Am kommenden Freitag, den 27. Januar, findet in Neustrelitz eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Holocaust-Gedenktages statt. Um 10 Uhr gibt es eine Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in der Marienstraße.
Anschließend sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, die Stolpersteine in der Augustastraße 27 vor dem ehemaligen Wohnhaus von Henriette und Salomon Rosenthal sowie am Töpferberg 4 vor dem ehemaligen Wohnhaus von Moses Rosenbaum zu besuchen. Schülerinnen und Schüler der Nehru-Schule tragen dort ein kleines Programm vor.
Heute begeht die Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg ihren 775. Geburtstag. Unmittelbarer Anlass dafür ist das offizielle Datum der Stadtgründung: Am 4. Januar 1248 beauftragte Johann I., Markgraf von Brandenburg, seinen Ritter Herbord von Raven mit dem Aufbau der Stadt Neubrandenburg. Der traditionell an diesem Datum stattfindende Bürgerempfang in der Konzertkirche ist der Auftakt ins Festjahr 2023: Statt die Feierlichkeiten an einem zentralen Datum zu begehen, wird das ganze Jahr hinweg gefeiert.
Silvio Witt, Oberbürgermeister der Vier-Tore-Stadt: „Neubrandenburg hat eine bewegende Geschichte mit vielen Brüchen. Der Stadt geht es heute sehr gut und auch deshalb feiern wir ein ganzes Jahr. Vor allem stehen dabei die Menschen im Mittelpunkt. Beim heutigen Bürgerempfang würdigen wir so viele Engagierte wie noch nie. Dieses Signal ist mir sehr wichtig.“
Im 25. Band der „Bibliothek der Erinnerung“ des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin erzählt der heute 89jährige erfolgreiche Opern- und Operettensänger Mirano Cavaljeti-Richter von seiner Kindheit. Er wuchs in einer traditionsreichen Großfamilie von Komödianten auf, die mit dem Wohnwagen durch die kleinen Städte und Dörfer Deutschlands zogen und ihre Varieté-Programme vorführten. 1939 floh die Familie vor dem NS-Völkermord an den Sinti und Roma. Diese dramatische Odyssee durch Italien, Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien schildert Mirano Cavaljeti-Richter aus der Sicht des damals 6 bis 12jährigen Jungen in beeindruckender, geradezu ergreifender Lakonie. Nach und nach verloren sie alles, retten konnten sie ihr Leben.
Der morgige Mittwoch ist ein besonderer Tag für die Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg: Am 23. November 1987, und damit vor genau 35 Jahren, trat nach Beschluss der Stadtverordnetenversammlung die Städtepartnerschaft zwischen Flensburg und Neubrandenburg in Kraft. Hatte noch zum Zeitpunkt der Begründung der Partnerschaft niemand damit gerechnet, dass die deutsche Einheit in greifbare Nähe gerückt war, lösten sich danach bürokratische Hürden und machten den Weg für eine vertiefte Beziehung zwischen beiden Städten frei. Vor diesem Hintergrund wurde knapp vier Jahre später, am 3. Oktober 1991, ein neuer Städtepartnerschaftsvertrag abgeschlossen, der den veränderten politischen Verhältnissen im wiedervereinigten Deutschland Rechnung trug.
Unvergessen ist seither die umfangreiche Amtshilfe, die Anfang der 1990er Jahre durch die Stadt Flensburg geleistet wurde, um die Neubrandenburger Verwaltung fit für die Zukunft zu machen. Dabei beschränkte sich die Hilfe Flensburgs nicht nur auf den Aufbau einer funktionierenden kommunalen Struktur in der Vier-Tore-Stadt, sei es durch Lehrgänge in Flensburg und die Unterstützung vor Ort in Neubrandenburg. Es war vor allem auch der persönliche Austausch von Verwaltungsmitarbeitenden sowie Einwohnerinnen und Einwohnern und Vereinen in den darauffolgenden Jahrzehnten, der diese Städtepartnerschaft bereicherte.
Anlässlich des Volkstrauertages ist am heutigen Sonntag unter anderem in Neustrelitz der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht worden. An der Veranstaltung auf dem Friedhof an der Hohenzieritzer Straße nahmen Bürgermeister Andreas Grund, Stadtpräsident Ernst-August von der Wense und für den Landkreis Dezernent Torsten Fritz sowie Vertreter der Bundeswehr und der Bundespolizei teil. Außerdem war die CDU-Fraktion der Stadtvertretung mit ihrem Vorsitzenden Andreas Petters und dem Abgeordneten Patrick Scholz, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes, zugegen.
Der Volkstrauertag fällt in diesem Jahr auf Sonntag, 13. November. Bundesweit finden in zahlreichen Orten größere und kleinere Gedenkveranstaltungen statt. Ursprünglich als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs ins Leben gerufen, dient der Volkstrauertag heute als Gelegenheit zum Innehalten für die Opfer von Krieg und Gewalt überall auf der Welt.
Die Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg gedenkt mit diesen Veranstaltungen:
Sonnabend, 12. November 2022, um 14 Uhr, Friedhof Weitin mit Pastorin Katharina Seuffert
Sonntag, 13. November 2022, um 11 Uhr, Soldatenfriedhof Oststadt mit Gedenken am Hochkreuz, am Gedenkstein für Heimatvertriebene und am Gräberfeld der gefallenen Soldaten der Roten Armee.
Sonntag, 13. November 2022, um 14 Uhr, Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen, offizielle Gedenkveranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg und der Bundeswehr.
Die Gedenkansprachen an der Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen halten Oberbürgermeister Silvio Witt und Oberstleutnant Arno Josef Schöberl, Leiter militärische Ausbildungsunterstützung PzGrenBrig 41. Die musikalische Umrahmung übernimmt das Heeresmusikkorps der Bundeswehr.
Aufgrund des enormen Interesses bei der ersten Veranstaltung laden der Verein PC-Senioren Neustrelitz e.V. und das Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz am Mittwoch, den 9. November, um 14 Uhr, nochmals den ehemaligen Schuldirektor der Oberschule III Herbert Wiele ein. Der Vortrag ist als Fortsetzung des Frühjahrsvortrages angelegt und dreht sich um die Geschichte der Neustrelitzer Schulen. Dabei zeigt der Pädagoge Bilder von gestern und heute und teilt sein großes Wissen zur Neustrelitzer Schulgeschichte mit den Gästen.
In Erinnerung an die Pogromnacht 1938 werden am 9. November in Mirow die Stolpersteine gereinigt. Sie wurden 2018 für Ruth, Herbert und Herta Rosenberg verlegt. Ihnen gelang die Flucht nach Palästina und nach Chile. Im Rahmen der Veranstaltung von Stadt und Ev.-luth. Kirchengemeinde Mirow um 12 Uhr in der Mühlenstraße/Ecke Schlossstraße wird auch wieder an die jüdischen Opfer aus Mirow erinnert, für die keine Stolpersteine in der Stadt verlegt werden können, weil sie zur Zeit der Verfolgung an anderen Orten lebten.
Die Kirchengemeinde Strelitzer Land und die Stadt Neustrelitz laden am Mittwoch, den 9. November, um 17 Uhr, zum Gedenken an die Pogromnacht des Jahres 1938 ein. Die Veranstaltung am Synagogengedenkstein am Alexanderplatz in Alt-Strelitz wird von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Carolinum Neustrelitz mitgestaltet.
Sie ist nun schon zu einer guten Tradition geworden: Am 29. Januar 2023 findet die nunmehr 6. Schlossbergkonferenz im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz statt. Der 29. Januar 1919 war der Tag der Verabschiedung des Landesgrundgesetzes von Mecklenburg-Strelitz, der ersten demokratischen Landesverfassung Deutschlands. Seit fünf Jahren veranstalten die Stadtvertretung der Residenzstadt und die Stiftung Mecklenburg mit Unterstützung des Landkreises und mehrerer Vereine diesen historisch bedeutsamen Tag als öffentlichen Dialog zu Geschichte und Gestaltung des Neustrelitzer Schlossberges.
„Die auf den Weg gebrachten Ideen sollen auch auf dieser Konferenz begleitet werden und wir hoffen, über den Fortgang der Planungsarbeiten immer mehr Details in Erfahrung zu bringen“, heißt es in der von Stadtpräsident Ernst August von der Wense, Henry Tesch, Minister a.D. und Ratsvorsitzender der Stiftung Mecklenburg, sowie Dr. Rajko Lippert, Vorsitzender des Kulturgut Mecklenburg-Strelitz e.V. unterzeichneten Ankündigung. Es lohne sich auch diesmal, den Termin dick im Kalender anzustreichen.