Kurz vor Ausschreibung für ein Dorfgemeinschaftshaus mit integrierter Feuerwehr in Priepert haben die Kameradinnen und Kameraden am Sportplatz drei Bäume am vorgesehenen Baufeld gefällt und entsorgt. Als Ausgleich für die Fällung wird die Gemeinde sechs neue Bäume und eine Hecke pflanzen, wie mir Bürgermeister Manfred Giesenberg mitteilte
Der ehrenamtliche Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr erspart der Gemeinde Kosten und sichert einen pünktlichen Baubeginn. Die Ausschreibungsunterlagen sollen bis Ende Februar den interessierten Bauunternehmen zur Verfügung stehen. Diese haben dann vier Wochen Zeit, ihre Angebote einzureichen. Der Baubeginn ist im April vorgesehen.
Manchmal bedauere ich es ja, kein Süßer zu sein. Wie heute in Mirow auf mehr als abgelegenen Pfaden. Ich ging in der Beethovenstraße so für mich hin, als mich an der Nummer 9 ein Verführungsstand überraschte, den ich erstens nicht um diese trauige Jahreszeit und zweitens schon gar nicht in dieser Üppigkeit erwartet hatte. Marmeladen, Liköre, Säfte, da ist alles zu mehr als christlichen Preisen gegen Kasse des Vertrauens ausgelegt. Mehr noch, die fruchtigen Kreationen in beeindruckender Vielfalt dürfen gekostet werden, und die Anbieter nehmen die gekauften Gefäße auch noch gern zurück. Mehr kann man nun wirklich nicht erwarten,
Wer zu alledem Fragen hat, immerhin wird man am Straßenrand nicht alle Tage mit derartiger Üppigkeit konfrontiert, der kann einen Klingelknopf drücken. Ich war schwer beeindruckt. Ergo, mein „Fundstück“ an diesem Wochenende stammt aus Mirow.
Eine Woche Rätselraten um die Ahrensberger Hausbrücke ist vergangen, nun wie versprochen die Auflösung. Zur Erinnerung: Ich wollte von den Lesern wissen, welchem Zweck die Überdachung diente. Von vornherein ausgeschlossen war, dass hier die Fischer ihre Netze getrocknet haben. Auch wurden hier nicht Wilddiebe bei schlechtem Wetter im Trockenen gefilzt. Tatsächlich wurde Wildtieren, die die dunkle Brücke fürchteten, die Flucht aus dem Wildhof erschwert, eingeschlossen von Drewensee, Havel und Wangnitz. Die Überführung wirkte wie das Ende einer Sackgasse, wenn Wild auf den Trichter zugetrieben wurde.
Mein Leser Dr. Reinhard Wilhelmaus Oranienburg, der mich zu dem Ratespiel inspirierte, hat die Situation im Anhang mal auf der Karte weiter unten dargestellt. Im Anhang befindet sich das komplette Quiz der Wesenberger Union-Wasserwanderer, was eine Menge Heimatkunde beinhaltet.
Foto: Bernd Buhrow
Die richtige Antwort wusste natürlich Bernd Buhrow aus Ahrensberg: „Die Brücke wurde als Hausbrücke gebaut, weil man hoffte, dass das Wild vom angrenzenden Wildhof nicht über eine überdachte Brücke geht, da es vor dem eigenen Hufschlag scheut.“ Der Ahrensberger steuert auch noch nebenstehendes Foto von der Brücke kurz nach ihrem Bau 1928 bei.
Fotografenmeister Horst G. Jung aus Neustrelitz schreibt: „Die Hausbrücke hatte die Aufgabe, unkontrollierten Wildwechsel zu verhindern. Wildtiere gehen nicht freiwillig durch eine ‚Röhre‘.“
Kommunale Weitsicht rettet Bauwerk
Riesig gefreut habe ich mich über die Zuschrift von Martin Gohlke, der eine Fülle von Informationen beisteuerte. Mein Leser wusste ebenfalls, dass die Hausbrücke das „unerlaubte Entfernen“ des Jagdwildes im dahinterliegenden Wildhof verhinderte. Auf der Seite nach Düsterförde sei dieser durch einen Zaun abgesperrt gewesen. „Vergessen oder nicht bekannt ist aber der Umstand, dass die Stadt Wesenberg nach der Wende dieses sehr seltene Bauwerk (meines Wissens nur zwei Stück in ganz Deutschland) vor dem Verfall rettete. Es gab für alles und jeden Fördermittel, nur leider nicht dafür. Unser ‚großer Bruder‘, die russischen Truppen in Deutschland, sind aber erst 1994 komplett abgezogen. Bis dahin war die Straße durch den Wildhof nach der Aussage von ‚Kennern‘ Bestandteil der Militärstraßen der russischen Streitkräfte in Deutschland. Um nun ein eventuelles Zusammenbrechen zu verhindern hat die Stadt Wesenberg unter Stadtbaudirektor Gerhard Berner die beiden Doppel-T-Stahlträger) einziehen lassen. Dies sicherte die Brücke, bis es dann nach Jahren doch noch Geld zur Sanierung dieses Kleinods gab. Eine Weitsicht von kommunaler Seite, die heute selten zu finden ist, heute etwas riskieren, um es für morgen zu erhalten.“
Vor vielen Jahren, so mein Blogfreund, habe der Wesenberger Lehrer Klaus Ridder an geschichtsträchtigen Punkten Schilder mit kurzen Erklärungen angebracht, so auch an der Hausbrücke. „Dieses Schild haben wir vor der Sanierung der Brücke 2013 abgenommen. Leider ist nicht mehr viel darauf zu lesen aber es ist jetzt ein guter Anlass, dieses Schild zu erneuern und es wieder anzubringen.“
Witterungsschutz schon vor Jahrhunderten erkannt
Nicht von der Hand zu weisen ist natürlich, was Klaus-Detlef Bachmann schreibt: „Um die Haltbarkeit von Holzbrücken zu verlängern haben die Brückenbauer schon in alten Zeiten (vor 300 Jahren) diese mit einem Haus überbaut. So war die Holzbrücke von der Witterung geschützt, wurde nicht so schnell morsch und es verdoppelte sich nahezu die Lebensdauer.“ Mein Leser schickt mir schöne Bilder von der Hausbrücke, die oben und ganz unten zu sehen sind.
Das mit dem Schutz sieht auch Axel Zander so: „Ist eine einfache Holzbrücke Tag und Nacht den Kräften von Wind und Wetter ausgesetzt, was das Holz relativ schnell verrotten lässt, schützen Dach und Seitenwände einer Hausbrücke diese davor, und lassen deren Lebenszeit deutlich ansteigen.“ Bernd Buhrow hatte dieses Argument übrigens auch mit angeführt.
Claus D. Menschel verfolgt in Priepert meinen Blog. „Von der Hausbrücke über die Zschopau (Hennersdorf, unterhalb der Augustusburg – übrigens auch eine schöne Gegend) weiß ich, dass Hausbrücken gebaut wurden aus Gründen des Verwitterungsschutzes. Ein Holzdach ist einfacher reparierbar als eine ganze Brücke. Da früher viele Brücken mit Holz gebaut wurden, waren zumindest in Sachsen und Thüringen Hausbrücken früher weit verbreitet. Der Grund könnte durchaus auch für die Ahrensberger Brücke zutreffen.“ Beim Scannen alter Familienfotos ist ihm nebenstehendes Urlaubsbild aus dem Jahr 1982 in die Hände gefallen.
Susanne Gebühr aus Neustrelitz liegt ebenfalls nicht ganz falsch. „Auch in anderen Gegenden von Deutschland sind wir über derartige Hausbrücken gewandert. Meist dienen bzw. dienten sie dazu, durch Flüsse getrennte Stadtteile miteinander zu verbinden . Oft trennten bzw. trennen sie ehemalige Fürstentümer oder auch Bundesländer voneinander, früher wurde dort Zoll erhoben.“ Tatsächlich markiert die Ahrensberger Brücke die Grenze zwischen Mecklenburg-Strelitz und der zu Mecklenburg-Schwerin gehörenden Enklave Ahrensberg. Dr. Rajko Lippert aus Wesenberg dazu: „Und so wurde auch verhindert, dass das wertvolle Wild illegal die Grenze überquert.“ So richtig überwacht worden sei die Grenze allerdings nie. Sie habe erst an Bedeutung erlangt, als im 1. Weltkrieg die Schweriner Lebensmittelkarten zwar in Ahrensberg, aber nicht in Strelitz galten.
Heute hat mich nun auch noch ein Foto von Jürgen Ruhe erreicht, das zeigt, wie trefflich es sich unterhalb der Brücke beim Ahrensberger Fischer rasten lässt. Ich hatte dafür auch schon die Trommel gerührt.
Großes Theater war am gestrigen Sonnabendabend in Neustrelitz zu erleben. Auf der Landesbühne hatte Thomas Vinterbergs Schauspiel „Das Fest“ in der Inszenierung von Andreas Nathusius Premiere. Will man dazu eine Rezension schreiben, gilt es zuallererst zu beantworten, ob die Aufführung unter die Haut gegangen ist. Aber ja! Um nichts Schlimmeres als Kindesmissbrauch geht es, da sollte es selbstverständlich sein, und doch ist es den Neustrelitzer Theatermachern gelungen, sich geradezu ihres Publikums zu bemächtigen. Es dankte ihnen mit minutenlangem Applaus und Bravorufen, die wie eine Befreiung waren nach einer Stunde und 45 Minuten atemloser Spannung.
In eine Pause werden die Zuschauer wohl bewusst nicht entlassen, sie hingen aber auch geradezu an den Lippen der Mimen, und war es mal still auf der Bühne, hätte man vor geballter Erwartung im Saal die berühmte Stecknadel fallen hören. Das karge Bühnenbild – eine Festtafel, ein Klavier und viele weiße Vorhänge – fokussierte auf jeden Satz, und zwischen den Szenen hielten grelles Licht und zur Unerträglichkeit verzerrte Basstöne die Spannung oben und brachten die Theatergänger an den Rand einer kollektiven Migräne.
Michael Goralczyk (Christian), Momo Böhnke (Michael, rechts)
Michael Goralczyk als Missbrauchsopfer Christian und Frank Metzger als Vergewaltiger und Vater Helge ragen aus der starken Ensembleleistung heraus. Ein Segen, dass unser Theater solche Schauspieler aufbieten kann! „Wir haben nie verstanden, warum du das mit uns gemacht hast“, sagt Christian auch im Namen seiner Zwillingsschwester, die sich umgebracht hat. Und Helge antwortet: „Ihr ward nicht mehr wert.“ Da hatte die Fassungslosigkeit auf der Reise durch die Abgründe einer Familie ihren Höhepunkt erreicht, und mein Sitznachbar vergewisserte sich noch einmal, ob er sich auch nicht verhört habe. Aber auch Angelika Hofstetter als Mutter Else, die bei den Schandtaten ihres Mannes bewusst weggeschaut hat und ihn fast bis zuletzt verteidigt, Anika Kleinke als weitere Tochter Helene und Momo Böhnke als Sohn Michael mit Josefin Ristau als Ehefrau Mette, Steven Nowacki, Dirk Schmidt, Martina Block, Sven Jenkel, Marie Förster, Benjamin Muth, Thomas Pötzsch, Lothar Missuweit und Carl August Zabel als Kind von Mette und Michael wurden zurecht von den Zuschauern gefeiert.