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Freizeit, Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz, Schauspiel, Theater

Für viele Deutsche war im 19. Jahrhundert Amerika das Ziel ihrer Träume. Elfriede Jelinek: “Keiner schaut gnädig herab auf unseren Zug, aber auf uns herabschauen tun sie schon.“ Fotomontage: TOG
Das Landestheater Neustrelitz bringt mit “Die Schutzbefohlenen” ein ganz besonderes, brandaktuelles Stück auf die Bühne, das am 29. Oktober um 19.30 Uhr Premiere hat. Um ein deutliches Zeichen für seine Stadt zu setzen, hat Bürgermeister Andreas Grund die Schirmherrschaft über die Produktion übernommen. Am kommenden Sonntag um 11 Uhr ist am Landestheater Matinee mit dem Regieteam und Darstellern.
Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek gibt in ihrem 2013 erschienenen Theaterstück den Flüchtlingen der Jahrhunderte ihre Stimme. Angelehnt an die antike Tragödie „Die Schutzflehenden“ von Aischylos verfasste sie einen Text, der die Asylpolitik der westeuropäischen Länder scharf kritisiert. Gewähren wir Flüchtenden Schutz oder kündigen wir diese humanistische Grundvereinbarung?
Auf ungewöhnliche Weise setzt die Neustrelitzer Aufführung das Stück um: Regisseur Eberhard Köhler rückt die Erfahrung des deutschen Volkes mit Flucht und Vertreibung in seiner Geschichte in den Mittelpunkt seiner Adaption. Dabei spannt er in fünf Akten den Bogen von der griechischen Antike, über die deutschen Flüchtlinge Mitte des 19. Jahrhunderts, die vor schlechten wirtschaftlichen Bedingungen zu Hunderttausenden nach Amerika auswanderten, die Jahre des Nationalsozialismus und Nachkriegsjahre, die Tausenden Russlanddeutschen, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in die BRD flohen, die Flucht in die BRD kurz vor dem Ende der DDR bis hin zu einem utopischen Blick in die Zukunft. “Es entsteht eine faszinierende, multimediale Inszenierung mit poetischen Bildern. Der Text von Elfriede Jelinek ist zeitlos und trägt die Bilder, ihre Sprachkunst wird sinnlich erfahrbar”, heißt es in einer Ankündigung des Theaters.