
“Bis Johanni, nicht vergessen, sieben Wochen Spargel essen.” Die alte deutsche Volksweisheit umspannt den Zeitraum Ende April bis 24. Juni, dem Johannistag. Da bleibt ja zum Glück noch ein bisschen Zeit für weiteres verspargeltes Schwelgen. Wir bemühen uns schon, Rendezvous mit dem Edelgemüse auf diese Spanne zu begrenzen. Gelegentliche Ausraster in der Strelitzius-Küche, zuletzt am 7. April diesen Jahres, unter dem Druck der Globalisierung des Handels auch mit den begehrten Stangen lasse ich mal unkommentiert.
Nun sind wir jedenfalls mitten im Spargelkalender, ein Kilo vom Grünen wurde erstanden, wenn auch einmal mehr nicht am Straßenrand, und es folge zwangsläufig der Strelitzius-Klassiker “Überbackene Spargelnudeln”. Klassiker stimmt nicht hundertprozentig, weil, an meinen Gerichten wird erwartungsfroh von meiner genussfreudigen Wenigkeit immer herumgeschraubt. Jedenfalls habe ich den Spargel vom Holz befreit, den Schaft mundgerecht zerteilt und die Spitzen separiert.
Dann habe ich vier kleine Zwiebeln und fünf Knobizehen geschält und feingehackt. Beides habe ich in drei Esslöffeln Butter in einer größeren Pfanne mit 150 Gramm Schinkenwürfeln angedünstet.
Die Schaftstücke vom Spargel habe ich in zwei Litern sprudelndem Salzwasser und ein paar Tropfen Olivenöl zwölf Minuten gegart, nach vier Minuten durften auch die Spargelspitzen in den Whirlpool. Das Gemüse habe ich dann in ein Sieb abgegossen, sortiert, das Wasser aufgefangen und darin 300 Gramm Bandnudeln bissfest gegart. Die abgegossenen Teiglinge sind dann mit den Spargelschäften in die Butterpfanne gekommen. 300 Gramm Datteltomaten hatte ich noch halbiert, die durften auch ins Gemenge. Noch mal ordentlich Hitze drunter, dann Umzug in eine gefettete Auflaufform.
Oben drüber habe ich bedeckend Cheddar gestreut, bevor es davor Lage für Lage mit reichlich Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer und Muskat bedacht in den auf 220 Grad vorgeheizten Ofen ging. Nach zwanzig Minuten habe ich die Röhre wieder abgeschaltet. Die Spargelspitzen, absolute Sensibelchen in einer Extra-Liga, wurden zwischenzeitlich schwach temperiert in der Wärmeschublade auf ihr grandioses Ende vorbereitet.
Genug Zeit zum Ausflug ins Kräuterbeet hinter dem Haus ist auch noch geblieben. Thailändisches Basilikum aus meiner Wesenberger Hausgärtnerei Hagedorn habe ich auf Bewährung angepflanzt. Schauen wir mal. Immerhin bricht mein ebenfalls aus Fernost stammendes Knoblauchkraut alle Rekorde, und das winterfest. Die einheimische Petersilie akklimatisiert sich zögerlich noch, also war ich sparsam im Schnitt, während der auch von hier Thymian förmlich nach Ernte schrie. Und das tut er ebenfalls rund ums Jahr, gute Pflanze!
Die Kräutermischung habe ich auf dem Teller über das Essen gestreut, die Spargelspitzen nett drapiert und mit ein paar Spritzern Worcestersauce für die Abrundung gesorgt. Es hat sich am Ende des Tages gelohnt, dem einen oder anderen ausgefallenen Imbissangebot auf der Mirower Schlossinsel aus dem Weg gegangen zu sein. Dazu gleich mehr. Einstweilen guten Appetit!




