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Offensichtlich bin ich prominenter, als ich dachte. So muss sich herumgesprochen haben, dass ich erstens auf einem Berg wohne und zweitens der Kategorie Ü 60 zuzuordnen bin. Jedenfalls hat man mir wohlmeinend eine “Beschleunigerin” an den Abhang gehängt. Und das gleich mehrfach. Die liberale Dame mit dem wohlklingenden Doppelnamen, die dort an den Laternenpfählen prangt und mit mir ein accent aigu, also einen Strich über dem “e” teilt, beschleunigt in der Tat meinen Puls. Aber das nicht, weil sie in ihrer strahlenden Jugend durchaus erfreulich aussieht. Die Parolen sind so unglaublich doof, die sie zu verkünden hat. So könne MV mit seinen 26 Jahren “noch alles werden”. Na, ich weiß ja nicht.
Da lobe ich mir den linken Gegenkandidaten, den mit der Absicht, zu erhalten und zu entwickeln. Von dem ist wenigstens zu erfahren, dass er Mecklenburg-Vorpommern lieb hat. Habe ich übrigens auch. Und der junge Mann präsentiert voll originell zu seinem bärtigen Antlitz noch etwas, was andere im Wahlkampf nicht zeigen: auf der anderen Seite vom Pfahl seinen Hinterkopf. Da verzeihe ich ihm glatt, dass er wieder diese Mütze trägt. Von der wird nämlich in Strelitzien getratscht, dass er sie auch im Bett nicht absetzt. Markenzeichen ist eben Markenzeichen. Immerhin hat er sich zur Feier seiner Kandidatur ein weißes Hemd angezogen.
Sagenhafte Genossen und viel Wind ohne Windkraftanlagen
Die nicht ganz so linken Genossen haben sich zum Teil die falschen Laternen ausgesucht. Wie kann man sich nur mit der Müritz-Saga an einem Pfahl paaren!?!. Ganz dumm gelaufen. Irgendwie nagt das doch ein bisschen an der Glaubwürdigkeit. Besonders spricht mich hingegen an, dass ein Alternativer die GEZ für Deutschland abschaffen will. Endlich mal einer, fast hätte er mich gehabt! Die Windkraftgegner scheinen breiter gestreut. Ein Schelm, der da an Populismus denkt. Nur gibt es in meiner Kleinseenplatte keine Windkraftanlagen, wir sind hier ein einziges Ausschlusskriterium. Vielleicht wussten die Wahlkämpfer das nicht, als sie ihr Material ein bisschen vergeudeten.
Mein absoluter Favorit aber hat seinen Hut in Neubrandenburg in den Ring geworfen. Der gute Mann lässt undercover seine Partei Partei sein und benutzt einfach nur seinen Namen, um vom Straßenrand aus schöne Ferien zu wünschen. Das ist an Selbstbewusstsein kaum zu übertreffen. So prominent bin ich dann doch noch nicht. Umgekehrt hoffe ich für den Vier-Tore-Kämpen, dass sein Bekanntheitsgrad ausreicht. Dann wäre zumindest bewiesen, dass es auch anders geht.
Übrigens stand für mich schon vor dem großen Plakatehängen fest, wo ich meine Kreuze mache. Das schreibe ich nur, weil im Umfeld meines Hauses noch ein paar Laternen frei sind. Es wäre vergebliche Liebesmüh, sie zu bepflastern.