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Die Oberligisten der TSG Neustrelitz haben ganz offensichtlich ein Torwartproblem. Ob da die Nummer 1 Nicolas Jesus Delpino zwischen den Pfosten steht oder die Nummer 2 Justin Borchardt, immer wieder sehen die Schlussleute schlecht aus. Und die TSG verfügt nicht über die Qualität nach vorn, um das gänzlich wieder auszubügeln. Heute war es Delpino, zuletzt gegen Hansa Rostocks U 23 in Top-Form, der sich gegen die Herthaner aus Charlottenburg in der 5. und der 29. Minute gleich zwei eklatante Fehler leistete und die Gäste zur Pause durch Tore von Pardis Fardjad-Azad führen ließ. Treffer von Justin Schultze in der 81. und Piotr Delner in der 90. Minute bedeuteten wenigstens noch zur Punkteteilung.
Die TSG macht das Spiel, Hertha die Tore, so die bittere Zwischenbilanz nach 45 Minuten. Das war schon krass, was die rund 250 Zuschauer da geboten bekamen. Und auch der 0:3 in der 35. Minute wäre noch möglich gewesen, diesmal hatte Delpino Fortuna auf seiner Seite. Die Gastgeber hätten bereits in der 2. Minute in Führung gehen müssen, als Sebastian Jarosz direkt vor dem Hertha-Tor zur Einschussmöglichkeit kommt und das Leder in die Wolken semmelt. In der 13. Minute bringt Ole Giese in ähnlich aussichtsreicher Position den Ball nicht unter Kontrolle. Der Flachschuss von Marcus Niemitz ist platzierter, landet aber direkt in den Armen des Hertha-Keepers. Auch Oskar Fijalkowsi netzt nicht ein, als er nach einer Ecke von Marcus Niemitz am höchsten steigt. Die TSG-Kicker bemüht, aber zu behäbig im Spielaufbau und zu harmlos im Abschluss.
Gastgeber zeigen ihr wahres Leistungsvermögen
Zweite Halbzeit, Torwarttrainer Alexander Brey heute für den gesperrten Coach Thomas Franke an der Seitenlinie, bringt Wirbelwind Justin Schultze für Emiliano Zefi. Die TSG Neustrelitz schaltet jetzt einen Gang hoch, während die Berliner, die in der ersten Hälfte schon mehr zugeguckt als gespielt hatten, konditionell zusehends abbauen. In der 53. Minute hat Ole Giese einen Riesen am langen Pfosten, Pustekuchen.
Das Spiel wird immer intensiver, auch ruppiger. Die Neustrelitzer brennen auf den Anschlusstreffer und zeigen endlich ihr wahres Leistungsvermögen, ein anderes Gesicht. Piotr Delner und Artur Bednarczyk werden eingewechselt und sorgen für zusätzlichen Druck. Endlich findet die Kugel das Charlottenburger Tor: Weiter Einwurf von Flügelflitzer Marcus Niemitz, Bednarczyk verlängert mit dem Kopf und Schultze zieht volley sehenswert zum Anschlusstreffer ab.
Aber es bleibt inklusive eingeplanter Verlängerung lediglich eine Viertelstunde. Die TSG bläst zur Schlussattacke, während die erschöpften Berliner nur noch bemüht sind, den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen. Mit dem Ende der regulären Spielzeit besorgt Piotr Delner per Kopf, womit sonst, den Ausgleich nach Flanke wieder von Marcus Niemitz. Die Nachspielzeit reichte dann nicht mehr, um die Partie vollkommen zu drehen. Zwei Minuten mehr, wer weiß…
“Wir haben zwei völlig verschiedene Halbzeiten gesehen. Der Gegner war zwei Mal vor unserem Tor und hat zwei Mal getroffen, das sah gar nicht gut für uns aus”, sagte mir Cotrainer Filip Luksik nach der Partie. “Wir haben uns dann gesagt, wenn die uns zwei Treffer einschenken, dann können wir das auch, und sind zurückgekommen. Das war eine geile zweite Hälfte, und wäre der Anschlusstreffer früher gefallen, wären die drei Punkte heute unsere gewesen. Wichtig ist, dass wir die in den zweiten 45 Minuten gezeigte Leistung mitnehmen in die Pokalbegegnung am kommenden Sonnabend gegen Einheit Ueckermünde.”
Das letzte Wort hatte heute TSG-Kapitän Kevin Riechert. “Ich gehe mit gemischten Gefühlen vom Platz. Durch unsere Abstimmungsschwierigkeiten hinten in der ersten Hälfte und zwei unnötige Gegentoren aus dem Nichts haben wir uns den Erfolg heute selbst verbaut. Schade, dass es trotz unserer konditionellen Vorteile am Ende nicht gereicht hat. Das 2:2 ist eine kleine Versöhnung, eigentlich hätten es drei Punkte sein müssen, weil der Gegner wirklich sehr schwach war. Schade, dass wir uns immer selbst im Weg stehen. Aber wir bauen jetzt auf die zweiten 45 Minuten auf, wollen die Fehler abstellen und dann im Pokal erfolgreich sein.”
Die TSG Neustrelitz rangiert auf Platz 12 der Tabelle, allerdings hat sie noch zwei Nachholspiele zu bestreiten. Die Residenzstadtkicker treffen im Viertelfinale des Lübzer Landespokals am kommenden Sonnabend auswärts auf den FSV Einheit 49 Ueckermünde aus der Verbandsliga. Anstoß am Stettiner Haff ist um 14 Uhr.

