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Anlässlich des 1. Jahrestages der russischen Aggression gegen die Ukraine hat sich einmal mehr Gerhard Schneider aus Krümmel zu Wort gemeldet. “Ich bin zerrissen und erschreckt, was da um mich vorgeht”, schreibt mir der Künstler zu einem Bild von ihm. Hier die Gedanken meines Blogfreundes:
Ein Jahr Russlands Aggression in der Ukraine. Für Russland eine Spezialoperation. Für die Ukraine ein Krieg auf Leben und Tod. Für den Westen der Tanz auf dem Seil. Trotz einer UNO-Resolution mit 141 Stimmen gegen Russland sehen es zahlreiche Staaten nur als eine Auseinandersetzung Russlands mit der massiv vom Westen unterstützten Ukraine. Der Westen ist nicht im Krieg mit Russland, lese, höre ich täglich. Ununterbrochen strömen westliche Waffen und Munition in die Ukraine. Täglich sterben Menschen in dreistelliger Zahl im Kampf oder bei Terrorangriffen auf die Bevölkerung.
Die EU und die USA beschließen fast im Monatstakt Sanktionen gegen Russland auf allen Gebieten. Die europäische Energieversorgung, bisher fast hauptsächlich von Russland abhängig, wird total umgestellt. Klimafragen spielen kaum eine Rolle.
Schreckensbilder erreichen uns täglich. Der Aggressor und die Ukraine sind siegesgewiss. Nur ein vollständiger Sieg des einen oder des anderen bringt den Frieden… Verhandeln nur, wenn der andere am Boden liegt und zu den Bedingungen des Siegers. Das ist das Ergebnis des ersten Jahres.
Ich lese in der Zeitung die Aussage von Experten, dieser Krieg wird noch bis 2030 gehen. Welch ein Glück, es sind nicht mehr ganz acht Jahre. Während eines Seminars meinte ein Seminarteilnehmer: „… und wenn es noch Hunderttausende sind, die sterben werden, für die Freiheit ist es das wert.“ Mir wurde schlecht. Ich bin eben ein naives Weichei, habe Angst vor dem Krieg. Habe Angst, dass „mein Wohlstand“ unter dem Krieg leidet. Gehöre zu den Lumpenpazifisten und zur Friedensmeute. Bin für Verhandlungen.
Auf meinem Bild leidet die Welt. Das Kind in der Krippe liegt am Boden, die Eltern (Maria und Josef), Ochs und Esel tot und die geblendeten Drei Weisen (Experten) werden von der Kriegstrommlerin geführt.
Ich bin zerrissen. Mich würde ernsthaft interessieren, wie andere Menschen diese Zeit erleben. Wenn ich einige Kommentare lese, dann erschrecke ich ob der Siegesgewissheit.
Lieber Herr Schneider,
vielen Dank für Ihre offenen Worte. Ich bin nicht nur erschrocken, ich bin fassungslos und entsetzt darüber, dass noch irgendjemand ernsthaft glauben mag, dass dieser Krieg durch den militärischen Sieg einer Seite beendet werden kann. Im Krieg gibt es keine Sieger. Das war schon immer so, und daran hat sich nichts geändert. Ich bin ebenfalls unbedingt für Friedensverhandlungen. Dafür stehen ich und viele andere friedliebende Menschen jeden Montag um 19 Uhr in Neustrelitz auf dem Markt. Nicht nur deswegen, um ehrlich zu sein, aber aktuell hauptsächlich deswegen.
Am Ende hängt alles zusammen und läuft darauf hinaus, dass wir Frieden brauchen. Dieser Krieg muss dringend am Verhandlungstisch beendet werden. Dazu gibt es keine Alternative, egal wie schwierig es wird. Und es wird schwierig werden, keine Frage. Dennoch ist es der einzige Weg.
Liebe Grüße
Jacqueline Koch
Lieber Herr Schneider,
vielen Dank für Ihre Zeilen und Ihr Bild! Sie sprechen mir und ganz sicher vielen anderen Menschen aus dem Herzen. Immer wieder drängt sich die Frage auf: Warum wiederholt sich dieser Wahnsinn immer und immer wieder? Geht es tatsächlich nur um Freiheit oder vielleicht auch um Geld und Macht? Warum gehen Leute, die mental mit Hunderttausenden Toten zurecht kommen, nicht selbst an die Front? Warum wehen offiziell nirgends Friedensfahnen? “Sag mir, wo die Blumen sind…”
Ich erlebe die Welt ähnlich wie Sie, und auch mir macht sie Angst. Danke für ihren offenen, mutmachenden Beitrag (Sie, ich, wir sind nicht allein) und ihr hoffnungsvolles Bild (das Kind lebt noch). Dafür, dass das Kind weiterleben kann, gebe ich gern von meinem Wohlstand ab. Mit ihrem Bild und Beitrag zeigen sie doch, dass sie kein Weichei sind.
Ich gehe montags zur Friedensdemo in Neustrelitz, um gegen Waffenlieferungen und für Friedensverhandlungen zu demonstrieren. Für einen Redebeitrag auf der Demo reichte mein Mut bisher noch nicht. Ich bin hoffnungsvoll, dass mehr und mehr Menschen sich uns anschließen und zeigen, dass sie die Waffenlieferungen ablehnen und Friedensverhandlungen fordern.
Uwe Mielke