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Rosmarin

Ich habe ja immer gedacht, es gebe nichts Besseres im Herbst als Pilzeputzen, um die Seele baumeln zu lassen. Jetzt habe ich etwas entdeckt, was noch weitaus entspannender ist, ja unter Umständen sogar zum Nickerchen mit offenen Augen führen kann. Und das ist gut so, denn meine Pilzausbeute in diesem Jahr ist gleich Null. Meine neue Methode reicht praktischerweise gleich für mehrere Abende, wenn nicht sogar bis in die Adventszeit hinein.

Leussower Freunde müssen es vorausgesehen haben, als sie mir im Sommer unter Anspielung auf meine Kochleidenschaft ein getopftes Rosmarin-Bäumchen geschenkt haben. Es hat mich mit seinem Duft immer erfreut, wenn wir uns auf der Terrasse begegneten. Aber nun ist Erntezeit, und Alleswisser Google hat mir verraten, dass es ganz einfach sei, die Nadeln in die Gewürzform zu verwandeln. Man brauche sie lediglich auf einem mit Küchenpapier belegten Tablett zum Trocknen ausbreiten und bei Zimmertemperatur mehrmals am Tag wenden, bis sie knistern. Dann müsse der Rosmarin nur noch in ein Gefäß aus Glas oder Blech umziehen. Und bloß keine Plaste!

Offenbar soll hier Optimismus verbreitet werden. Nicht beschrieben ist das Lösen der Nadeln vom Zweig. Nach zwei Stunden habe ich geschätzte fünf Prozent der Ernte eingefahren. Vielleicht waren es auch nur drei. Es folgten zehn Minuten intensives Bürsten der rabenschwarzen Finger. Jetzt freue ich mich schon auf die Fortsetzung morgen. Und irgendwann wird es dann auch knistern. Was ich mit den Unmengen Rosmarin anfange, weiß ich noch nicht. Kann man da nicht Schnaps draus brennen?  Mit Wacholder geht es doch auch.