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Sellering

Wenn sich Landespolitiker einbilden, sie könnten mal eben brennende Probleme umkurven, dann haben sie sich in Neustrelitz geschnitten. Diese Erfahrung musste Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) jetzt schon zum zweiten Mal machen.

Nachdem ihm beim MV-Tag in der Residenzstadt im vergangenen Jahr ein Demonstrationszug für den Erhalt des Theaterstandortes schon beträchtlich die Show vermasselt hatte, haben ihn nun Theaternetzwerker erneut gestellt. Keine 500 Meter Luftlinie von den Festspielen im Schlossgarten entfernt, die der Landesvater bezeichnenderweise noch nie besucht hat, wollte er doch allen Ernstes im Slawendorf mit Anglern plaudern. Ihm zur Seite der Neustrelitzer SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Butzki.

Da hatte der MP aber die Rechnung ohne das Theaternetzwerk gemacht. Dessen Vertreter rückten mit Festspielstar Dagmar Frederic im vollen Dolly-Putz und mit Kutsche an der Spitze an, um Sellering einfach mal auf das Landestheater aufmerksam zu machen, dessen Existenz er mit seiner Kulturpolitik bedroht. Mit von der Partie auch Operndirektor Wolfgang Lachnitt und Marco Zabel, Vorsitzender des Theaterfördervereins.

“Wir haben ihn auf sein vor einem Jahr gegebenes Versprechen der Bürgerbeteiligung angesprochen. Sellering erging sichin Floskeln, verstieg sich sogar zu dem Satz ‘Die Theater im Osten des Landes sind auf einem guten Weg'”, so Zabel in einer Mitteilung für Strelitzius.

“Damit war offensichtlich der Kahlschlag gemeint. Den Vorwurf, er und sein Minister redeten nicht mit den Bürgern und Initiativen, versuchte Andreas Butzki zu entschärfen. Er hätte den Minister ja eingeladen, leider wäre dieser erkrankt gewesen. Nun gut, das ist über vier Monate her und Brodkorb lange gesund”, schrieb mir Marco Zabel. Geheimdiplomat Brodkorb hatte zwischenzeitlich zu Ostern versucht, privat eine Vorstellung von “Don Giovanni” im Landestheater zu besuchen. Er war prompt von Netzwerkern überrascht und mit Roten Karten bedacht worden.

Der Vereinsvorsitzende abschließend: “Auf mein deutliches Ersuchen, wieder nach Neustrelitz zu kommen, um die Bürger mit ihren Vorschlägen anzuhören, gab es keine eindeutige Reaktion – was ja auch eine Aussage ist. Immerhin versprach Sellering später dem Nordkurier, im nächsten Jahr zu den Festspielen zu kommen. Ob es eine Abschiedsvorstellung wird?”