
Das Tolle an unserer globalisierten Welt besteht ja unter anderem darin, dass man Rezepte aus Ecken dieses Erdballs nachkochen kann, in die man nie gelangt ist. Da Reisen ohnehin weltklimabedingt neuerdings verteufelt wird, ist es durchaus trendy, im Kochbuch CO2-frei anderer Herren Länder zu besuchen. Nach Schlesien wäre ich natürlich notfalls auch mit dem Fahrrad gekommen. Jedenfalls war ich da vor lauter Verliebtheit in die polnische Ostseeküste noch nicht, habe aber heute trotzdem Schlesische Schmorgurken auf den Tisch des Hauses gebracht. Aber hallo!

Die Beilage meiner Wahl war allerdings Reis, schon, um einem kartoffelsüchtigen Kochkritiker meines Blogs eine Steilvorlage zu liefern. Ob in Schlesien seinerzeit tatsächlich Reis dazugegessen wurde, wissen die Götter. Und Vorfahren aus dem Osten, die ich nicht mehr befragen kann. Schmorgurken gehören für mich jedenfalls zum Sommer. Zum fünften Mal stelle ich sie variiert in meinen Blog. Damit ist meine Bibliothek ausgereizt, gern nehme ich weitere Anregungen zwecks Verbreitung entgegen.

1,5 Kilogramm Schmorgurken schälen, vierteln und aushöhlen sowie anschließend in mundgerechte Stücke schneiden. In einer hochbordigen Pfanne in etwas Olivenöl 500 Gamm Rinderhack krümelig braten, bis alles braun ist. Mit der Salz- und mit der Pfeffermühle ein paar Runden über der Pfanne drehen. Dann die Gurken dazugeben und fünf Minuten mitschmoren. Mit 100 Millitern Gemüsebrühe und dem Inhalt einer kleinen Dose Tomaten ablöschen. Die Tomaten ein bisschen mit dem Holzlöffel zerteilen.

Deckel auf die Pfanne und das Gericht 15 Minuten lang bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Inzwischen 250 Gramm gemischten Reis zubereiten. Ich tue gern neben Salz ein Lorbeerblatt und ein paar Körner Piment mit ins Kochwasser. Zum Finale die Gurken und Tomaten nebst Fleisch mit ein paar Prisen Zucker, einem Bund Dill fein gehackt und drei bis vier Esslöffeln Weißweinessig würzen.
Der Pfanneninhalt bekommt noch einmal zehn Minuten schwache Hitze, damit sich die Gewürze gut verteilen. Das Essen mit dem Reis anrichten und mit einem Klacks saurer Sahne krönen. Vielleicht sollte doch noch mal eine Tour nach Schlesien führen. Vom Kochen haben die Altvorderen dort auf jeden Fall etwas verstanden. Die neue Fortbewegungshilfe meiner Holden wartet immerhin mit einem Fahrmodus “Green” auf. Da hält sich die Reisescham in Grenzen.

Dreimal darfst Du raten, was ich wegen Verderb im weiteren Sinne eher mal entsorgen muss: Kartoffeln oder Nudeln? Okay, trockene Pasta ist praktisch unbegrenzt haltbar, wenn man sich an ein paar Regeln hält, Kartoffeln nicht. Aber irgendwie keimen die bei mir doch immer, bevor ich sie aufgebraucht habe, trotz dunkler Lagerung und kleinstmöglichem Beutelkauf. Kann natürlich auch daran liegen, dass ich nach Möglichkeit immer die nehme, die nicht mit Keimminderern “veredelt” sind. Soweit zum Thema Kartoffelsüchtig.
Ansonsten möchte ich auf den Widerspruch zwischen dem ersten und dem letzten Bild, beides das fertige Gericht, einmal noch in der Pfanne, einmal auf dem Teller, hinweisen. Das ist übrigens ein Punkt, den ich mit einem anderen Kochblogbetreiber auch schon mal geführt habe. Wenn man beim Foto die Sättigungsbeilage, im hiesigen Fall also den Reis, auf dem ganzen Foto-Teller verteilt und dann eine Soße mit festen Bestandteilen darauf gibt, sieht man von der Flüssigkeit nix mehr, da sie im Reis verschwindet. Mein Tipp: Den Reis mittels eines Reisringes oder eines Garnierringes nur am Rand des Tellers verteilen, nicht zu hoch auftürmen und dann die Soße in die Mitte auf den blanken Tellerboden geben. Die hilfsmittelfreie Variante wäre, den Teller halb mit Reis zu füllen und auf die andere Hälfte die Begleitung. So sieht man auch die flüssigen Bestandteile der Soße und fürs Essen kann man dann nach dem Fotografieren trotzdem alles durcheinander bringen und genießen.
Eines meiner letzten selbsterkochten und dokumentierten Gerichte hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit obiger schlesischer Gurke. Ich wusste gar nicht, dass ich die Region bekocht hatte. 😉 Nimm das Hackfleisch weg und dafür Spitzpaprika dazu und gehe zum Schluss gründlich einmal mit dem Pürierstab durch, dann biste meinem Pastagericht bzw. dessem Sugo recht nahe. Allerdings hatte ich die Kerne drin gelassen, da musste ich keine “Gemüsebrühe” ominöser Herkunft mit einbauen. Flüssigkeit und Geschmack kamen durch das Gurkeninnere. Allerdings habe ich im dazugehörigen Blogeintrag (https://herdnerd.de/5548/) darüber philosophiert, dass dem Gericht eine Kartoffel fehlt … Mist, ich bin doch kartoffelsüchtig. 😉