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Wie bereits angekündigt, stellt Strelitzius in Interviews die drei Bundestagsabgeordneten aus unserem Wahlkreis 17 (Mecklenburgische Seenplatte II/Landkreis Rostock III) vor, die erneut um den Einzug in das deutsche Parlament kämpfen. Während Eckhardt Rehberg (CDU) sein Direktmandat verteidigen will, sind Jeannine Pflugradt (SPD) und Heidrun Bluhm (Die Linke) 2013 über die Landeslisten ihrer Parteien in den Bundestag eingezogen und wollen versuchen, sich diesmal im Wahlkreis gegen Rehberg durchzusetzen.

Jeannine Pflugradt

Den Auftakt in der kleinen Strelitzius-Serie macht Jeannine Pflugradt. Das Interview habe ich in der vergangenen Woche geführt. Inzwischen haben sich heute mit dem Rückzug von Ministerpräsident Erwin Sellering von allen politischen Ämtern die Ereignisse bei den Sozialdemokraten überschlagen. Wie ich erfahren habe, wird morgen der SPD-Landesvorstand tagen und möglicherweise auch eine Neuwahl der Landesliste zur Bundestagswahl beschließen. Die Liste wird momentan von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig angeführt, die Sellering politisch beerben soll. Es ist also auch möglich, dass sich für Jeannine Pflugradt die Ausgangssituation vor der Bundestagswahl noch einmal anders darstellt. Strelitzius hält seine Leser auf dem Laufenden.

Vier Jahre sind Sie Mitglied des Deutschen Bundestages – ein Resümee bitte für die Leser des Strelitzius Blogs.

Mit den Entscheidungen, die ich in den letzten vier Jahren im Bundestag getroffen habe, kann ich ruhig schlafen. Ich habe mich keinem Fraktionszwang unterworfen, sondern nur nach meinem Gewissen gehandelt. Diese Zeit möchte ich nicht missen, sie hat mich auch als Persönlichkeit gestärkt. Ich würde meine Arbeit im Bundestag gern fortsetzen. Es tut der Mecklenburgischen Seenplatte gut, wenn sie jemand im deutschen Parlament vertritt. Es war eine gewaltige Herausforderung für mich, die ich glaube gemeistert zu haben, eine ebenso interessante wie anstrengende Zeit, auch für die Familie. Ohne meinen Mann und meinen Sohn im Rücken hätte ich sicherlich nicht bestanden.

Sie sind im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft tätig. Wollten Sie das oder sind Sie da hineingeschubst worden?

Neben dem Sportausschuss war das mein zweiter Wunsch, Wünsche zur Mitarbeit in den Gremien durften geäußert werden. Von Ernährung verstehen wir alle etwas. Über das Themengebiet Ernährung war ich sogar Berichterstatterin für die SPD. Außerdem habe ich im Beirat für nachhaltige Entwicklung mitgewirkt.

Was waren die wichtigsten Themen im Sportausschuss in der Legislaturperiode?

Sehr stolz bin ich, am Gesetz zur Bekämpfung von Doping mitgewirkt zu haben. Außerdem habe ich die Problematik duale Karriere unserer Sportler betreut. Ausbildung, Schule und Sport unter einen Hut zu bringen, da liegt noch einiges im Argen. Hier kam mir zugute, dass ich ja durch unsere Familie vorgeprägt bin.

Der Wahlkreis 17 ist der größte Deutschlands. Ist man da überhaupt in der Lage, ihn allumfassend zu betreuen?

Der Wahlkreis ist zweieinhalb Mal so groß wie das Saarland. Da ist es sehr schwer für eine Abgeordnete, die nötige Bürgernähe aufzubauen. Viel Zeit verbringt man auf Autobahnen und Bundesstraßen. Für den Zuschnitt von Wahlkreisen sollte künftig die Fläche und nicht nur die Einwohnerzahl maßgeblich sein. So wäre die Mecklenburgische Seenplatte als Wahlkreis schon mehr als ausreichend gewesen. Ich habe mit meinen Büros in Neustrelitz und in Güstrow versucht, in beiden Landkreisen Anlaufpunkte zu schaffen und kann ruhigen Gewissens sagen, nicht faul gewesen zu sein.

Was sind Ihre politischen Ziele für die Zukunft? Was brennt Ihnen auf den Nägeln?

Gleiche Bildungschancen für alle. Dazu muss das Grundgesetz geändert werden, damit sich der Bund bei Schulen und Kitas besser aufstellen kann, die ja momentan reine Ländersache sind. Dann lässt mich natürlich das Thema Ernährung/Ernährungsbildung nicht los. Ernährung muss wieder in den Fokus der Familie rücken und unsere Kinder müssen erfahren, wo Lebensmittel herkommen. Außerdem wünsche ich mir ohne Diktat einheitliche Standards für das Essen von der Kita bis zum Pflegeheim. Ein dritter Punkt wären gerechte Stromkosten. Da bin ich ganz Stadtwerkerin. Das Problem der Netzentgelte haben wir mit der Union nicht mehr gelöst bekommen.

Auf der Landesliste der SPD für die Bundestagswahl stehen Sie nur auf Platz 5. Haben Sie die Chance, wieder über die Liste gewählt zu werden?

Mit dieser Platzierung, die mich enttäuscht, habe ich keine Chance, über die Liste wieder in den Bundestag einzuziehen. Auch nicht, wenn die SPD noch prozentual zulegt. Ich hätte mir für mich Listenplatz 3 gewünscht, wobei zu bemerken ist, dass die SPD immer abwechselnd eine Frau und einen Mann aufstellt. Spitzenkandidatin ist natürlich Ministerin Manuela Schwesig. Ich akzeptiere aber meine Platzierung, Demokratie muss einem nicht immer gefallen. Trotzdem habe ich zu den Genossen auf der Liste vor mir ein gutes Verhältnis. Ich kämpfe um das Direktmandat in meinem Wahlkreis.

Was unterscheidet Sie von den Gegenkandidaten Eckhardt Rehberg von der CDU und Heidrun Bluhm von der Linken?  

Ich lebe und wohne im Wahlkreis, bin also eine von hier. Herr Rehberg und im Übrigen auch Frau Bluhm leben nicht hier im Wahlkreis – wo soll da die Verbundenheit herkommen? Alles, was Rehberg konservativ ist, bin ich modern, nach vorn gewandt. Rehberg ist zum Beispiel gegen die finanzielle Beteiligung des Bundes im Bereich Bildung. Bei Frau Bluhm ist es schwieriger, große persönliche Unterschiede zu nennen, zumal wir im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft gut zusammenarbeiten. Auf jeden Fall gilt auch für sie wie für alle Linken, dass man in der Opposition immer gut Forderungen stellen kann ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob diese auch finanzierbar sind. Da haben wir als Sozialdemokraten in der Regierungsverantwortung so manche Kröte schlucken müssen und am Ende doch mehr durchsetzen können, als wir uns vorgestellt haben. So eine Koalition ist eben nur eine Vernunftehe.  

Die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen haben gezeigt, dass die SPD momentan mit der CDU nicht auf Augenhöhe ist. Geht da noch was bis zum 24. September?

Landtagswahlen sind kein wirklicher Indikator für Bundestagswahlen, auch wenn das von den politischen Gegnern so herübergebracht und dann von den Medien auch zitiert wird. Es bleibt uns genügend Zeit, unsere Themen an die Leute zu bringen. Wir dürfen uns dabei nicht hetzen lassen, sondern müssen die nötige Gelassenheit aufbringen.

Ist Martin Schulz die richtige Wahl als Kanzlerkandidat der SPD?

Immer, wenn ich in Berlin bin, habe ich auch Gelegenheiten, mit Martin Schulz zu sprechen. Er weiß schon genau, was die Menschen bewegt und was sie von ihm als Kanzlerkandidat erwarten. Ihm liegen das Wohl unserer Gesellschaft, das Vorwärtskommen der hart arbeitenden Menschen, die gerechte Bezahlung der Jobs und die Entlastung der Familien sehr am Herzen. Dieser Mann hat Esprit, motiviert zum Mitmachen und ist ein Politiker, der zukunftsorientiert denkt und arbeitet. Die Entscheidung der Sozialdemokraten für Martin Schulz als Kanzlerkandidaten war eine gute, wie es auch eine gute Entscheidung ist, am 24. September SPD zu wählen.

Was wünschen Sie sich ganz privat für die Zukunft?

Glück und Gesundheit für meine Familie zum einen, zum anderen aber auch wieder eine Gesellschaft, in der es den Menschen Freude macht zu leben. Zu viele Bürgerinnen und Bürger sind aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden – das ist nicht gut für ein friedvolles Miteinander!