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Geschichte, Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz, Stadtentwicklung
Das war spannend und am Ende auch ein bisschen überraschend: Die Neustrelitzer Stadtvertreter haben auf ihrer heutigen Sitzung bei lediglich einer Stimmenthaltung den Antrag der Linken zum Schlossberg zur Weiterbehandlung in die Ausschüsse verwiesen. Die Linken haben in ihrer Vorlage bekanntlich die Forderung erhoben, dass sich die Volksvertreter klar zu einer denkmalgerechten Behandlung der Überreste des Neustrelitzer Schlosses positionieren und sich für deren Nutzung sowie einen Wiederaufbau des Schlossturms einsetzen (Strelitzius berichtete).
Es geschehen noch Zeichen und Wunder in Neustrelitz! Mit dem Votum der Stadtvertreter wird endlich ein politisches Interesse aus Neustrelitz an der weiteren Schlossberggestaltung signalisiert. Vor allem Residenzschlossverein und Verein Kulturgut Mecklenburg-Strelitz hatten harsche Kritik an der bisherigen Haltung des Stadtparlamentes geübt.
Möglicherweise nicht ohne Wirkung geblieben ist ein Brief der Stiftung Mecklenburg an die Stadtvertretung, an Landtags- und Bundestagsabgeordnete sowie die Minister für Kultus und für Finanzen, Birgit Hesse und Mathias Brodkorb, in dem für den 29. Januar kommenden Jahres in Neustrelitz eine Schlossberg-Konferenz vorgeschlagen wird. Dabei sollen beide Seiten ihre Positionen noch einmal auf den Tisch legen. Beobachter des Richtungsstreits gehen davon aus, dass das Land angesichts mit Sicherheit aufgebotener unabhängiger Experten dann sein bisheriges Vorhaben, die Überreste des Schlosses einfach zuzuschütten, nicht länger verfolgen kann.
Die Interessengemeinschaft Numismatik Neustrelitz und der Residenzschlossverein hatten sich an die Stiftung mit der Bitte gewandt, Träger einer solchen Konferenz zu sein. Stadtpräsident Christoph Poland (CDU) ist von den Stadtvertretern beauftragt worden, in der Sache Kontakt mit der Stiftung aufzunehmen. Auch Landrat Heiko Kärger (CDU) hat sich für die Konferenz-Idee ausgesprochen.
Vertreter der Stiftung hatten dieser Tage noch einmal den übrig gebliebenen Schlosskeller besichtigt und waren sich einig, dass ein Verfüllen einer unvertretbaren Geschichtstilgung gleich käme, wie Strelitzius aus unterrichteter Quelle erfuhr. Am 29. Januar 1919 wurde im Schloss Neustrelitz die erste demokratische Landesverfassung der Weimarer Republik verabschiedet.