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Bürger, Feldberger Seenlandschaft, Koldenhof, Mecklenburg-Strelitz, Triepkendorf
Die Wellen schlugen hoch am Mittwochabend im voll besetzten Saal des Kunsthauses. 26 Bürger aus Koldenhof wollten von der Kurverwaltung wissen, welchen Sinn es haben soll, ihren Ortsteil als „Staatlich anerkannten Erholungsort“ zertifizieren zu lassen. Befürworter gab es kaum, berichtet Klaus-Jürgen Fischer für Strelitzius.
Kritisiert wurde vor allem, dass die Gemeindevertretung schon im September 2016 beschlossen hat, für die Ortsteile Triepkendorf, Koldenhof und Mechow beim zuständigen Schweriner Ministerium das Erholungszertifikat zu beantragen, aber erst jetzt, im Februar 2018, mit den betroffenen Einwohnern darüber zu reden. Deshalb mussten sich die Chefin der
Kurverwaltung, Brigitta Richter, und Robert Gardlowski, Vorsitzender des
Kur- und Tourismusausschusses, Vorwürfe wie „Alibiveranstaltung“ oder „Sie zäumen das Pferd von hinten auf“ anhören.
Das Hauptargument war wie tags zuvor in Triepkendorf: Unsere touristische Infrastruktur ist nicht reif für dieses ehrenvolle Prädikat. Unter Hinweis auf das entsprechende Gesetz wurden die fehlenden Rad- und Wanderwege, der desaströse Zustand der Wald- und Gehwege und nicht vorhandene Verweilstätten angeführt. Beide Ortsteile seien Straßendörfer mit mitunter lebhaftem Verkehr und ausufernden landwirtschaftlichen Maschinen.
Einwohner befürchten auch Nachteile
Angeheizt wurde die Stimmung in Koldenhof durch die Bemerkung Gardlowskis, es habe doch keiner Nachteile, „wenn wir das Schild ‚Staatlich anerkannter Erholungsort‘ unter das Ortsschild schrauben“. „Wir schämen uns“, war im Saal zu hören, „peinlich“ und „Etikettenschwindel“. Beide offiziellen Vertreter konnten die Befürchtung der Einwohner nicht zerstreuen, dass auch Nachteile zu
erwarten seien: „Wenn auf Usedom Kurtaxe auch für Verwandte fällig ist,
wird das auch bei uns kommen. Wenn in anderen Erholungsorten keine
Gartenabfälle verbrannt werden dürfen, wird das auch bei uns bald
verboten sein. Die Einnahmen aus der Kurtaxe werden wohl dorthin
fließen, wo auch sonst das meiste Geld bleibt, nach Feldberg.“ Zu allem
Überfluss hatte die Kurverwaltung gleich viele Erfassungsbögen für
Kurabgaben mitgebracht.