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Fotos: David Andersson

„Überall dort, wo noch Gleise liegen, lassen sich Strecken
relativ schnell wieder mit Bundesgeld auffrischen und wieder in Betrieb nehmen. So könnte das Verkehrsnetz auf dem Land schnell ein stärkeres Rückgrat bekommen. Ein Beispiel neben der Südbahn ist dafür auch die Bahnstrecke von Neustrelitz nach Feldberg“, so Johannes Arlt, SPD-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Mecklenburgische Seenplatte II/Rostock III.

Arlt hatte dieser Tage zu einer Sonderzugfahrt von Malchow nach Krakow am See und zurück eingeladen. Im Zug trafen mit dem Betreiber der Bahnlinie, der Hanseatischen Eisenbahn, Vertretern verschiedener Verbände wie Allianz pro Schiene, Pro Bahn und dem übergreifenden Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV Nord, Vertretern der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik von LINKEN bis CDU jede Menge Wissen und Kompetenz zusammen. Das Ziel war sehr hoch gesetzt: den Weg zur Reaktivierung von Bahnlinien im ländlichen Raum abzustecken.

Johannes Arlt

In seinem Eingangsstatement sagte Arlt, das Bahnverkehrsnetz sei mit den Stilllegungen und Außerbetriebnahmen von 1995 bis 2015 erheblich ausgedünnt worden. Ein Beispiel dafür sei das Mecklenburger Südbahnnetz: Heute werden sowohl die
Ost-West-Verbindung von Waren-Parchim als auch die Nord-Süd-Verbindung von Güstrow nach Meyenburg nur eingeschränkt, teils auch unregelmäßig im Linienverkehr befahren.

Schienenverkehr hat höchste Priorität in Berlin

Der Bundestagsabgeordnete Detlef Müller, den Johannes Arlt als den „höchsten SPD-Verkehrspolitiker aus Berlin“ vorstellte, nannte gleich am Anfang die wichtigsten Eckpunkte der Berliner Politik: „Der Bahnverkehr hat höchste Priorität in der Koalition. Viele Investitionen werden nötig sein, um die Fehler der Bahnreform zu beseitigen und die Infrastruktur für den hohen Bedarf in naher Zukunft herzustellen. Die Schiene ist das Rückgrat der Verkehrspolitik – auch im ländlichen Raum.“ Er räumte ein, dass das Verkehrsnetz derzeit den wachsenden Anforderungen einer klimafreundlichen Verkehrspolitik nicht mehr gerecht wird.

Bahnbetreiber: Uns Privaten blutet das Herz

Verschiedene lokale Initiativen von Waren über Malchow bis Güstrow waren eingeladen worden und lobten die Initiative des heimischen
Bundestagsabgeordneten zu dieser Diskussion mit Verkehrsexperten. An der Eisenbahnfahrt nahm auch Tino Hahn für den heutigen Betreiber der Bahnstrecke teil. Hahn ist in der Deutsche Eisenbahn und Service AG-Gruppe (DESAG) für den Bereich Finanzen und IT verantwortlich und zugleich Geschäftsführer des Ostmecklenburgischen Bahnwerkes in Neustrelitz. „Uns Privaten blutet das Herz, wenn wir an die Vernachlässigung der Strecken denken und an den langen Betrieb auf Verschleiß. Gleichzeitig versprach Hahn großes Engagement für die Bahn und erklärte, dass es oft kostengünstiger sei, wenn kleinere, private Eisenbahnunternehmen das Nebenbahnnetz instand halten. „Es ist nicht fünf vor 12, sondern 5 nach 12“, brachte Tino Hahn im Zusammenhang mit von der Politik angstrenkten aufwändigen Kosten-Nutzen-Analysen den Aspekt Zeit auf den Punkt, „weil die Bahnstrecken zwar noch erhalten sind, aber dringend instandgesetzt werden müssen.“

Verheerende Vernachlässigung

Auch Andreas Butzki, SPD-Landtagsabgeordneter aus Neustrelitz,
schlug mit seinem Statement in diese Kerbe: „Wenn man Infrastruktur abbaut, kommt sie nicht wieder.“ Wenn man Bahnstrecken vernachlässige, wie die vollständig erhaltene von Neustrelitz nach Feldberg, sei das verheerend. „Diese Strecke muss nicht nur von Unkraut und Birken befreit werden, teilweise muss auch der Unterbau erneuert werden. Die Mängel bestehen seit DDR-Zeiten.“

„Keine Insellösungen, sondern Vernetzung mit dem Streckennetz ist der Schlüssel zum Erfolg“ konstatierte der SPD-Bundestagsabgeordnete Christian Schreider. Er verwies auf sein Heimatbundesland Rheinland-Pfalz, in dem seit der
Bahnreform unter liberalen Verkehrsministern sechs Strecken reaktiviert wurden.

Die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken in MV war auch Thema auf dem Landesparteitag der SPD am vergangenen Sonntag in Rostock. Dabei war das Netz der Mecklenburger Südbahn nur ein Teil des Forderungspakets, das die Kreisverbände der Bundespolitiker Johannes Arlt und Erik von Malottki eingebracht haben und das nun Position der Sozialdemokraten in MV ist.

Pause in Krakow am See.