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Ich habe heute in meinem Stammfriseursalon bei den Jungs von „Alanya“ in Neustrelitz meine zum Urwald tendierenden grau melierten Locken rund um meine Platte bis auf neun Millimeter kürzen lassen. Auch in Nase und Ohren bin ich taufrisch enthaart, was meine Bloggemeinde so ziemlich interessieren dürfte wie die letzte Wasserstandsmeldung. Aber in Corona-Zeiten sind die kleinen Freuden plötzlich die großen. Und wenn einem die kurdischen Haarkünstler endlich zum Schnitt wieder einen Apfeltee reichen dürfen, ist die Krise wohl endgültig ausgestanden und die Welt wieder in Ordnung.

Weil wir gerade von kleinen Freuden in Corona-Zeiten schreiben: Letztere haben sogar unsere Sprache beeinflusst, wenn vielleicht auch nicht unbedingt bereichert. So ist schräg gegenüber vom Salon in der Strelitzer Straße an der städtischen Touristinformation zu lesen, dass um Eintritt nur je eines Haushalts gebeten wird. Ich habe gleich mal nachgeschlagen. Danach steht Haushalt ja für den „Umfang des Wohnraums und seiner wirtschaftlichen Teile“. Da würden die hinter der Tür aber ganz schön staunen, wenn ich mich bemühe, meine üppigen Quadratmeter häuslichen Lebens vor dem Empfangstresen aufzubauen. Vorausgesetzt, wir gelangen bis dahin. Wie geschrieben: mit seinen wirtschaftlichen Teilen. Wobei ich da noch mal nachdenken muss.

Gemeint sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die Angehörigen eines Haushaltes, die ja von Corona-Bestimmung zu Corona-Bestimmung immer wieder zur statistischen Größe geraten sind. Da meinen die Aushänger sicherlich ein Ehepaar in Teilen oder Gänze, vielleicht die Ein-Kind-Familie, zähneknirschend auch noch die mit mehr Nachwuchs Gesegneten. Aber spätestens beim Mehrgenerationenhaushalt könnte es vielleicht nicht mehr im Sinne der Plakatierer sein. Da wird es voll. Aber wer nimmt schon die komplette Familie mit, wenn er mal was wissen will oder ein sonstiges Anliegen hat?

Vielleicht wollen die Mitteilsamen aber in unser aller Kampf gegen die Seuche schlichtweg nur eine Person nach der anderen mit ihren Auskünften klüger machen. Gehören übrigens Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Hühner auch zum Haushalt? Hühner legen zum Beispiel Eier. Die sind schon ganz schön wirtschaftliche Teile.