Der 1972 an die Neustrelitzer Orangerie nordwestlich angebaute Küchentrakt, der die klassizistische Gestalt des Ensembles stark beeinträchtigt hat, wird derzeit komplett abgebrochen. Dort, wo sich der Anbau befand, sollen wieder eine Pergola entstehen sowie ein Café errichtet werden.
Die Pergola wird im Sinne der Gestaltung der Anlage um 1842/43 als moderne Variante aus Stahlbetonpfeilern wieder erbaut, wie es von der Staatlichen Bau- und Liegenschaftsverwaltung MV heißt. Die denkmalgerechte Wiederherstellung des Schlossgartens Neustrelitz in allen ihren Bauabschnitten wird von der Europäischen Union unterstützt.
Das Projekt „Virtuelle Darstellung des Neustrelitzer Residenzschlosses“, hier im Blog ausführlich begleitet, ist 2020 mächtig vorangekommen. Mein Neustrelitzer Blogfreund Holger Wilfarth hat mich auf den aktuellen Stand gebracht und hofft, dass das Vorhaben des Residenzschlossvereins im kommenden Jahr abgeschlossen werden kann.
Ziel ist es, das 1945 ausgebrannte und 1949 durch drei Sprengungen oberirdisch zerstörte Schloss wieder so erlebbar zu machen, als wenn es als Gebäude noch existierte. Damit soll der Residenzstadt Neustrelitz ein Teil ihrer historischen Identität zurückgegeben werden. Zuletzt konnten die Abschnitte 1 und 2 des Gebäudes auf der Stadtseite fertiggestellt werden, siehe Bild oben. Die anderen farblich gekennzeichneten Bereiche des Schlosses auf der Hofseite Richtung Tiergarten müssen noch digitalisiert werden.Unter www.residenzschloss-verein.de findet sich, wie für das ambitionierte Vorhaben gespendet werden kann.
Holger Wilfarth hat mich auch noch auf einen ganz besonderen Kalender aufmerksam gemacht. Bereits für das Jahr 2010 hat er die „Mecklenburg-Strelitzer Kalenderblätter“ herausgebracht. 2021 hat das mit vielen schönen Bildern und noch mehr Informationen gespickte Werk die Zeit wieder eingeholt und zeigt erneut korrekt Datum und dazugehörigen Wochentag. Wenn das keine Nachhaltigkeit ist! Zu kaufen ist der Kalender in der Neustrelitzer Buchhandlung Wilke in der Strelitzer Straße und bei Feinkost-Röwer in der Glambecker Straße.
Die Haushaltspolitiker haben heute den Haushalt der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien für das Jahr 2021 beraten. In der Residenzstadt Neustrelitz steuert der Bund für den Wiederaufbau des Schlossturmes in historischer Form und Dimension zwei Millionen Euro bei. „Mit dem Rekonstruktionsbau erhält die Stadt ein prägendes Merkmal ihrer Silhouette im Herzen des Ortes zurück“, wie der haushaltspolitische Sprecher und Vorsitzende der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Eckhardt Rehberg mitteilt.
Für den Erhalt, des für die Identität Mecklenburgs so wichtigen Ensembles auf und rund um die Schlossinsel in Mirow stehen 2,8 Millionen Euro Bundesanteil für das Untere Schloss zur Verfügung.
Bei den hier abgebildeten Turmansichten wird von einem Anbau weiterer Teile des Residenzschlosses ausgegangen. Foto: Architectura virtualis/Holger Wilfarth
Die Planungsleistungen für den Neubau des Neustrelitzer Schlossturms in seiner historischen Gestalt sind vergeben. Darüber informierte Bürgermeister Andreas Grund am Abend bei der konstituierenden Sitzung des Beirates für das Schlossareal (Strelizius berichtete). Zum Vorsitzenden des Gremiums wurde Stadtpräsident Ernst-August von der Wense gewählt, sein Stellvertreter ist der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Stadtvertretung Helge Oehlschläger.
Wie weiter zu erfahren war, wird der Schlossturm als „Kaltbau“, also ohne Heizung errichtet. Beräumung von Bewuchs und die Vergrämung der Fledermäuse im Schlosskeller sollen noch bis in den November andauern. Die Diskussion über die Ausgestaltung des Turms wird am 29. Januar kommenden Jahres auf der dann 4. Schlossberg-Konferenz in der Residenzstadt fortgesetzt.
Gute Nachrichten gibt es auch zur Orangerie, die 2022 wiedereröffnet werden und den Gastronomiebetrieb fortsetzen soll. Für das „Parkhaus“ in Neustrelitz, Großherzogliches Palais und letztes Repräsentationsgebäude des Strelitzer Fürstenhauses, gibt es nach seiner Rückübereignung an das Land (Strelitzius berichtete) mehrere Bieter, die noch im Rennen sind.
Der Förderverein der Liepener Kirche und Orgel nimmt auch in diesem Jahr wieder am Tag des offenen Denkmals teil. Und das sogar doppelt – nämlich virtuell und live vor Ort. In Eigenregie wurde ein kurzer Film gedreht, in dem Verein und Anliegen vorgstellt werden.
Unter Einhaltung aller Auflagen wird am kommenden Sonntag, den 13. September, zwischen 11 und 18 Uhr die kleine Dorfkirche in Liepen für Besucher geöffnet. Besondere Aufmerksamkeit wird dieses Jahr auf die restaurierungsbedürftige Orgel lenken. Die original erhaltene Grüneberg-Orgel ist leider nicht mehr spielbar. Aber jetzt kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie sie klingen würde.
Dazu hat das Vereinsmitglied Michael Obst auf der Orgel im benachbarten Kratzeburg ein paar Stücke eingespielt, welche die Besucher am Sonntag in der Liepener Kirche hören können. Der Verein freut sich über Spenden für die Sanierung von Orgel und Empore sowie die Wiederherstellung der Bleiglasfenster und die Ausbesserung des Mauerwerks.
Anlässlich des bundesweiten Tages des offenen Denkmals am 13. September lädt der Förderverein Jahn-Kapelle Klein Vielen zur Besichtigung des Bauwerkes ein. Darüber hat mich dessen Vorsitzende Dr. Annegret Stein informiert. Für die Restaurierung der Jahn-Kapelle in Klein Vielen ist der 3. Bauabschnitt angebrochen (Strelitzius berichtete): 16 Fialen, 15 Fenster und das Eingangsportal sollen in diesem Abschnitt nach Möglichkeit vollendet werden.
Momentan kann man vom Gerüst aus sehen, wie eine Fiale aufgebaut wird. Das sind die kleinen Ziertürmchen, die auf den beiden Dachflächen der Kapelle stehen, auf jeder Ecke des achteckigen Baus also zwei übereinander. Sie betonen das Aufwärts-Streben des neugotischen Baus von 1851.
Besucher zum Tag des offenen Denkmals werden am 13. September zwischen 12 und 17 Uhr an der Jahn-Kapelle erwartet.
Schloss Mirow öffnet nach achtwöchiger Corona-Pause am morgigen Dienstag wieder seine Tür für Besucher. Die Schließzeit wurde unter anderem dafür genutzt, eine ausführliche Stuckreinigung in allen Räumen inklusive des zehn Meter hohen Festsaals durchzuführen. So strahlt das Schloss jetzt wieder in altem Glanz.
Unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsauflagen können Gäste zu den regulären Sommeröffnungszeiten (täglich 10 bis 18 Uhr) das Schloss besuchen. Führungen werden allerdings derzeit zur Wahrung der Abstandsregeln nicht angeboten. Wie alle Häuser der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen M-V wird auch Schloss Mirow bis 24. Mai allen Besuchern freien Eintritt gewähren.
Aufregende neue Bilder von der virtuellen Wiederauferstehung des Neustrelitzer Residenzschlosses hat mir mein Blogpartner Hoger Wilfarth vom Neustrelitzer Büro für Nachhaltigkeit geschickt. Der Residenzschlossverein Neustrelitz, dessen Mitglied mein Blogfreund ist, konnte sich wie berichtet über unverhoffte Spenden freuen, die das ambitionierte Projekt gehörig vorangebracht haben.
Hier zu sehen sind neu die Theater- (oben) und die Stadtfassade (ganz unten). Dazwischen ist das Schloss in der bereits vorher fertiggestellten Schlossgarten-Ansicht zu bewundern. Noch nicht fertig digital rekonstruiert bleibt die Tiergartenseite des Feudalbaus.
Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern hat informiert, dass das Gebäudeensemble Neustrelitzer Straße 49 bis 109 und die Geschwister-Scholl-Straße 1 a in Neubrandenburg unter Denkmalschutz gestellt werden. Somit ist das Wohngebiet in der Neustrelitzer Straße künftig als Teil der Denkmalliste der Vier-Tore-Stadt zu führen. Konstituierende Elemente des Wohngebietes wurden in der Reihenfolge ihrer Wertigkeit als Denkmal vom Landesamt dargestellt. Dabei handelt es sich um:
die städtebauliche Anlage der im Wesentlichen in vier Gruppen gegliederten und Höfe ausbildenden 15 Baukörper von 11 bis 14 Geschossen samt Kaufhalle und Kindereinrichtung
die architektonische Gestaltung aus Grundelementen der Wohnungsbauserie 70 (WBS 70) mit ihren rasterförmigen Fassaden, den verschiedenen Oberflächen aus Keramik und Putzen unterschiedlicher Körnung sowie dem damit einhergehenden Eindruck der „Plattenbauweise“
die vier großflächigen Wandbilder von Wolfram Schubert sowie die Material- und Farbvariationen in den Oberflächen der normierten Großtafeln und Brüstungselemente
die Gestaltung der Erdgeschosszone mit kleinen Läden
die Freiraumgestaltung mit Wegebeziehungen, insbesondere Hochbeete und Treppen
Das Landesamt hat die Denkmalwürdigkeit des Objektes festgestellt und begründet dies unter anderem damit, dass das in den Jahren 1980 bis 1985 errichtete Wohngebiet „ein abwechslungsreich strukturiertes und funktional organisiertes Ensemble von besonderer städtebaulicher Qualität und von hohem baugeschichtlichem und künstlerischen Wert“ ist. Erreicht wird dies, so heißt es in der Begründung, durch die „architektonische Anwendung der Grundelemente aus der WBS 70-Serie, die das wesentliche Mittel des Wohnungsbaus in den letzten beiden Jahrzehnten der DDR war.“
Eine Woche Rätselraten um die Ahrensberger Hausbrücke ist vergangen, nun wie versprochen die Auflösung. Zur Erinnerung: Ich wollte von den Lesern wissen, welchem Zweck die Überdachung diente. Von vornherein ausgeschlossen war, dass hier die Fischer ihre Netze getrocknet haben. Auch wurden hier nicht Wilddiebe bei schlechtem Wetter im Trockenen gefilzt. Tatsächlich wurde Wildtieren, die die dunkle Brücke fürchteten, die Flucht aus dem Wildhof erschwert, eingeschlossen von Drewensee, Havel und Wangnitz. Die Überführung wirkte wie das Ende einer Sackgasse, wenn Wild auf den Trichter zugetrieben wurde.
Mein Leser Dr. Reinhard Wilhelmaus Oranienburg, der mich zu dem Ratespiel inspirierte, hat die Situation im Anhang mal auf der Karte weiter unten dargestellt. Im Anhang befindet sich das komplette Quiz der Wesenberger Union-Wasserwanderer, was eine Menge Heimatkunde beinhaltet.
Foto: Bernd Buhrow
Die richtige Antwort wusste natürlich Bernd Buhrow aus Ahrensberg: „Die Brücke wurde als Hausbrücke gebaut, weil man hoffte, dass das Wild vom angrenzenden Wildhof nicht über eine überdachte Brücke geht, da es vor dem eigenen Hufschlag scheut.“ Der Ahrensberger steuert auch noch nebenstehendes Foto von der Brücke kurz nach ihrem Bau 1928 bei.
Fotografenmeister Horst G. Jung aus Neustrelitz schreibt: „Die Hausbrücke hatte die Aufgabe, unkontrollierten Wildwechsel zu verhindern. Wildtiere gehen nicht freiwillig durch eine ‚Röhre‘.“
Kommunale Weitsicht rettet Bauwerk
Riesig gefreut habe ich mich über die Zuschrift von Martin Gohlke, der eine Fülle von Informationen beisteuerte. Mein Leser wusste ebenfalls, dass die Hausbrücke das „unerlaubte Entfernen“ des Jagdwildes im dahinterliegenden Wildhof verhinderte. Auf der Seite nach Düsterförde sei dieser durch einen Zaun abgesperrt gewesen. „Vergessen oder nicht bekannt ist aber der Umstand, dass die Stadt Wesenberg nach der Wende dieses sehr seltene Bauwerk (meines Wissens nur zwei Stück in ganz Deutschland) vor dem Verfall rettete. Es gab für alles und jeden Fördermittel, nur leider nicht dafür. Unser ‚großer Bruder‘, die russischen Truppen in Deutschland, sind aber erst 1994 komplett abgezogen. Bis dahin war die Straße durch den Wildhof nach der Aussage von ‚Kennern‘ Bestandteil der Militärstraßen der russischen Streitkräfte in Deutschland. Um nun ein eventuelles Zusammenbrechen zu verhindern hat die Stadt Wesenberg unter Stadtbaudirektor Gerhard Berner die beiden Doppel-T-Stahlträger) einziehen lassen. Dies sicherte die Brücke, bis es dann nach Jahren doch noch Geld zur Sanierung dieses Kleinods gab. Eine Weitsicht von kommunaler Seite, die heute selten zu finden ist, heute etwas riskieren, um es für morgen zu erhalten.“
Vor vielen Jahren, so mein Blogfreund, habe der Wesenberger Lehrer Klaus Ridder an geschichtsträchtigen Punkten Schilder mit kurzen Erklärungen angebracht, so auch an der Hausbrücke. „Dieses Schild haben wir vor der Sanierung der Brücke 2013 abgenommen. Leider ist nicht mehr viel darauf zu lesen aber es ist jetzt ein guter Anlass, dieses Schild zu erneuern und es wieder anzubringen.“
Witterungsschutz schon vor Jahrhunderten erkannt
Nicht von der Hand zu weisen ist natürlich, was Klaus-Detlef Bachmann schreibt: „Um die Haltbarkeit von Holzbrücken zu verlängern haben die Brückenbauer schon in alten Zeiten (vor 300 Jahren) diese mit einem Haus überbaut. So war die Holzbrücke von der Witterung geschützt, wurde nicht so schnell morsch und es verdoppelte sich nahezu die Lebensdauer.“ Mein Leser schickt mir schöne Bilder von der Hausbrücke, die oben und ganz unten zu sehen sind.
Das mit dem Schutz sieht auch Axel Zander so: „Ist eine einfache Holzbrücke Tag und Nacht den Kräften von Wind und Wetter ausgesetzt, was das Holz relativ schnell verrotten lässt, schützen Dach und Seitenwände einer Hausbrücke diese davor, und lassen deren Lebenszeit deutlich ansteigen.“ Bernd Buhrow hatte dieses Argument übrigens auch mit angeführt.
Claus D. Menschel verfolgt in Priepert meinen Blog. „Von der Hausbrücke über die Zschopau (Hennersdorf, unterhalb der Augustusburg – übrigens auch eine schöne Gegend) weiß ich, dass Hausbrücken gebaut wurden aus Gründen des Verwitterungsschutzes. Ein Holzdach ist einfacher reparierbar als eine ganze Brücke. Da früher viele Brücken mit Holz gebaut wurden, waren zumindest in Sachsen und Thüringen Hausbrücken früher weit verbreitet. Der Grund könnte durchaus auch für die Ahrensberger Brücke zutreffen.“ Beim Scannen alter Familienfotos ist ihm nebenstehendes Urlaubsbild aus dem Jahr 1982 in die Hände gefallen.
Susanne Gebühr aus Neustrelitz liegt ebenfalls nicht ganz falsch. „Auch in anderen Gegenden von Deutschland sind wir über derartige Hausbrücken gewandert. Meist dienen bzw. dienten sie dazu, durch Flüsse getrennte Stadtteile miteinander zu verbinden . Oft trennten bzw. trennen sie ehemalige Fürstentümer oder auch Bundesländer voneinander, früher wurde dort Zoll erhoben.“ Tatsächlich markiert die Ahrensberger Brücke die Grenze zwischen Mecklenburg-Strelitz und der zu Mecklenburg-Schwerin gehörenden Enklave Ahrensberg. Dr. Rajko Lippert aus Wesenberg dazu: „Und so wurde auch verhindert, dass das wertvolle Wild illegal die Grenze überquert.“ So richtig überwacht worden sei die Grenze allerdings nie. Sie habe erst an Bedeutung erlangt, als im 1. Weltkrieg die Schweriner Lebensmittelkarten zwar in Ahrensberg, aber nicht in Strelitz galten.
Heute hat mich nun auch noch ein Foto von Jürgen Ruhe erreicht, das zeigt, wie trefflich es sich unterhalb der Brücke beim Ahrensberger Fischer rasten lässt. Ich hatte dafür auch schon die Trommel gerührt.