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Auch Bücherwürmer können sich steigern. Wobei ich da nicht wirklich eine Bestmarke verzeichne. Jedenfalls habe ich in nicht einmal fünf Tagen sage und schreibe 62 Krimis gelesen, ohne dabei aus dem gewohnten Tritt zwischen morgendlichem Augenaufschlag und wohlverdienter Nachtruhe zu kommen.

Mehr noch: Ich habe mich köstlich amüsiert, bin einmal durch Mecklenburg und Vorpommern inklusive Abstecher nach Stettin gereist und habe ganz nebenbei auch noch meine rudimentären Kenntnisse des Plattdütschen erweitert. Was Literatur alles vermag! Dieser Tage habe ich übrigens im Auto versehentlich die Warnow unterquert. Maut, auch Wegezoll, sind niederdeutsch „Stratenmoneten“. Da klingt Abzocke gleich ganz anders. Göttlich!

Zu danken ist das Rundumvergnügen Bert Lingnau. Der hat mir seinen Neuling „Singende Barsche“, erschienen im Klatschmohn Verlag Bentwisch/Rostock, ins Haus geschickt. Danke für das Vertrauen in mich, zu einer qualifizierten Rezension zu gelangen.

Zur Erklärung des vermeintlichen Lesemarathons: Die in 850 Jahren spielenden Krimis des in Barth 1972 geborenen Kollegen, seit 2016 Direktor der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern, sind jeweils ganze drei Seiten lang. Neben der Fleißarbeit des Autors, die Fälle aus den Archiven zu graben, verneige ich mich vor dem Talent, mit wenigen Sätzen den Leser in die jeweilige Zeit und den Ort des Geschehens eintauchen zu lassen.

Hinzu kommt die Ausgewogenheit zwischen komisch und bewegend, wobei der Autor in den mit einem roten Barsch gekennzeichneten lustigen Kurzerzählungen zur sprachlichen Höchstform aufläuft. Der Mann kann mit Sicherheit auch Glosse. Die schwarzfischig markierten Zeugnisse des Bösen legen hingegen nachvollziehbar eher Zurückhaltung in der Kommentierung auf. Meine Vorurteile als Herbergsvater von weit über 1500 Krimis beim Öffnen des ganz besonderen Reiseführers waren jedenfalls schnell zerstreut. Das Taschenbuch bekommt einen privilegierten Platz in der häuslichen Regallandschaft.

Lingnau hat es bereits zum zweiten Mal getan. Schon 2016 gab es mit „Rübe ab“ ein Sammelsurium von Missetaten quer durch unsere Lande. Zu würdigen ist, dass sich der Schriftsteller um jede Menge Bildmaterial bemüht, um seine Fälle noch authentischer zu machen. Sogar eine Karte ist eingefügt, auf der die Tatorte zwischen Schrecken und Ergötzen gekennzeichnet sind. Ein bisschen alte Schule. Dieser Tage hatte ich den gedruckten Reiseführer eines Bloggers auf dem Tisch. Da waren neben eher durchschnittlichen Bildern QR-Codes eingebettet, die zu Filmchen führten. Das fand ich nun genial.

Bert Lingnaus „Singende Barsche“ (ISBN 978-3-941064-89-8) kann ich nur empfehlen. Völlig ungeschützt, erweitere ich das Urteil auch auf das Vorgängerbüchlein. So groß kann das Risiko nun wirklich nicht sein.

http://www.klatschmohn.de/lieferbare-buecher/singende-barsche-neuerscheinung/

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