
Im Mai 2022 habe ich meinen Lesern empfohlen, einen von der EMMA-Redaktion initiierten Offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz zu unterzeichnen. Bereits damals hatten die Verfasser im Zusammenhang mit deutschen Waffenlieferungen auf das Risiko der Ausbreitung des Krieges innerhalb der Ukraine; das Risiko einer Ausweitung auf ganz Europa; ja, das Risiko eines 3. Weltkrieges hingewiesen. Über eine halbe Million Menschen haben den Appell mittlerweile unterschrieben.
Jetzt haben EMMA-Chefin Alice Schwarzer und Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht ein “Manifest für Frieden” folgen lassen. “Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen”, heißt es darin. Ab heute kann sich jeder und jede dem Manifest anschließen. Strelitzius hat es bereits getan und hofft darauf, dass ihm viele seiner Leser folgen.
Außerdem unten noch ein hochinteressantes Interview mit General a.D. Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und seinerzeit als Vorsitzender des Nato-Militärausschusses höchster Militär der Nato. auf das mich mein Leser Dietrich Krügel aufmerksam gemacht hat.
Petition · Manifest für Frieden · Change.org
https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-1-vom-18-januar-2023.html#article_1460
Der einzige, der eskaliert, ist und bleibt Putin selbst. Die Ukraine hat jedes Recht sich zu verteidigen, und alle anderen Länder haben das Recht, die Ukraine dabei zu unterstützen, auch und gerade mit Waffen. Dies ist eindeutig im Völkerrecht verankert. Appeasement Politik war schon 1938 falsch, ist hier falsch und ist immer falsch. Diese Politik nützt immer nur den Aggressoren. Putin kann den Krieg jederzeit und sofort beenden, er muss einfach abziehen. Ich hoffe, dass möglichst wenige Menschen dieses Pamphlet unterschreiben.
Zu diesem Beitrag schreibt mir mein Blogfreund Gerhard Schneider aus Krümmel:
Naiv war eines der ersten Worte, die der General a. D. Brauß heute Morgen (11.2.23) im Interview im Deutschlandfunk fand, als er zum Friedensaufruf der Frauen Schwarzer, Käßmann und Wagenknecht und auch zahlreicher anderer gefragt wurde. Naiv wären die, die sich jetzt denen an die Seite stellten. Er hat eine Lösung: Noch mehr Waffen. So naiv bin ich. Ich schließe mich dem Aufruf an.
Im Bundestag warb der Bundeskanzler Olaf Scholz um Vertrauen, nachdem er die Lieferung von schweren Kampfpanzern zusagte
Ja, vielleicht bin ich so naiv, dass ich den Bundeskanzler Olaf Scholz beim Wort nehme und ihn mit meiner Unterschrift unterstützen möchte. Das er aus vielerlei Gründen den Aufruf nicht unterschreibt, ist zu erwarten. Daher möchte ich, dass er spürt, dass in der Bevölkerung der Teil wächst, der den Krieg Putins verurteilt, jedoch nicht in der Lieferung von immer mehr Waffen einen erfolgreichen Weg zum Frieden sieht.
General a.D. Brauß betonte in seinem Interview, dass ohne Kampfflugzeuge ein erfolgreicher Einsatz der schweren Panzer kaum möglich ist. Waren die Bundestagsabgeordneten, die die Kampfpanzer forderten naiv als sie den Beschluss fassten? Hielten sie die Bevölkerung wider besseren Wissens im Unglauben darüber, wohin die Reise gehen müsste? Amüsierten sie sich insgeheim über das Werben um Vertrauen durch den Bundeskanzler? Wer heute Kampfflugzeuge fordert, wird morgen Kampfhubschraubern und Langstreckenraketen das Wort reden. General Brauß sagte auch, dass diese Waffen so komplex sind, dass eine langwierige Ausbildung und komplexe Logistik erforderlich ist. Woher also die Piloten nehmen?
Vielleicht sind wir doch nicht so naiv. Es gibt, so naiv denke ich, Alternativen. Auch wenn es so scheint, als ob sich aus den immer wieder genannten Roten Linien eine abschüssige Einbahnstraße zu entwickeln beginnt. Ich stelle mich mit meiner Unterschrift dem entgegen. Ich hoffe auf viele Naive.
Ich bin sehr enttäuscht. Und fremdschäme mich sogar. Ich hatte Strelitzius immer für eine seriöse Seite über Wesenberg und Umgebung gehalten. Doch ich stelle fest, dass Strelitzius wiederkehrend ein angstgetriebenes naiv-pazifistisches Narrativ bedient.
Die Fakten sind:
1. Russische Panzer stehen in der Ukraine, nicht andersherum.
2. Putin und sein Regime bedrohen uns mehr oder weniger offen mit einem atomaren Angriff.
3. Millionen Ukrainer fliehen vor dem Krieg und tausende Russen fliehen vor der Einberufung.
4. Es muss nicht heißen: Erst Panzer. Dann Jets. Dann Du?
Es muss heißen: Erst die Ukraine und Moldau. Dann das Baltikum und Polen. Und dann wir!
Nach 70 Jahren Neutralität drängen Finnland und Schweden in die Nato. Was ist der Grund dafür?
Es wurde jahrelang auf diplomatischen Weg mit Putin verhandelt, das Ergebnis ist ein Angriffskrieg. Wacht endlich auf: Friedenverhandlungen werden mit diesem Mann nicht funktionieren.
Hat Putin Erfolg auch in unserer Bevölkerung, werden sich das weltweit andere Despoten und Diktatoren zum Vorbild nehmen.
Frieden und Freiheit werden nicht mit Angst verteidigt!
Ich hätte mir gewünscht, dass Sie nicht persönlich werden und dass Sie mit Ihrem Namen zu Ihrer Meinung stehen, die ich respektiere.
Wer in ein Kriegsgebiet Waffen schickt, will den Krieg.
Wer Frieden will, schickt Diplomaten!!!
Nicht ganz unerwartet – Deutschland das einzige Land in Europa, wo Putin eine große Anhängerschaft hat (Oesterreich/Ungarn vielleicht ausgenommen). Deutschland ist eigentlich vom ersten Tag an Kriegspartei gewesen, und zwar auf russischer Seite! Ohne die massiven russischen Energieexporte nach Deutschland wäre Putins Krieg niemals zu finanzieren gewesen. Offenes Geheimnis, dass sich ein beträchtlicher Teil der politischen Elite in Deutschland einen Sieg der russischen Waffen gewünscht haben. Teils ideologisch, teils wirtschaftlich begründet und auch aus pramatischen Gründen. Hauptfeind bleibt die USA, durch den Krieg fällt Russland als billiger Energielieferant und größter Absatzmarkt für Deutschland aus, und wer über Milliarden verfügt wie Putin und eine Zuneigung zu Deutschland empfindet, kauft sich wohl Freunde im Lande.
Zu diesem Beitrag schreiben mir Prof. Hermann Behrens und Uta Matecki aus Peckatel:
Lieber Herr Gross,
wir möchten Ihnen danken, dass Sie sich öffentlich zum “Manifest für den Frieden” positioniert haben. Sie erhalten deshalb sicher nicht nur zustimmende E-Mails oder sonstige Rückmeldungen. Wir jedenfalls haben das “Manifest” unterschrieben, haben selbst für die Unterzeichnung geworben und hoffen, dass Hunderttausende, ja lieber Millionen weitere Menschen unterschreiben, die wie wir und wohl auch Sie höchst beunruhigt sind.
Unserer Meinung nach sind “Frieden schaffen ohne Waffen” und “Verhandeln statt schießen” weitaus bessere Instrumente oder Ansätze zur Regelung von Konflikten in der Ukraine und überall auf der Welt, und diese Wege konsequent zu beschreiten, macht Mittel frei für die Lösung der vielen Probleme, die weltweit nach Lösung schreien.
Mit guten Wünschen
Was bringen die Waffenlieferungen? Erst eine zerstörte Ukraine und dann vielleicht ein zerstörtes Europa. Warum fallen die Ukrainer und die EU auf einen Schauspieler-Präsidenten herein, der die Rolle seines Lebens spielt? Der Krieg nützt nur den USA, und das langfristig wahrscheinlich auch nicht. Er schadet hauptsächlich den EU-Staaten und der Ukraine! Putin wird nicht ewig leben, ein paar Jahre russische Verwaltung des Donbass sind besser als hunderttausende Tote und Invalide!
Ich bin Österreicher und wir haben auch zehn Jahre russische Besatzung – sogar unter Stalin – unbeschadet überstanden!
Mit freundlichen Grüßen
L. Führer
Der Verlag Berliner Kreis Tolzien/Löffler unterstützt “Das Manifest zum Frieden”. Das wird hiermit ebenfalls von uns unterschrieben.
E. Tolzien
Ich bin so naiv, ALLEN Befürwortern der Waffenlieferungen vorzuschlagen, sich doch umgehend an die Front zu begeben und persönlich und direkt vor Ort am Krieg teilzunehmen. Ganz sicher kommen sie dann in den letzten Sekunden ihres Lebens zur Besinnung… Und ich gehe noch einen gedanklichen Schritt weiter: Es müsste zur Pflicht werden, dass ALLE, die in irgendeiner Weise am Krieg verdienen und/oder ihre Macht missbrauchen, persönlich dorthin müssen, wo gestorben, zerfetzt und gelitten wird! OHNE Staatskarosse und Sicherheitspersonal!
Ein System, in dem Pazifisten als “realitätsfremde Romantiker” verspottet werden dürfen, ist krank!
“Ich mahne unablässig zum Frieden, dieser, auch ein ungerechter, ist besser als der gerechteste Krieg.” (Cicero)
Danke für diese klaren Worte.
Zu diesem Beitrag schreibt mir Dietrich Krügel:
Lieber Blogger Strelitzius,
Ich nehme an, dass Sie das Interview mit General a.D. Kujat kennen? Viele unsere Mitbürger kennen diese nüchternen Feststellungen und Wahrheiten eines seriösen Generals und Kenners der NATO nicht. Wäre das nicht eine Veröffentlichung durch Sie wert?
Freundliche Grüße
https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-1-vom-18-januar-2023.html#article_1460
Ich habe die Petition unterschrieben. Wenn es meine Gesundheit zulässt bin ich unbedingt am 25.02.2023 um 14:00 Uhr am Brandenburger Tor. Ich hoffe, viele denken und handeln so wie ich. Wer eine Mitfahrgelegenheit sucht, kann bei mir anrufen.
Noch heute ziehe ich meinen Hut vor der „Schießscheiben-Bewegung“, dem zivilen Widerstand der Jugoslawen gegen die NATO-Aggression. Mit selbst gemalten Schießscheiben standen die Bürger zu Hunderten auf Brücken, um diese zu schützen. Ja, der Kosovo ging an die NATO verloren, aber zig tausende Leben haben sie gerettet.
Das Leben eines Menschen ist einmalig! Es hat Priorität!
Sehr geehrter Strelitzius,
über die Suche nach Feedback zur Petition bin ich auf Ihre Seite gestoßen. Und ich mag jetzt einfach Danke sagen, dass Sie das Manifest für den Frieden hier promoten – vor allem auch angesichts der vielen Kritik, die dazu – leider oft auf sehr unflätige Weise – geäußert wird.
Ich hab grad heute einen wundervollen Kommentar gefunden zu dieser Kritik:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/kommentare/Kommentar-Manifest-fuer-den-Frieden-ist-weder-naiv-noch-unmoralisch,manifestfuerdenfrieden100.html
Ich bin super dankbar, dass Heribert Prantl das – in meinen Augen – so gut geschrieben hat. Denn ich muss zugeben, ich hab von den Hintergründen des Konflikts nicht wirklich Ahnung – ich weiß nur das, was ich in den Medien lese. Das heißt, wenn ich gegen Waffenlieferungen stimme, dann kann man das immer als “naiv” abtun. Ich bin mir nur nicht so sicher, ob diejenigen, die für diese Waffenlieferungen stimmen, wirklich so viel mehr Ahnung haben als ich…
Aber ich bin mir sicher, dass es in unserer sogenannten Demokratie möglich sein muss, über diese Dinge zu sprechen, ohne gleich als “Putin-Versteher” oder besser noch als “rechts” abgestempelt zu werden. Ja, ich glaube sogar, dass es unbedingt nötig ist, darüber zu sprechen, denn das uns aktuell vermittelte Schwarz/Weiß entspricht ziemlich sicher nicht der Realität.
Beste Grüße,
Anja