Glosse
Ich bin jetzt auch unter die Kleber gegangen. Also, ich habe mich nicht zu denen gesellt, die man vom Asphalt kratzen muss. Meine Holde hat nach fast drei Jahrzehnten Ehe immer noch eine hohe Meinung von mir und ganz Sparfüchsin mich mit der anspruchsvollen Aufgabe betraut, neben dem Einkauf auch noch Rabattmarken zu befestigen.
Nun erfreue ich mich in der Tat einer gewissen Vorbildung. Etwa nach einem Viertel der Zeit an der zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule hatte mir meine Mutter selig das Kleben von Konsummarken übertragen. Die Leser im Osten passender Jahrgangsstufe wissen, wovon ich schreibe. Allerdings geschah das damals entspannt im stillen Kämmerchen. Kein Vergleich mit heute, wo die gewinnbedeutenden Marken unter den Bedingungen eines quirligen Supermarktes an die Ware zu bringen sind.
Aus lauter Gemeinheit sind die Rabatte auch noch unterschiedlich. Es gilt also auf dem Weg zum Maximalprofit, die Hochprozentigen der teuersten Ware im Korb und die Niedrigprozentigen der billigsten zuzuordnen und sie daran zu fixieren. Eine Herausforderung, an der heutige Bildungsnotstand-Kids selbst nach der Hälfte der Schulzeit scheitern dürften. Und dann ist der Aufkleber auch noch so zu platzieren, dass der Strichcode des nunmehr Schnäppchens nicht überdeckt wird.
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