
Seit dem 29. April 2022 haben fast 500.000 Menschen den von Alice Schwarzer initiierten „Offenen Brief der 28“ an Kanzler Olaf Scholz (Strelitzius berichtete) unterschrieben. Auch Erich Vad, Ex-Brigade-General und militärpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, hat früh öffentlich gegen Waffenexport an die Ukraine ohne politische Strategie und diplomatische Bemühungen plädiert. Jetzt spricht er zum Thema Panzerlieferungen erneut unbequeme Wahrheiten aus. Hier geht es zum Interview der Zeitschrift „Emma“ mit Erich Vad. Muss man angesichts einer, ich zitiere, „weitgehenden Gleichschaltung der Medien, wie ich sie so in der Bundesrepublik noch nie erlebt habe“, gelesen haben!
https://www.emma.de/artikel/erich-vad-was-sind-die-kriegsziele
Unterdessen hat auch mein Blogfreund Gerhard Schneider noch einmal nachgelegt. Der Künstler aus Krümmel, der einst gemeinsam mit Barbara Lange an der Spitze des erfolgreichen Bürgeraktionsbündnisses „Freier Himmel“ gegen das in der Kyritz-Ruppiner Heide geplante Bombodrom stand, hat sich gestern bei Strelitzius zu „Schweigenden Mehrheiten“ geäußert. Über den Krieg in der Ukraine lässt er heute „Gedanken zur Zeit“ folgen, die ich hier zum Wochenende ebenfalls anhänge.

Das Gefasel von der „Gleichschaltung der Medien“ wird auch nicht dadurch richtig, dass man es immer und immer wieder wider besseren Wissens wiederholt. Das Erstaunliche ist sonst eigentlich, dass es eher von Leuten kolportiert wird, deren erstes Ziel nach einer Machtübernahme genau diese Gleichschaltung ist. Denn was ist ein Verbot/Abschaffen bestehender Medien, die nicht die eigene Meinung verbreiten, sonst anderes?
Offensichtlich das Interview nicht gelesen. Hier noch mal die Passage im Wortlaut:
„Militärische Fachleute – die wissen, was unter den Geheimdiensten läuft, wie es vor Ort aussieht und was Krieg wirklich bedeutet – werden weitestgehend aus dem Diskurs ausgeschlossen. Sie passen nicht zur medialen Meinungsbildung. Wir erleben weitgehend eine Gleichschaltung der Medien, wie ich sie so in der Bundesrepublik noch nie erlebt habe. Das ist pure Meinungsmache. Und zwar nicht im staatlichen Auftrag, wie es aus totalitären Regimen bekannt ist, sondern aus reiner Selbstermächtigung.“
Erich Vad, haha, das ist doch der mit den dutzenden Fehleinschätzungen zur Lage des Krieges. So eine „Koryphäe“ muss ja sicher Recht haben. Danke DirkNB für den vernünftigen Kommentar zu dem „Gleichschaltungs-Quatsch“.
https://uebermedien.de/79357/und-fuer-fehleinschaetzungen-zum-ukraine-krieg-befragen-wir-jetzt-wieder-erich-vad/
Die Kernbotschaften in dem Interview sind andere. Und die kann ich auch alle unterschreiben, sonst hätte ich nicht auf das Interview verwiesen.
Du hast recht Strelitzius!
Die Formulierung der Gleichschaltung der Medien, insbesondere ohne die Präzisierung, die Herr Vad selbst noch anhängt, finde auch ich – gerade in der diesbezüglich aufgeheizten Stimmung in unserer Region – durchaus problematisch.
Andererseits ist es natürlich vollkommen OK, wenn solche Interviews publiziert werden. Wie es eingeordnet wird, zeigt dann eben auch eine Menge über die Kompetenz in dem entsprechenden Feld des Mediums – aber sicher kann man den Menschen auch mal was zutrauen.
Da ich Zivilist bin, halte ich mich mit öffentlichen Positionen zu militärischen Strategien oder dergleichen eher zurück. Wie wir allerdings in Europa zu einer Friedensordnung zurückkehren können, die ich in der allermeisten Zeit meines Lebens genießen durfte und die ich den Jüngeren auch gern zugestehen würde – gern bis an den Ural, wenn man dort will – interessiert mich allerdings durchaus.
Hier liest man in dem Interview auch einige Plattitüden, die eben ganz und gar nicht unbekannt sind. Ganz platt, waren die Demonstrationen wenn dann eher vor 2014 Zwistigkeiten innerhalb der Ukraine, genau ab 2014 war es aber eben keine rein ukrainische Sache oder gar ein ukrainischer Bürgerkrieg mehr und die Garantiemächte des Budapester Memorandums Russland, Großbritannien und die USA haben gegenüber Ihrer Pflicht, die Integrität der Ukraine zu gewährleisten, versagt. Ich frage mich, wie soll das dann nach diesem Krieg in Zukunft funktionieren? Oder: Können wir noch über Atomwaffenfreiheit oder mindestens Reduktion sprechen?
Gerade nach dieser Erfahrung, in der wir sehen, dass diese eben nicht zur Abschreckung gegenüber Angriffen, sondern zuvorderst als Abschreckung gegenüber völkerrechtlich selbstverständlicher Verteidigung eingesetzt wird? Ich würde das sehr gern laut fordern, dass wir über Atomarsenalreduzierung, insbesondere denen der USA und Russland, wieder viel intensiver sprechen. Bloß macht sich das gerade schlecht, wenn unser einzig echtes Pfand als Schutz gegenüber Russland eben das Atomarsenal der USA ist.
Das bisschen ToughTalk gehört nach meinem Verständnis durchaus zur Außenpolitik dazu. Und da hat auch Herr Vad eben kein besseres Konzept zu bieten als Kritik an den jetzt schrecklichen Verhältnissen zu üben. Meiner Meinung hilft er damit keinesfalls unserer Sicherheit und dem Frieden in Europa. Leider.
Dieses Interview ist das intelligenteste Zeugnis, das in den letzten Monaten zur Veröffentlichung kam. Eine Regierung mit kriegstreiberischen Flintenfrauen wie Baerbock, Strack-Zimmermann und Böcken wie Anton Hofreiter führt in Chaos und Unglück. Danke an Emma für dieses Interview.