unser Heimatplanet unübersehbar auch. Insofern ist „Gott in Not“ auch eine brandaktuelle Komödie. Vielleicht können die Posaunentöne auch nicht laut genug sein.

Mit Frank Metzger als Gott, der sich von einem missratenen Psychiater von seinen Depressionen heilen lassen will, Michael Goralczyk als eben dieser Arzt, Daniel Felix Adolf als Teufel und wiederauferstandener Patient und der viel beschäftigten Angelika Hofstetter in gleich fünf Rollen, herrlich als Geliebte mit Domina-Attitüde, steht ein Quartett im Rampenlicht, das die Schauspielkunst wunderbar beherrscht. Mein Favorit an diesem Abend war Michael Goralczyk, der vielseitige Mime ist einfach nur ein Segen für dieses Theater, was aber die Leistungen seiner Kollegen auf keinen Fall schmälern soll. Die Ausstattung des Stücks zwischen Himmel und Erde (Andrea Eisensee) macht das Vergnügen komplett. Regie führte Alejandro Quintana, die Dramaturgie oblag Joris Löschburg.

Letztlich beauftragt Gott mit neuem Glauben an das Gute im Menschen seinen Erzengel Gabriel, den auf Kurs Erde befindlichen, alles auslöschenden Meteoriten noch abzulenken. Oh Herr, wenn es doch nur so einfach wäre!

Nächste Vorstellungen heute 16 Uhr, 6. und 7. August, jeweils 19.30 Uhr, 8. August, 16 Uhr.