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Das Slawendorf Neustrelitz will in der Saison 2023 die 30.000-Besucher-Marke knacken und damit wirtschaftlich werden. Das kündigte Werner Lehmann, Geschäftsführer der ProKultur gGmbH als Träger der Freizeitadresse am Zierker See, heute bei einem Pressegespräch an. Im zurückliegenden Jahr, dem ersten unter neuer Flagge, seien knapp 25.000 Gäste gezählt worden. “Das hätte uns eine schwarze Null beschert, wenn wir nicht in Größenordnungen vom Sturm geschädigte Palisaden hätten ersetzen müssen. Damit hängen wir auch in diesem Jahr an, wenn auch nicht in dem Umfang. Wir hoffen, mit der Reparatur von 15 laufenden Metern Umzäunung bis Saisonbeginn fertig zu sein.” Lehmann fügte an, dass sich die vollständige Übernahme des Slawendorfes vom liquidierten früheren Träger Ipse aufwändig gestalte und wohl noch ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen werde.
Der Saisonstart wird am 8. April um 10 Uhr zum dreitägigen Ostern-Anno-Domini erfolgen. Am 31. Oktober wird das Tor für 2023 geschlossen. Der Träger des Dorfes verspricht sich vor allem von der Öffnung der Einrichtung an den Wochenenden verstärkten Zulauf. Er folgt damit der Kritik vieler Besucher und hat nach eigener Aussage viele organisatorische Probleme gemeistert, um das zu bewerkstelligen. Im Juli und August werden die Besucher an allen sieben Tagen der Woche begrüßt, davor und danach sonnabends bis dienstags. Angemeldete Gruppen werden dann auch mittwochs und donnerstags willkommen geheißen. An Feiertagen ist in der Regel geöffnet, egal, auf welchen Wochentag sie fallen. Elf Wochenenden sind bereits thematisch belegt, darunter das Sommerfest “Ljeto” im Juli und das Herbstfest “Listopad” im Oktober sowie “Gelebte Geschichte III” im August, weitere folgen. Zu Saisonbeginn steht die neue Homepage des Slawendorfes, auf der alle Angebote detailliert nachzulesen sind.
Die Eintrittspreise bleiben die alten, sieht man einmal von Aufschlägen bei bestimmten Sonderveranstaltungen ab. Im Gegenzug wird bei den Flohmärken kein Eintrittsgeld erhoben. “Das Slawendorf als zertifizierte familienfreundliche Einrichtung soll bezahlbar bleiben, auch wenn wir noch nicht wissen, ob wir das aktuelle Preisniveau auch 2024 halten”, betonte der Geschäftsführer. Dorfleiterin Sandra Moritz ergänzte, dass es weiter “Speisen zu kleinen Preisen” im Slawendorf gibt. Sie verwies auch auf die Barrierefreiheit, das kinderfreundliche Leitsystem und nicht zuletzt den Wickelraum.
Turmreparatur kompliziert, dafür Schmiede saniert
Noch immer nicht betretbar ist der Aussichtsturm des Slawendorfes, wusste Klaus Ebel, Vorsitzender des Fördervereins, zu berichten. Neben einer Baufirma bedürfe es eines Architekten und eines Statikers, ein kompliziertes Unterfangen angesichts der schwierigen Marktsituation in der Baubranche. Ziehe sich das Vorhaben in die Saison hinein, müsse an publikumsfreien Tagen gebaut werden. Gute Nachricht gebe es hingegen von der Schmiede, die sei einsatzbereit. Auch einen Kaminbauer zu finden, sei ein Kunststück gewesen. Die “Nakon”, das beliebte Wikingerboot, sei ebenfalls startklar. Es werde übrigens im August mit zehn Kriegern Besatzung auf einer Promotion-Tour über 19 Seen zum Wikingerfest in Malchow und zurück fahren.
Laut Ebel erweitert das Slawendorf seinen Blick auf die Geschichte. Ging es bislang um das frühe Mittelalter zwischen 700 und 1000, so führe die Zeitreise beispielsweise zu Ostern bis zum Dreißigjährigen Krieg.
Noch keine Lösung zeichnet sich hinsichtlich einer besseren Anbindung des Slawendorfes an den öffentlichen Personennahverkehr ab. Das betreffe gleichermaßen Begrüßung und Leitung der Besucher am Bahnhof Neustrelitz wie den Transport von dort zumindest in die Nähe des Dorfes. Damit stehe und falle aber eine Bewerbung des Slawendorfes in Berlin mit seinem Gästepotenzial. Schulklassen beispielsweise aus Neubrandenburg scheiterten am Dorfbesuch, weil ihnen in der Regel nur ein Vormittag zur Verfügung stehe und der Zeitaufwand zu groß sei. Keine Option sei angesichts der enormen Kosten für die Gleisnutzung, Lehmann sprach von “irren Beträgen”, ein Einsatz der Hafenbahn im Shuttle-Verkehr. Auch der Individualverkehr stoße an seine Grenzen. Die von der Stadt angekündigte konzeptionelle Verbesserung der Parkplatzsituation werde noch ein Jahr auf sich warten lassen.