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Kommunales, Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz, Politik, Vereine
Der Residenzschlossverein Neustrelitz hat im Zusammenhang mit der am morgigen Donnerstag um 14 Uhr auf dem Schlossberg geplanten Anbringung eines Erinnerungsbanners (Strelitzius berichtete) eine Pressemitteilung veröffentlicht. “Schaut man heute auf den Neustrelitzer Schlossberg, so sieht man eine kahle Fläche und ein eingezäuntes wild gewachsenes Wäldchen. Birken, Ahorn und Brombeeren wachsen dort. Ein Refugium für Tiere? Das war nicht immer so, denn an diesem Ort stand das Neustrelitzer Residenzschloss”, heißt es in der Erklärung des Vereins. “Im Gelben Saal dieses Schlosses wurde am 29.01.1919 die erste demokratisch-parlamentarische Verfassung auf deutschem Boden beschlossen. Diesem Ereignis ist das Anbringen eines Banners mit dem vollständigen Verfassungstext des Freistaates Mecklenburg-Strelitz gewidmet.”
Ab 2018 sollen Baumaßnahmen beginnen und der historische Ort “angeblich erlebbar gemacht werden”, so der Verein weiter. Dafür sollten nach dem aktuell bekannten Planungsstand das Wäldchen gefällt, die Fußbodenreste des Erdgeschosses zerstört und die Kellerräume mitsamt des dort lagernden Abfalles verfüllt werden, um eine Grünfläche anzulegen – soweit der aktuell bekannte Planungsstand.
“Kunst-am-Bau-Maßnahme” vorgesehen
Das Landesgrundgesetz von 1919 sei in den ursprünglichen Planungen der jetzigen Regierung für diesen Ort nicht vorgekommen. Jetzt seien acht Prozent der Kosten, die für die Fledermausumsiedelung auf dem Schlossberg ausgegeben wurden für eine “Kunst-am-Bau-Maßnahme” mit dem Thema „Freistaat Mecklenburg-Strelitz, Ort der ersten demokratischen legitimierten Volksvertretung“ vorgesehen. In Frankfurt am Main zum Beispiel habe man die zerstörte Paulskirche, Symbol der demokratischen Bewegung in Deutschland, wieder aufgebaut und sich nicht mit einer “Kunst-am-Bau-Maßnahme” zufrieden gegeben. “Zeigt das die geringe Wertschätzung der ersten Demokratie auf Mecklenburger Boden nach dem 1. Weltkrieg?”, fragt der Verein.
Viele Neustrelitzer Bürger hätten den Wunsch, dass das Neustrelitzer Schloss wieder entsteht. “Diesen Wunsch teilen wir und setzen uns als Verein seit Jahren für die Wiedererrichtung ein. Dafür gilt es jetzt zu verhindern, dass der Keller mit den darin lagernden Abfallstoffen verfüllt wird”, wird in der Erklärung bekräftigt.
Ein Symbol für den Wiederaufbau wäre die originalgetreue Errichtung des Schlossturms. An diesem historischen Ort könnte man sich mit den aktuellen Fragen zur Demokratie und den stattfindenden Wanderungsbewegungen beschäftigen. Im Keller könnte ein Teil des Archäologischen Landesmuseums untergebracht werden.
Umgang mit Vergangenheit angeprangert
“Finden Sie es nicht auch falsch dass einerseits an einem Ort, an dem die Werte der Demokratie abgeschafft wurden (Ständehaus am Steintor in Rostock, neben dem vorgeschlagenen Neubau vom Archäologischen Landesmuseum), die Landesregierung in Größenordnung eines zweistelligen Millionenbetrages neu investiert, und andererseits ein Ort, an dem demokratische Geschichte (erste demokratisch-parlamentarische Verfassung auf deutschem Boden) geschrieben wurde, zerstört, zugeschüttet und begrünt wird? Geht man so mit seiner eigenen Vergangenheit um? Bedeutet in unserer Kultur ‘Gras über etwas wachsen zu lassen’ nicht eher, dass man es dem Vergessen anheim geben möchte?”, wird weiter gefragt.
Es sei höchste Zeit, dass sich die Stadtvertretung von Neustrelitz mit dem Geburtsort der Stadt beschäftige und bis zum Jahresende 2017 eine klare Position zur weiteren Entwicklung dieses Ortes beziehe. Von der Landesregierung gebe es laut Residenzschlossverein die Zusage, dass einem Schlossaufbau nichts im Wege stehe. Es müsse aber ein Nutzungskonzept vorliegen. Für die weitere Planung könne der Residenzschlossverein die digitalen Schlossgrundrisse mit Raumnummern und Raumgrößen bereitstellen. Unabhängig von den Eigentumsverhältnissen, liege die Planungshoheit bei der Stadt.