Finale zur Vortragsreihe „Sophie Charlotte und ihre Nachkommen – eine schrecklich merkwürdige Familie“ mit der Neustrelitzer Autorin Sandra Lembke am morgigen Freitag im 3-Königinnen-Palais auf der Mirower Schlossinsel. Meine Blogfreundin war zuletzt gesundheitlich ganz schön angeschlagen und hofft, dass ihre Stimme sie nicht im Stich lässt. „Ich freue mich darauf, morgen etwas von meinem ‚persönlichen Liebling‘ Augusta Caroline zu erzählen. Diese Dame habe ich ja ganz besonders in mein Herz geschlossen, inzwischen forsche ich schon einige Jahre zu ihr und ihrer Familie“, schreibt mir Sandra Lembke in ihrer für meinen Blog exklusiven Ankündigung.
Queen Victoria und Augusta Caroline von Mecklenburg-Strelitz, royale Cousinen mit spitzer Feder und Zunge, konnten oft nicht miteinander, aber eigentlich auch nicht ohne einander. Dennoch schätzten sie sich und waren stolz auf ihre Mirower Vorfahrin Sophie Charlotte. Des Lebens wechselvolle Stürme zogen an beiden Frauen nicht vorüber – Victoria legte bis zu ihrem Tod die Witwenkleidung nicht mehr ab und trauerte stets um ihren geliebten Prinzgemahl Albert. Augusta Caroline hatte einen erblindeten Ehemann, der Gefühle nicht zeigen konnte und weiterhin das Pech, sich stets an anderen Orten aufzuhalten, wenn jemand aus ihrem engsten Familienkreis verstarb. In solchen schweren Zeiten rückten die beiden königlichen Cousinen zusammen und spendeten sich gegenseitig Trost.
Diese Verbundenheit hielt sie jedoch nicht davon ab, sich hin und wieder mit kleinen Gehässigkeiten zu bedenken. In jungen Jahren waren sie Rivalinnen, die um die Gunst schneidiger Prinzen buhlten, später kritisierten sie gern den Lebenswandel der jeweils anderen. Während Victoria schließlich als Königin ein Weltreich regierte, wurde Augusta Caroline dazu bestimmt, Großherzogin eines winzigen Staates im Norden Deutschlands zu werden. Trotz dieser Unterschiede standen die beiden Frauen in engem Kontakt und sahen sich oft in ihrer britischen Heimat. Zudem unterhielten sie eine umfangreiche Korrespondenz, in der sie sich köstliche, kleine Duelle mit spitzer Feder und Zunge lieferten.
Glühende Patriotin in „Feindesland“
Als Victoria im Jahr 1901 starb, wurde sie aufgrund ihrer 40 Enkel und 88 Urenkel als die „Großmutter Europas“ bezeichnet. Sie erlebte glücklicherweise nicht mehr, wie ihre Nachkommen die Waffen aufeinander richteten und in die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ taumelten. Ihre Cousine Augusta Caroline – die 94 Jahre alt wurde und bis zum Jahr 1977 den Rekord als älteste britische Prinzessin überhaupt hielt – befand sich im Ersten Weltkrieg hingegen in „Feindesland“. Dennoch verwendete sie sich als glühende Patriotin auch in dieser Situation für ihre britische Heimat. Im Gegensatz zu Cousine Victoria nannte sie nur vier Enkel ihr Eigen, kümmerte sich jedoch liebevoll um diese Prinzen und Prinzessinnen. Großen Einfluss übte Augusta Caroline auf ihren Enkel Großherzog Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg-Strelitz aus, dem morgen vor dem Vortrag auf der Schlossinsel anlässlich seines 100. Todestages gedacht wird.
„Übrigens ist eine neue Vortragsreihe in Mirow geplant, Ende April starten wir“, ist von Sandra Lembke noch zu erfahren. „Sophie Charlotte und ihre Zeit lassen mich dabei nicht los, ich werde dann etwas tiefer in das Alltagsleben der Königin und ihrer Zeitgenossinnen eintauchen.“