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Im August waren in der Seenplatte 422 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Juli, insgesamt 11.079. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,6 Prozent. Im Vergleich zum August des Vorjahres sind es 145 Arbeitslose mehr.
Dazu Thomas Besse, Chef der Arbeitsagentur Neubrandenburg: „Im Verlauf des Monats August verzeichnete der Seenplattelandkreis einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen, der ungewöhnlich stärker ausfiel als es anhand des langjährigen Durchschnitts zu erwarten gewesen wäre. Neben den üblichen saisonalen Einflüssen im Sommer spielt in diesem Jahr auch der wirtschaftliche Gegenwind eine entscheidende Rolle. Und dennoch: Eines der drängendsten Probleme bleibt der hohe Fachkräftebedarf – und der fängt zum Teil schon bei der Nachwuchsgewinnung an.“ In den vergangenen fünf Jahren war die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im August durchschnittlich um 120 Personen gesunken.
Besse erklärte, dass der Hauptgrund für den überdurchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen im August größtenteils auf die Zugänge aus Erwerbstätigkeit zurückzuführen ist. „Hier spiegeln sich – genau wie im Juli – die Arbeitslosmeldungen junger Menschen nach Abschluss der Berufsausbildung oder der Schule sowie der Geflüchteten aus der Ukraine wider. Daneben schlagen in diesem Monat aber auch die Arbeitslosmeldungen von Mitarbeitenden im Schuldienst – wie beispielsweise Schulbegleiter und Integrationshelfer – deren Arbeitsverhältnisse mit dem Ende des Schuljahres endeten, zu Buche.“
Für den Anstieg der Arbeitslosenzahl um 103 oder 9 Prozent bei der Gruppe der 15 bis unter 25-Jährigen gegenüber dem Vormonat seien, so Besse, ausschließlich die bereits im Juli genannten, jahreszeitlich üblichen Ursachen verantwortlich. „Auch im August haben sich noch junge Menschen nach Abschluss der Berufsausbildung oder der Schule vorübergehend arbeitslos gemeldet.“ Deren größter Teil werde schon im September eine Stelle gefunden haben. „Dies gilt speziell für die frisch ausgelernten Fachkräfte, die von ihren Ausbildungsbetrieben aus unterschiedlichen Gründen nicht übernommen werden konnten.“
144 Tage bis zur Besetzung einer Stelle
Besse macht deutlich, dass sich der konjunkturelle Gegenwind, von dem derzeit viele Unternehmen berichten, derzeit nur punktuell in den Arbeitsmarktzahlen widerspiegelt. Für den Arbeitsagenturchef ein klares Indiz dafür, „dass der Fachkräftemangel einfach noch stärker ist – als der konjunkturelle Gegenwind.“ Kurzum: „Demografie schlägt wirtschaftliche Rahmenbedingungen“, so Besse. “Unternehmen benötigen häufig mehr Zeit, um passende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, wie die durchschnittliche Vakanzzeit (für gemeldete sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen) von zuletzt 144 Tagen zeigt.“
Ein Schlüsselthema ist die Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber. „Über drei Viertel der Stellenausschreibungen richten sich an qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit mindestens einer dualen Ausbildung. Jedoch verfügt über die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Menschen aktuell nicht über eine ausreichende Qualifikation. Besonders diejenigen ohne Berufsabschluss (44 Prozent aller Arbeitslosen) zeigen das größte Potenzial, das es für einen Arbeitsmarkt, der Fachkräfte sucht, zu fördern gilt“, sagte Besse. Arbeitsagentur und Jobcenter bieten viele Möglichkeiten, Unternehmen und Menschen zu unterstützen. „Eine dieser Möglichkeiten sei die “Teilqualifizierung”, eine Weiterbildungsförderung langjähriger Beschäftigter ohne formelle Ausbildung, die in systematischen, aufeinanderfolgenden Schritten auf einen Berufsabschluss vorbereiten.
Mehr als 250 Ausbildungsberufe in der Region
Besse thematisierte zum Abschluss die Entwicklung am Ausbildungsmarkt im Seenplattelandkreis. „Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind super. Das ist allerdings nur die eine Seite ein und derselben Medaille. Gleichzeitig war es für Betriebe noch nie so schwierig, geeignete Auszubildende zu finden. Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass viele Ausbildungsstellen aufgrund fehlender Bewerberinnen und Bewerber unbesetzt bleiben werden.“ Neben der demografischen Entwicklung gilt vor allem, dass sich die Jugendlichen immer auf die gleichen – bekannten – Berufe bewerben als Ursache der Misere, obwohl es in unserer Region mehr als 250 Ausbildungsberufe gibt, von denen den Jugendlichen allerdings die wenigsten bekannt sind. Dies führt zu Enttäuschung sowohl bei den Bewerberinnen und Bewerbern als auch bei den Unternehmen.“