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Arbeitsmarkt, Mecklenburgische Seenplatte, Statistik, Wirtschaft
Im Oktober ist die Zahl der Arbeitslosen in der Seenplatte zum ersten Mal unter die 10.000er-Marke gefallen. Der Arbeitsmarkt erholt sich mehr und mehr von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Ein untrügliches Zeichen sind die seit Monaten zurückgehenden Arbeitslosenzahlen. Allerdings sind die Belastungen für den Arbeitsmarkt durch das Coronavirus noch nicht überwunden, sagte der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse, heute anlässlich der monatlichen Pressekonferenz.
Im Oktober waren in der Seenplatte 292 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im September. Insgesamt 9.936. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,7 Prozent. Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres 1.024 Arbeitslose weniger.
Besse sieht den Arbeitsmarkt in der Seenplatte – nach den Belastungen durch das Coronavirus – weiter auf Erholungskurs: „In den meisten Branchen ist eine normale Wirtschaftstätigkeit wieder möglich. Jetzt suchen viele Unternehmen händeringend qualifizierte Arbeitskräfte. Allein im Oktober wurden mehr als 550 freie Stellen gemeldet. Das ist ein Zeichen für das Wiederaufleben der Wirtschaft.“ Insbesondere qualifizierte Arbeitskräfte sind gefragt.
„Erfreulich ist darüber hinaus“ – so Besse weiter – dass die Betriebe auf Unsicherheiten weniger mit Entlassungen reagieren, sondern ihr Personal halten.“ Für den Arbeitsmarktexperten war das Risiko in der Seenplatte arbeitslos zu werden „noch nie so gering wie heute.“ So sind die Zugänge in Arbeitslosigkeit aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung seit Jahresbeginn um 2.141 oder 11,5 Prozent – im Vergleich zum Vorjahr – gesunken.
Von den aktuellen Erholungstendenzen am Arbeitsmarkt profitieren nicht alle Menschen gleichermaßen – „insbesondere Menschen bei uns in der Seenplatte, die keine ausreichende Qualifizierung haben“, weiß der Arbeitsagenturchef. „Wer von diesen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern kurz vor oder während der Pandemie arbeitslos wurde, hat es häufig schwerer, zurück in eine Beschäftigung zu finden.“
Langzeitarbeitslosigkeit gewachsen
Besonderes Augenmerk braucht auch in der Zukunft die Verringerung von Langzeitarbeitslosigkeit. Im Oktober 2021 waren 5.003 Menschen 12 Monate oder länger arbeitslos. Das ist im Vergleich zum Oktober 2020 ein Plus von 139 Menschen. „Hier zeigen sich die Auswirkungen der Pandemie deutlich“, sagte Besse.
Eine Qualifizierung sei in vielen Fällen der beste Weg, um die Chancen der wieder anspringenden Wirtschaft auch für sich nutzen zu können: “Ich bin zuversichtlich, sagte Besse, dass wir für alle, die sich weiterbilden und qualifizieren wollen, die richtigen Angebote finden, damit sie ihre Potenziale und Talente weiter entwickeln können. Davon profitiert auch der Wirtschaftsstandort MSE und die Unternehmen, die qualifizierte Arbeitskräfte benötigen.”
Im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs rechnet der Arbeitsagenturchef für das Jahr 2022 mit einem Anstieg der Beschäftigung und weniger Arbeitslosen: “Aufgrund des weiter steigenden Arbeitskräftebedarfs erwarte ich einen Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bis auf Vorkrisenniveau.“
Unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung wird es in der Mecklenburgischen Seenplatte schwieriger, Ersatz an Mitarbeitern zu finden. „Vom Mechatroniker über die Pflegekraft bis hin zum Bus- und Lastwagenfahrer fehlen in vielen Bereichen Fachkräfte”, sagte Besse, “und die Demografie verschärft dieses Problem.“ Und Besse ergänzt: „Unternehmen, die auf sogenanntes Employer Branding setzen, also sich als attraktiver Arbeitgeber darstellen, haben im Kampf um die besten Talente schon heute die Nase vorn.“
Für den Arbeitsagenturchef steht fest: “Auch in den kommenden Monaten werden wir das Instrument der Kurzarbeit brauchen. Wir sichern damit Arbeitsplätze und geben Unternehmen Planungssicherheit. Denn sie brauchen die Fachkräfte in den Betrieben, damit sie nach der Krise wieder voll durchstarten und die Wirtschaft in Gang bringen können.“ Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher. Bis Mitte Oktober wurde für 533 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Mai 2021, 6.547 Mitarbeitende aus 1.103 Unternehmen in Kurzarbeit.