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Die Stadt Neustrelitz hat wie angekündigt eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur über die Deutsche Telekom auf den Weg gebracht. Darüber hat Bürgermeister Andreas Grund die Stadtvertreter informiert. Hintergrund sind der Stadt vorgelegte Pläne des Unternehmens, über das sogenannte Vectoring Internetanschlüsse im Stadtgebiet zu ertüchtigen (Strelitzius berichtete).
In der Nachbetrachtung des Termins am 10. Januar seien durch den Bürgermeister und seine Dezernten sowie die Stadtwerke Neustrelitz GmbH die Ausbauabsichten bewertet worden. “Die Telekom wird auf diesem Weg keinen Beitrag zur Gigabit-Gesellschaft leisten”, so der Bürgermeister. Vectoring könne keine hohen Bandbreiten für den jeweiligen Nutzer garantieren. “Man kann beim Vectoring nur von einer Übergangstechnologie sprechen, in der die bestehende Telekommunikationsinfrastruktur durch ‘geringe’ Investitionskosten leistungsmäßig kurzeitig aufgewertet werden soll.”
Durch die Möglichkeit, bei geringeren Investitionskosten schneller Gewinne zu erzielen als durch den Ausbau von Glasfasernetzen, würden Alternativen zum Vectoring gehemmt. Wettbewerber der Telekom würden aktiv in ihren Glasfaserausbauplänen gebremst, da eine parallele Investition in Glasfaser- und in Kupferleitungen nicht wirtschaftlich ist.
Stadt hat jahrelang auf hochleistungsfähiges Internet gewartet
Wie der Bürgermeister betonte, habe die Stadt seit Jahren auf hochleistungsfähiges Internet im gesamten Stadtgebiet gewartet. “Da dieser Ausbau durch die bisherigen Telekommunikationsanbieter vernachlässigt und nicht in der gewünschten Qualität realisiert wurde, haben wir als Stadt Neustrelitz im Jahr 2015 beschlossen, durch unsere hundertprozentige Tochtergesellschaft, die Stadtwerke Neustrelitz GmbH, ein flächendeckendes und zukunftsfähiges Glasfasernetz (Fiber to the Home) zu planen, zu errichten und zu betreiben.” Das Netz der Stadtwerke sei fertig geplant, teilweise errichtet und stehe kurz vor der Aufnahme des Kundenbetriebes. Bis 2020 sollen ca. 18 Millionen Euro investiert werden.
Vectoring hemme den Ausbau und führe zur Investitionsunsicherheit, bekräftigte das Stadtoberhaupt. Es werde von der Telekom genutzt, um Mitbewerbern eine parallele Investition in Netze zu erschweren und deren Wirtschaftlichkeit hinauszuzögern. Man spreche in diesem Zusammenhang von strategischem bzw. destruktivem Überbau.
Der Bürgermeister kann ja der Telekom vorwerfen was er will. Noch haben wir Wettbewerb und am Ende entscheidet der Verbraucher mit welchem Anbieter er einen Vertrag abschließt. Da die Stadtwerke Neustrelitz scheinbar nicht wissen wohin mit den Kundengeldern, empfehle ich den Betrag der investiert werden sollte doch der Stadt Neustrelitz zur Verfügung zu stellen.
Am Freitag (17.03.) wurden von der Bundesnetzagentur 18 Klagen gegen Vectoring abgewiesen.
Wer will eigentlich der Deutschen Telekom verbieten in ihr eigenes Netz zu investieren?
Der Telekom ist natürlich nichts zu verbieten. Und die Beschwerde bei der Bundesnetzagentur ist wohl nur ein Statement ohne Aussicht auf Erfolg – freier Markt. Gleichwohl ist wohl nicht von der Hand zu weisen, dass der Riese gerade jetzt auf den Plan tritt, und das mit einer Scheinlösung. Hier sollte der Verbraucher aufwachen. Die Stadtwerke haben mit Sicherheit auch nicht 18 Millionen auf der Kante, sondern müssen Kredite aufnehmen. Insofern ist der Abführungsgedanke “von Kundengeldern” wenig seriös. Der kommunale Dienstleister bietet schlichtweg einen Ausweg gegen die akute Gefahr an, digital abgehängt zu werden. Und genau das passiert, wenn man in Neustrelitz der Telekom folgt, die zumindest für diese Stadt mit “Kundengeldern” keine wirkliche Alternative anbietet. Unter dem Strich ist im Bericht des Bürgermeisters an die Stadtvertreter alles gesagt, man muss es nur lesen wollen.