Schlagwörter
CDU, Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz, Stadtentwicklung, Strelitzhalle

Die böse Nachricht zuerst: Die von eingedrungenem Wasser geschädigte und seit einem Jahr gesperrte Strelitzhalle am Glambecker See in Neustrelitz kann 2023 nicht mehr saniert werden. Der seit April amtierende Dezernent für Stadtentwicklung und Bau Nico Ruhmer bezeichnete frühere Zielstellungen der Stadtverwaltung als inzwischen unseriös. Zugleich sprach er, angesprochen auf einen tatsächlichen Fertigstellungstermin, von “Kaffeesatzleserei”.
Der neue Dezernent, nach eigener Aussage Erbe schlimmer Sanierungsfälle und kein Zauberer, war gemeinsam mit dem Amtsleiter für Hoch- und Tiefbau, Gerd-Joachim Maaß, gestern Abend einer Einladung des CDU-Ortsverbandes gefolgt. Bei der Stunde der Wahrheit anwesend auch Stadtpräsident Ernst August von der Wense sowie Vertreter der von der Schließung betroffenen Vereine der Stadt, insgesamt acht an der Zahl. Nicht dabei war das ebenfalls eingeladene Carolinum, das die benachbarte Strelitzhalle für den Schulsport nutzt und mit am heftigsten von der prekären Situation betroffen ist.
Ruhmer traf seine Aussage auch unter dem Eindruck eines taufrisch vorliegenden, über mehrere Wochen erstellten Bodengutachtens. “Offensichtlich konzentrieren sich wasserführende Schichten im Bereich der Strelitzhalle, möglicherweise auch durch Versiegelungen in der Umgebung. Es sind weitere Bohrungen durchzuführen, wozu wir erst einmal eine Firma finden müssen, und Pegel zu setzen, um die komplexen geologischen Umstände zu klären.” Die Innensanierung sei eher “banal”, das Drainage- und Abflusssystem hingegen “eine Wissenschaft für sich”. Wahrscheinlich müsse das komplette Umfeld der Halle aufgenommen werden. Nicht zu reden von einer technologischen Lösung für die Entwässerung des architektonisch ungewöhnlichen Daches. Frühestens in vier bis acht Wochen könne in die Planungen gegangen und dann auch der tatsächliche zeitliche und finanzielle Aufwand angegeben werden.
Amtsleiter: Wanne ohne Stöpsel
Gerd-Joachim Maaß ergänzte, “wir haben Verhältnisse vorgefunden, die gelinde gesagt merkwürdig sind”. Das Starkregenereignis Ende August vergangenen Jahres habe das Fass nur zum Überlaufen gebracht, Feuchtigkeit dringe schon über einen wesentlich längeren Zeitraum ein. Bei der Errichtung der Halle seien die nötigen Baugrunduntersuchungen offensichtlich nicht mit der erforderlichen Akribie betrieben worden. Der Amtsleiter stellte den Vergleich mit einer Wanne an, “zu der wir den Stöpsel nicht finden”. Immerhin sei nach längerem Suchen ein Architekt gefunden worden, der das aufwändige Sanierungsprojekt betreuen wolle. Sein Angebot stehe aber noch aus.
Ruhmer und Maaß schlossen auf Anfrage von Strelitzius aus, dass Abriss und Neubau der Srelitzhalle eine Option sei. Entsprechende Gerüchte hatten in der Residenzstadt bereits die Runde gemacht. Der Dezernent betonte das große Interesse der Stadtverwaltung, das Problem schnellstmöglich zu lösen. Es helfe aber nicht, die Angelegenheit schön zu reden. Die schwierige Situation der Nutzer der Strelitzhalle tue ihm und der ganzen Verwaltung sehr leid.
CDU-Fraktionschef Andreas Petters legte Wert auf rechtzeitige Signale an die Stadtvertretung, wenn der gesteckte finanzielle Sanierungsrahmen von einer Million Euro nicht ausreichend sei. In diesem Zusammenhang informierte Gerd-Joachim Maaß, dass über den Landkreis ein Antrag auf eine Sonderbedarfszuweisung durch das Land gestellt sei.
Auswirkungen bis hin zur Existenzbedrohung
Die anwesenden Vereinsvertreter hatten Gelegenheit zu schildern, wie sie mit dem Ausfall der Strelitzhalle umgehen und welche Ausweichmöglichkeiten sie gefunden haben. Die Auswirkungen sind sehr unterschiedlich und reichen bis zur Existenzbedrohung, wie es CDU-Stadtvertreter Max Odebrecht für seine PSV-Volleyballer in der 2. Bundesliga, aber auch für die Volleyballakademie des Vereins auf den Punkt brachte. Es gebe klare Signale der Bundespolizei, dass deren Halle an der Woldegker Chaussee längerfristig nicht für die Punktspiele der 1. Mannschaft genutzt werden könne. Erhebliche Sorgen hat auch der Fanfarenzug Neustrelitz. Erfreulich sei, so der CDU-Ortsverbandschef und Stadtvertreter Patrick Scholz, dass die Vereine der Stadt in der Not zusammenstehen. So bewähren sich Tennisclub und WSV Neustrelitz als “Quartiergeber”, geraten dabei aber auch an ihre Kapazitätsgrenzen.
Scholz dankte für die ehrlichen Worte und sprach von einer guten Runde. Der CDU sei es darum gegangen, dem neuen Mann in der Stadtverwaltung eine faire Chance zu geben. Zuvor hatten Odebrecht und er deutliche Kritik an der bisherigen Kommunikation seitens der Verwaltung geübt. Eine solche Haltung sei geeignet, die Dinge hochkochen zu lassen. Eigentlich hätte die Stadt zu der gestrigen Veranstaltung einladen müssen. Nico Rohmer sagte zu, ab sofort regelmäßige Informationen aus seinem Dezernat zu liefern. Das habe auch ich ihm in einem persönlichen Gespräch ans Herz gelegt.