Schlagwörter
Normalerweise hätte ich mich nicht darauf eingelassen, auf das Buch hinzuweisen. Mein Blog hält mich in seiner Vielfalt auf Trab, und das Aufschreiben von Familiengeschichten ist ohnehin (noch) in Mode. Längst braucht es auf der erfolgreichen Suche nach einem geneigten Verlag auch nicht mehr des gestrengen Urteils über das Manuskript. Mit einem gewissen Eigenkapital kann sich jeder gedruckt in Händen halten.
Ein erklärt erzählendes Sachbuch hatte ich allerdings noch nicht auf dem Tisch. Und dann gibt es auch noch den Bezug des Aufgeschriebenen zu Neustrelitz. Schließlich, das Thema Krieg ist wieder in unser tägliches Leben geraten.
Letzte Sätze des vielleicht zu lang geratenen Vorspanns meinerseits: Ich habe es versäumt, meinen Eltern und meiner Großmutter das zu entlocken, was sie mir zu ihrem Leben vor mir verschwiegen. Und das hätte wohl auch für ein Buch gereicht. Vor etlichen Jahren hatte ich einen mehrtägigen Studienaufenthalt in der mir unvergesslichen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel und sofort alle Aufmerksamkeit auf mich fokussiert, als ich in einer Gesprächsrunde meinen Familiennamen nannte und mein Nichtwissen der Familiengeschichte bekannte. Mehr weiß ich nicht. Wollte ich mehr wissen?
Anna Seydenfalter (Jahrgang 1964), als diplomierte Psychologin in einer Rehaklinik im Schwarzwald tätig, hatte mehr Erfolg bei der Familienrecherche. Sie hat ein Buch „Ich hatte einen Bruder. Kriegsenkelbiografien: Warum es sich lohnt hinzuschauen“ geschrieben. Ich habe es, selbst Kriegsenkel, mit Interesse gelesen. Die diplomierte Psychologin hat ihre Aufzeichnungen im November vergangenen Jahres veröffentlicht.
Dass auch sie zu den Kriegsenkeln zählt, begreift Anna erst, als sie 2018 ein Buch zum Thema in die Hände bekommt. Dramatische Ereignisse im Leben ihres Bruders veranlassen Anna zurückzublicken. Nachdem 1943 das Zuhause ihrer Großeltern am Niederrhein durch einen Bombenangriff völlig zerstört wird, flieht ihre Oma Katharina zusammen mit den drei Töchtern – damals 11 Jahre, 5 ½ Jahre und 3 Monate alt – nach Mecklenburg. Auf einem Bauernhof in Buchholz/Müritz dürfen sie fortan wohnen und – obwohl Flüchtlinge – gemeinsam mit der Bauernfamilie an einem Tisch essen. Es folgen ein Umzug nach Neustrelitz und eine weitere Flucht, dieses Mal Richtung Westen. Als die Familie sich schon in Sicherheit glaubt, wird sie von bewaffneten russischen Soldaten zurück Richtung Osten getrieben.
“Wie sehr die Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern im Zweiten Weltkrieg auch Jahrzehnte später das Familienleben prägten, erkennt Anna mehr und mehr. Ein intensiver Prozess der Bewusstwerdung und Heilung – authentisch geschildert”, heißt es in einer Rezension. Das erzählende Sachbuch verbinde die persönliche Betroffenheit mit der fachlichen Perspektive.
„Ich hatte einen Bruder. Kriegsenkelbiografien: Warum es sich lohnt, hinzuschauen“
Erzählendes Sachbuch
© 2022 Anna Seydenfalter
ISBN Softcover: 978-3-347-76735-5 € 19,95
ISBN Hardcover: 978-3-347-76736-2 € 25,00
ISBN E-Book: 978-3-347-76737-9 € 18,99
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
Erschienen im November 2022