Mit einer Projektion an der Fassade der Stadtkirche Neustrelitz wird das Jugendforum innerhalb der Partnerschaft für Demokratie unter seinem Vorsitzenden Maurice am kommenden Montag, 30. November, zwischen 17 und 18 Uhr ein Zeichen setzen. Seit 19 Jahren wird der Tag der Städte für das Leben – gegen die Todesstrafe begangen. Städte in aller Welt bekennen sich damit zu dem humanen Anliegen, die Todesstrafe weltweit abzuschaffen und mobilisieren an diesem Tag für Menschlichkeit und für die Achtung der Menschenrechte. Neustrelitz ist gemeinsam mit über 200 weiteren Städten in Deutschland Teil dieses weltweiten Städtenetzwerkes.
Vorab wird weiteres Filmmaterial des Jugendforums zu dem Thema online gezeigt – auf den Facebookseiten des Jugendbeirates Neustrelitz, des Aktionsbündnisses „Vielfalt statt Einfalt“ oder auf den Internetseiten der evangelischen Kirchengemeinde und des Kunsthauses.
Ein bundesweites Projekt hat das ehemalige Residenzschloss in Neustrelitz als Ort der Demokratiegeschichte identifiziert. Es gehört zu einer ersten Liste mit 100 Standorten, an denen die lange und wechselvolle Geschichte der Demokratie in Deutschland beispielhaft ablesbar ist. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ und mit Förderung durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien hat der in Weimar ansässige Weimarer Republik e.V. die Liste erarbeitet und auf der Internetplattform www.demokratie-geschichte.de der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
„Wir laden dazu ein, in den einzelnen Regionen nach den Wurzeln unserer heutigen Demokratie zu suchen“, erklärt Projektleiter Dr. Markus Lang. Die Geschichte der deutschen Demokratie sei noch immer relativ unbekannt; zahlreiche Orte, an denen wichtige Ereignisse auf dem Weg zu Freiheit, Grundrechten und Partizipation stattfanden, seien in Vergessenheit geraten. Sie besser zu kennen, wäre für die Bundesrepublik ein großer Gewinn, denn dadurch werde deutlich: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern wurde erkämpft und muss tagtäglich verteidigt werden.
Die traditionelle Neubrandenburger Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht am 9. November 1938 konnte in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie geplant durchgeführt werden. Stattdessen legten Stadtpräsident Dieter Stegemann und Oberbürgermeister Silvio Witt heute in einer sogenannten stummen Veranstaltung ohne Gäste Kränze am Synagogenplatz nieder.
In einer aus Anlass des Gedenkens veröffentlichten Rede stellte der Oberbürgermeister heraus, dass Antisemitismus in Deutschland wieder verstärkt eine Rolle spiele. „Nicht erst seit dem Attentat in Halle fühlen sich viele Menschen jüdischen Glaubens nicht mehr sicher in Deutschland. Unsere Geschichte macht es uns zur Verantwortung, dagegen einzustehen.“ Gerade in sozialen Medien würden Beschimpfungen und Beleidigungen wieder alltäglich und fänden antisemitische Verschwörungstheorien Raum.
„Wir sollten das beklagen und kritisieren“, betonte Witt. „Das ist unsere gemeinsame Aufgabe, genau wie im Fall rassistischer, diskriminierender, oder frauenverachtender Kommentare, egal ob im Internet oder im täglichen Leben. Die Stimme derer, die solche Gedanken ablehnen, die für Akzeptanz und gegenseitigen Respekt stehen, muss ebenso laut und deutlich zu hören sein.“ Die komplette Rede von Silvio Witt hier im Anhang.
Am „Tag der Vereine“ Ende September haben sich über 70 Teilnehmer*innen und Helfer*innen aus mehr als 25 Vereinen, Initiativen, (Wohlfahrts-)Organisationen und Fördermittelgebern auf dem Domjüch-Gelände getroffen, um sich über die ehrenamtliche Arbeit in Neustrelitz auszutauschen. In der Podiumsdiskussion und den Workshops kamen viele verschiedene Punkte auf den Tisch – es ging um die Folgen des Corona-Lockdowns, Hygienekonzepte für Veranstaltungen, Fragen zu Projektförderungen und darum, wie das Neustrelitzer Netzwerk von Ehrenamtlichen und Vereinen ausgebaut und unterstützt werden kann.
Große Einigkeit bestand bei den Teilnehmer*innen darin, dass es eine Folgeveranstaltung für das Neustrelitzer Ehrenamts-Netzwerk geben soll. Sie findet am 4. November um 17 Uhr statt, Tagesordnung und Ort des Treffens werden noch bekanntgegeben, so Dr. Monique Wölk von der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Neustrelitz. Ziel sei es, die Vernetzung und den Austausch über konkrete Themen und Fragen der ehrenamtlichen Arbeit und der Vereinsarbeit gemeinsam zu organisieren. Anmeldungen sind schon jetzt möglich unter 0151 40639237 oder Monique.Woelk@cjd-nord.de
Wie beim „Tag der Vereine“ berichtet wurde, können über die Bundesstiftung für Ehrenamt und Engagement für kurzfristig umsetzbare Projekte bis zum Ende des Jahres noch Fördermittel ausgegeben werden. Für das kommende Jahr stehen ebenfalls Fördermittel bereit. Mehr Informationen dazu unter https://www.deutsche-stiftung-engagement-und-ehrenamt.de/foerderung/
Bis zu 30 Personen haben sich am gestrigen Sonnabend auf dem Neustrelitzer Markt an einer Mahnwache unter dem Motto „Wirsindmehr – Vielfalt statt Einfalt“ beteiligt. Anlass war ein von der AfD angekündigter Autokorso (Strelitzius berichtete). Die Teilnehmer an der Mahnwache kamen aus ganz unterschiedlichen politischen wie auch gesellschaftlichen Bereichen, berichtet mir seitens der Organisatoren Dr. Thomas Viß von den LINKEN.
„Geeint hat alle, dass Sie ein freundliches Gesicht für Vielfalt und Toleranz zeigen wollten. Von den Parteien waren LINKE, Grüne, SPD sowie CDU vertreten. Besonders gefreut hat mich die Unterstützung des Stadtpräsidenten Ernst-August von der Wense, der uns auch im Vorfeld geholfen hat“, so Viß.
Ein besonderes Highlight sei die musikalische Begleitung durch Kantor Lukas Storch sowie Pastorin Cornelia Seidel gewesen. „Wir waren mit tollen Liedern gut zu hören und die Leute hatten sichtlich Freude. Frau Seidel hat für uns sogar an ihrem Geburtstag den Vormittag geopfert“, stellt der Linkspolitiker heraus. „Wir waren mehr, wir waren lauter, wir waren schöner.“
Das Netzwerk „Vielfalt statt Einfalt“ ruft an diesem Sonnabend zwischen 10 und 11.30 Uhr zur Mahnwache auf dem Neustrelitzer Marktplatz vor der Stadtkirche auf. „Wir wollen friedlich Gesicht zeigen und ein Zeichen gegen demokratiefeindliche Kräfte setzen, die zu einem Korso in der Region gegen behauptete Beschränkungen der Freiheit aufrufen. Parteien und Personen, die für sich selbst Freiheit einfordern, diese aber für Minderheiten beschränken, dürfen keine Plattform bekommen“, heißt es in dem Aufruf.
Gemeinsam mit den Ortsgruppen der LINKEN, GRÜNEN, Kirchenvertretern und weiteren demokratischen Kräften werde eine wirkliche Alternative geboten und zu friedlichen Gesprächen und gemeinsamem Gesang eingeladen. „Musik ist angenehmer als knatternde Motoren“ findet Thomas Fiß, der gemeinsam mit zahlreichen Personen auf dem Markt auf vielfältige musikalische Beiträge hofft. Natürlich werde darum gebeten, die coronabedingten Schutzmaßnahmen einzuhalten,auf Abstand zu bleiben und eine Mund-Nasen-Maske zu tragen.
Der Residenzschlossverein Neustrelitz kann jetzt auch online bundesweit und darüber hinaus über seine Ziele informieren. Möglich macht es die Aufnahme Ende Mai dieses Jahres in das Netzwerk „Orte der Demokratiegeschichte“ (Strelitzius berichtete). Wie mir mein Neustrelitzer Blogfreund Holger Wilfarth mitteilte, ist im Internet unter www.demokratie-geschichte.de nunmehr ausführlich über den Neustrelitzer Verein und das Residenzschloss zu lesen.
Mit Besorgnis hat der Verein queerNB den sogenannten „Spaziergang“ mehrerer hundert Menschen am Montagabend durch die Neubrandenburger Innenstadt kommentiert. Sie waren einem Aufruf über die sozialen Netzwerke gefolgt, um gegen die aus ihrer Sicht überzogenen Corona-Maßnahmen der Bundesregierung zu demonstrieren. Eine Gegendemonstrantin sei verletzt worden, so der Verein in einer Pressemitteilung. Seitens der Polizei gibt es bislang keine Angaben zu der Aktion. Der nächste „Montagsspaziergang“ sei bereits angekündigt worden, heißt es bei queerNB.
Vereinsvorsitzender Marcel Spittel: „Bei dem gestrigen Protest haben sich Gruppen zusammengetan, die bislang vermeintlich keine Berührungspunkte hatten.“ Seite an Seite seien AfD- und CDU-Ratsherren mit Esoteriker*innen und Verschwörungstheoretiker*innen gelaufen. „Aufgegriffen wurden dabei Narrative, die bereits seit dem Aufschwung der neuen Rechten zu beobachten sind. Teils berechtigte und ernstzunehmende Sorgen vermengen sich dabei mit wirrer Kritik ‚gegen die da oben’und dem Aufruf zum ‚Widerstand‘. Auch wenn die Demonstrierenden gestern versuchten sich harmlos zu zeigen, bilden sie das Einfallstor für demokratiefeindliche Positionen“, so Spittel.
Gewalt gegen Andersdenkende dürfe in Neubrandenburg keinen Platz haben und sei durch nichts zu rechtfertigen! „Die Krise können wir nur solidarisch und friedlich meistern.“
Mt einem Bild von Wilfried Baganz und zwei neuen digitalen Ansichten des Feudalbaus hat der Neustrelitzer Residenzschlossaktivist Holger Wilfarth an den Schlossbrand vor 75 Jahren erinnert. Jeder habe so seine Geschichte davon, schreibt er mir. Für ihr erscheine die Schilderung von Carl-Friedrich Vahrenkamp am nachvollziehbarsten. Dieser wohnte 1945 in der Parkstraße 1. Die russischen Truppen standen am 29. April mit Panzern quasi vor seiner Haustür und wurden von deutschen Flugzeugen mit Leuchtspurmunition beschossen. Er ist der Auffassung, dass eines oder mehrerer dieser Geschosse den Dachstuhl vom Schloss getroffen haben könnten und es zu einem Schwelbrand kam, der nicht gelöscht wurde. Um die Panzerkolonne wirkungsvoll zu bekämpfen, musste über das Schloss angeflogen werden.
Diese These wird auch durch weitere Erzählungen gestützt, in denen von Flugzeugen und Bomben die Rede ist, die den Brand verursacht haben sollen. „Leider sind nun 75 Jahre seit dem Brand vergangen. Es wurde versäumt, die genauen Umstände zu klären. Vielleicht sollten damit die vielen ‚Sicherstellungen‘ von Schlossinventar überdeckt werden. Trauriger Höhepunkt war die Sprengung des Schlossturms am 7. Dezember 1949 gegen 11.30 Uhr“, so Holger Wilfarth, Mitglied des Residenzschlossvereins Neustrelitz, der in der Stadt sein Büro für Nachhaltigkeit betreibt.
Nun keime neue Hoffnung auf, denn es wurde bekanntlich beschlossen, den Turm originalgetreu am ursprünglichen Standort wieder aufzubauen. Auch gebe es bereits einen Nutzungsvorschlag als „Leuchtturm für Demokratie“. Über diesen Vorschlag sollte jetzt diskutiert werden. „Entweder es ist ein brauchbarer Ansatz, sich mit der Demokratie in all ihren Fassetten zu beschäftigen, oder dieser Vorschlag wird verworfen. Auf jeden Fall können die Rahmenbedingungen und Kriterien festgelegt werden, nach denen die einzelnen Nutzungsvorschläge bewertet werden“, betont Wilfarth. Was spreche dagegen, wenn der originalgetreue Turm am 7. Dezember 2024 wiedereröffnet wird? Sei diese Zeitspanne zu kurz, sollte an diesem Datum wenigstens der Wiederaufbau beginnen.
Am kommenden Sonnabend, den 16. November, findet ab 15 Uhr die Festveranstaltung zu Daniel Sanders 200. Geburtstag in Verbindung mit der jährlichen Demokratiekonferenz der Partnerschaft für Demokratie im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz statt. Ab 15 Uhr bietet Christoph Poland Führungen durch die Daniel-Sanders-Ausstellung im Kulturquartier an; um 16 Uhr beginnt die Festveranstaltung mit einer Rückschau auf das Daniel Sanders Jahr und auf die Projekte der Partnerschaft für Demokratie.
Den Festvortrag zu Daniel Sanders 200. Geburtstag wird der renommierte Erziehungswissenschaftler Prof. Micha Brumlik halten. Er stellt Daniel Sanders als einen kritischen Geist seiner Zeit vor, dessen Ansichten und gesellschaftspolitisches Engagement auch auf die heute wichtigen Fragen zu unserem gesellschaftlichen Miteinander Antworten geben können. Ab 19.30 Uhr sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Festveranstaltung zu einem Empfang im Kulturquartier eingeladen, um bei Getränken und einem Imbiss miteinander ins Gespräch zu kommen und das Daniel Sanders Jahr und die auslaufende Förderperiode der Partnerschaft für Demokratie mit ihren Projekten und Veranstaltungen noch einmal Revue passieren zu lassen.
Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen und das ausführliche Programm zur Daniel Sanders Festveranstaltung im Anhang.