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Mehrere Stadtführer waren auf den Schlossberg gekommen, um die virtuelle Realität zu erleben und ihre Fragen an Holger Wilfarth (links) und Jürgen Haase (rechts) zu richten.

Ich habe heute gegen 16.15 Uhr auf dem Hof des Neustrelitzer Residenzschlosses gestanden. Mehr noch, als ich mich auf dem Absatz drehte, waren da Richtung Hirschtor links und rechts zwei Kavaliershäuser zu sehen. Auch ein Blick in den berühmten Gelben Saal, in dem am 29. Januar 1919 die erste demokratische Landesverfassung Deutschlands vom Mecklenburg-Strelitzer Landtag verabschiedet wurde, war mir vergönnt. Möglich wurde das beeindruckende dreidimensionale Seherlebnis durch eine sogenannten VR-Brille (Virtual Reality).

Mehrere Stadtführer waren gleich mir einer Einladung des Neustrelitzers Holger Wilfarth und des Residenzschlossvereins auf den Schlossberg gefolgt. Und, es hat sich gelohnt, ein toller Moment, als plötzlich die originalgetreue Fassade des verlorenen Schlosses emporwuchs. Mein Blogpartner Wilfarth treibt bekanntlich seit Jahren mit Unterstützung des Vereins mit dem Büro Architectura Virtualis die Digitalisierung des Schlosses voran und hat nun das bisherige Ergebnis seiner Arbeit auf die VR-Brille spielen lassen. “Ich habe das Gerät einem alten Neustrelitzer aufgesetzt, der das Schloss noch aus seiner Zeit als Fünfjähriger kannte, und plötzlich waren alle Erinnerungen wieder da”, erzählte mir Holger Wilfarth. Leider gibt es erst die eine Brille, alles andere ist Zukunftsmusik. Denkbar wäre, dass Besuchern des Schlossberges künftig diese kleine Attraktion geboten wird, etwa bei der Besichtigung des wiedererrichteten Schlossturms.

Aber bis dahin geht wohl weiter viel Zeit ins Land, wie Jürgen Haase, Vorsitzender des Residenzschlossverein, auf Anfrage der Stadtführer beklagte. Es sei binnen eines Jahres nicht einmal gelungen, das Grundstück für den Turmbau vom Land auf die Stadt zu übertragen. Beide Seiten bezichtigen sich gegenseitig der Versäumnisse. Haase machte auch noch einmal klar, dass der Turm mit Aufzug und Innentreppe lediglich Platz bieten werde, das frühere Residenzschloss und Neustrelitz als Orte der Demokratiegeschichte zu würdigen. Zudem hänge davon auch die Förderung des Bundes ab. Unter anderem hatte es die fixe Idee eines Stadtvertreters gegeben, hier eine Landestourismusakademie unterzubringen.

Unterdessen werden Holger Wilfarth und der Residenzschlossverein das Digitalprojekt weiter vorantreiben. Nach Vollendung der Fassade wird der Gelbe Saal Schwerpunkt, von dem bislang erst der Fußboden und zwei Wände digitalisiert sind. Natürlich sind die Beteiligten immer froh über Spenden.