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Gespräch, Hübner, Landestheater, Lesung, Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz, Schütt
Ich bin ja seit Jahren Fan von Charly Hübner, und damit offenbar nicht allein. Jedenfalls war heute Vormittag im Landestheater Neustrelitz kein Ticket mehr für seinen Auftritt an der Seite von Autor Hans-Dieter Schütt zu haben. Im Gegenteil, es wurden noch ein paar Stühle ins Parkett gestellt. Und kaum war der Ausnahmemime von Schauspieldirektor Maik Priebe angekündigt und Hübner hatte einen Schritt auf das Podium gesetzt, da brandeten auch schon Beifall und Jubel auf. Ein Heimspiel des 1972 in Neustrelitz geborenen Gastwirtssohns aus Carwitz in der Feldberger Seenlandschaft, der felsenfest zu seiner Heimat steht und trotz seiner bemerkenswerten schauspielerischen Laufbahn, trotz seines Formates immer einer von uns und von hier geblieben ist. In aller Bescheidenheit und liebenswerten Kantigkeit.
Was als Lesung aus dem im vergangenen Jahr erschienenen Porträt- und Interviewbuch „Backstage Hübner“ angekündigt war, kam als höchst informative und amüsante Plauderei der beiden Herren auf der Bühne daher, Schütt gab Fragen vor, und Hübner legte los in seiner unnachahmlichen Art, die wir kennen und lieben. Von der Kindheit als Carsten über die Gnade der späten Geburt bis zur Gegenwart mit neuesten Produktionen, von seiner besonderen Beziehung zum Neustrelitzer Theater, vom Unterschied zwischen auf der Bühne und vor der Kamera, von Kommissar Bukows TV-Abgang bis hin zu Heavy Metall und Hübners Erstling von 2021 „Motörhead oder warum ich James Last dankbar sein sollte“. Aus dem Buch hat er am Ende der anderthalb Stunden auch tatsächlich zwei Passagen gelesen. Wen wundert es noch, auch als Schriftsteller ist er mit einigem Talent gesegnet, wenn nicht gar mit Wortgewalt. Heavy eben, der Mann. Lange Schlange im Foyer, als er im Anschluss an den höchstverdienten rauschenden Schlussapplaus noch eine Signierstunde anhängte.
Von Charly Hübner kann man einfach nicht genug bekommen. Eben noch hatte er im Landestheater mit Karen Miosga aus Uwe Johnsons Jahrhundertroman „Jahrestage“ gelesen, eben noch sind „Mittagstunde“ und sein Regiedebüt „Sophia, der Tod und ich“ auf der Leinwand zu erleben gewesen, eben hat er aus diesem grauen einen schönen Sonntag gemacht, und schon freut man sich auf noch mehr von ihm. Er kommt wieder nach Neustrelitz, zurück zu seinen Wurzeln und zu Menschen, die ihn einfach mögen. Da bin ich so was von sicher. Das braucht er auch, das erdet. Danke Charly Hübner, und danke, liebe Theater und Orchester GmbH.