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Es war das erwartet große kulturelle Ereignis gestern Abend auf der Bühne am Unteren Schloss in Mirow, und rund 200 Musikfreunde waren begeistert dabei. Liedmacherin Christine Ratei alias „Die Seentaucherin“ von der Diemitzer Schleuse hatte den Reigen der Künstler eröffnet und gleich mal abgefragt, wie das Publikum zur Kultur-Bühne-Mirow steht. Das Urteil schien einhellig: Die Bühne soll auch im kommenden Jahr dort stehen. Bürgermeister Henry Tesch wird es sich notiert haben, er war unter den Besuchern.

Ich habe die „Seentaucherin“, die ich seit einiger Zeit hier im Blog begleite, zum ersten Mal live erlebt und bin richtig froh über ihre Entscheidung, sich mit ihrem Bauwagen hier in der Kleinseenplatte niederzulassen. Was für eine Bereicherung der regionalen Kulturszene! Die quirlige Künstlerin, die nach eigener Aussage gar nicht Gitarre spielen kann und Zeilen abichtlich wiederholt, damit sie sich einprägen, hatte vorsorglich ein paar Zeilen zum Mitsingen auf Karten mit ihren Kontaktdaten drucken lassen: „Wir alle sind an dem beteiligt, was wir sind! Und jeder war und ist mal irgendwann einer Mutter Kind. Blut ist rot – ganz egal, welches Kleid es trägt. Und der Ast, auf dem man sitzt, wird nicht gern abgesägt.“ Verdienter Applaus für die Einladerin zu diesem wunderbaren Abend, von der wir mit Sicherheit noch einiges hören werden.

„Die Steinlandpiraten“ folgten und waren für mich als bekennender Fan von Gerhard Gundermann natürlich die heimlichen Favoriten. Mit grandios aufgeführten Gundi-Liedern wie „Mein Herz hat gerade heut‘ Ruhetag“ und „Halte durch“ in der Zugabe haben Patricia Heidrichs und Karsten Schützler einmal mehr dafür gesorgt, dass der leider viel zu früh verstorbene singende Baggerfahrer nicht in Vergessenheit gerät. Und mit „Marias Lied“ aus dem Musical „Linie 1“ gab es noch einen Gänsehaut-Moment oben drauf.

Und dann Barbara Thalheim. Die große Thalheim, die sich immer treu geblieben ist, sich nie hat verbiegen lassen. Sie ließ gleich zu Beginn ihres Auftritts keinen Zweifel daran, wo sie steht: „Ich bin froh, heute Abend nicht in Berlin zu sein. Was da passiert, ist nur zum heulen, zum kotzen, sagte sie an die Adresse der „querdenkenden“ Demonstranten in der Bundeshauptstadt und erntete viel Beifall auf der Wiese vor der Bühne. Die wortgewaltigen Lieder der großen Künstlerin an diesem Abend haben einmal mehr ihre Ausnahmestellung unterstrichen, von „Als ich 14 war“ bis zum abschließenden Bekenntnis „In eigener Sache“. „Den Eliten und den Massen, weiß ich mich nicht anzupassen“, und das ist gut so.

Mit André Herzberg konnte an diesem Abend in Mirow gleich noch eine Ikone begrüßt werden. Der legendäre Frontmann von „Pankow“ ist auch als Solo-Künstler mit Gitarre und Mundharmonika eine Klasse für sich. Wir haben uns lange hinter der Bühne unterhalten und – ein Jahrgang und beide Berliner – Erinnerungen ausgetauscht. Nicht jeder weiß, dass Herzberg auch als Buchautor erfolgreich ist. In meiner Bibliothek steht er jedenfalls noch nicht, was ich schleunigst ändern will. Musikalisch wird er immer noch besser, und wenn er da mit knapp 65 singt „Ich hab‘ Zeit“, dann wünsche ich ihm alle Zeit dieser Welt, um noch viel mehr Musik zu machen und zu schreiben.

Am Morgen danach Christine Ratei: „Ich fand es richtig gut, es war eine tolle Atmosphäre. Darauf lässt sich aufbauen.“ Am selben Tisch die „Steinlandpiraten“. Karsten Schützler: „Eine runde Geschichte, es hat alles geklappt, das Publikum ist gut mitgegangen und hat uns aufmerksam zugehört.“ Patricia Heidrichs: „Wir hätten es noch länger ausgehalten.“ Wir auch, Patricia, auf ein Wiedersehen, und noch einmal lieben Dank an alle Künstler des Abends.

Foto: Bertolt Prächt