Mitarbeiter von Supermärkten müssen als lebende Werbeträger einiges verkraften. Man weiß ja nicht, ob die Pflicht zum Schaulaufen für den Arbeitgeber von vornherein vertraglich fixiert ist. Zumindest ist mir bislang nur ein Fall bekannt, wo es einen Aufstand dagegen gegeben hat. Der war allerdings kollektiv.
Als der „Rote Netto“ noch „Plus“ hieß, hatte das fast ausschließlich weibliche Personal den Button „Billig will ich“ zu tragen. Da hat dann doch der Betriebsrat wegen Verletzung der Würde sein Veto eingelegt. Und die anstößigen Anstecker verschwanden.
Die körpernahe Werbung kann den Kunden aber auch vor die Qual der Wahl stellen, wie im „Roten Netto“ an der Neustrelitzer Kirschenallee zu erleben ist. Die Holde und ich näherten uns dem Bezahlbereich, als wir feststellten, dass die eine Kassiererin die Aufschrift „Einfach besser“ auf dem Rücken des Firmen-Shirts trug, und die andere nicht. Nach kurzer Strategieberatung zum Thema Sicherheit oder Risiko entschieden wir uns wie bei Fußball- oder Tennisspielen. Da sind wir immer für die Außenseiter.
Also zur Kasse der Unbeschrifteten, und es gab eigentlich nichts auszusetzen. Die Ware lief zügig über das Band, der Scanner traf im jeweils ersten Anlauf auf den Code, und ein paar freundliche Worte waren auch noch zu ernten.
Wir verließen die Kaufhalle mit dem guten Gefühl, uns für eine in ihrer Qualität bislang nicht hinreichend gewürdigte Arbeitskraft entschieden zu haben. Was die „einfach Bessere“ darüber hinaus zu leisten vermag, erfahren wir vielleicht beim nächsten Einkauf.