
Vor dem ehemaligen Gefängnis in Altstrelitz gibt es einen Gedenkstein für den hier unschuldig hingerichteten Josef Jakubowski.
Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) wird am
1. September nicht nur in Mirow (Strelitzius berichtete) erwartet, sondern mit besonderer Spannung auch am ehemaligen Gefängnis in Altstrelitz und danach im Kulturquartier. Kuders Mitarbeiter haben in den letzten Wochen auf Initiative des CDU-Fraktionschefs im Landtag Vincent Kokert den Fall Jakubowski intensiv geprüft, an dem auch der Verein Kulturgut Mecklenburg-Strelitz seit geraumer Zeit arbeitet. 20 Aktenordner liegen dazu in der Landeshauptstadt vor.
Mein Blogfreund Rako Lippert, Vorsitzender des Vereins, hat einige Fakten für mich zusammengetragen: Jakubowski war ein polnischer Landarbeiter aus Dunai (heute Dubnai, Kreis Utena in Litauen), welcher als russischer Kriegsgefangener im ersten Weltkrieg nach Palingen bei Schönberg (damals Mecklenburg-Strelitz) geriet, wo er nach dem Krieg blieb und eine Lebensgefährtin fand. Diese starb allerdings schon bald an Schwindsucht und hinterließ Jakubowski ihren Sohn und eine gemeinsame Tochter. Als 1924 Jakubowskis Stiefsohn ermordet aufgefunden wurde, fiel der erste Verdacht des Ermittlers auf ihn. In einem äußerst schlampig geführten Verfahren erfolgte die Verurteilung zum Tode – lediglich aufgrund von Indizien. Am 15. Februar 1926 wurde das Todesurteil durch einen Magdeburger Scharfrichter mit dem Handbeil im Gefängnishof von Altstrelitz vollstreckt.
Wenige Jahre später wurde der wahre Täter ermittelt. Auch dieser wurde zunächst zum Tode verurteilt, das Urteil aber dann in lebenslange Zuchthausstrafe umgewandelt. Das Todesurteil an Jakubowski blieb jedoch formell bestehen. Elf Gerichte haben sich inzwischen mit dem Justizskandal beschäftigt, offiziell rehabilitiert ist Jakubowski bis heute nicht. 2002 hat die Staatsanwaltschaft Schwerin das Wiederaufnahmeverfahren ergebnislos eingestellt.
Nun erhoffen sich die Mitglieder vom Kulturgut-Verein zumindest ein Statement der Ministerin, dass es ein Fehlurteil war, was Josef Jakobowski in Altstrelitz unter das Handbeil des Henkers brachte.