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Glosse

Dieser Tage habe ich schweren Herzens am Elektroschrott-Container zu Neustrelitz Abschied genommen von meinem Laubsauger. Der auch ein Laubbläser vor dem Herrn war. Viele Jahre hatte er mir Herbst für Herbst im Außenrevier beigestanden, wenn auch nicht unbedingt ohne Beanstandungen. Die Dezibel seiner Arbeitsfreude hätten auch in Rostock-Laage bei der Luftwaffe gemessen werden können, was ihn nicht unbedingt zum Freund der Nachbarschaft machte. Zudem neigte mein Gartenhelfer, also der Saugbläser, auch noch zu Verstopfungen. Und das permanent. Buchenblätter waren ja noch verdaulich, aber spätestens nach drei Mal Ahorn bekam er Würgereiz. Mit Stiel fand er ohnehin zum Kotzen. Ergo war alle drei bis fünf Minuten ein komplizierter Eingriff fällig, wohlgemerkt nur beim Saugen.
Weit seiner Zeit voraus war der nunmehr Entsorgte mit einem Hebel. Dessen simple Betätigung ihn vom Verschlinger zum Verdränger machte, was ich seinerzeit nicht hoch genug zu schätzen wusste. Und den ich unlängst abgebrochen habe. Was das Ende der Partnerschaft bedeutete, in der ich ihm seine große Klappe ebenso verziehen habe wie seinen Hang zur Blockade. Immerhin entstammte er noch der Generation 4990. Was jetzt keine Jahreszahl ist, sondern der Einheitspreis für Gartengerätschaften, die man sich seinerzeit als Häuslebauer eben so leisten konnte. Wir hatten ja nichts, schließlich waren Kredite zu bedienen.
Das Haus ist bezahlt, die Rente (noch) sicher, und ein Laubbläser darf jetzt auch 9990 kosten. Bei 24990 mit Akku hört der Spaß allerdings auf. Da bleibt der Neue eben verkabelt, das halte ich Geizhals aus. Dafür ist er Markenprodukt aus deutschen Landen rund um Stuttgart und behauptet auf dem Karton, er gehöre zur Silence-Fraktion. Was sich bei voll ausgefahrenen 3000 Watt Leistung als glatte Lüge herausstellt. Der Sound mag ein anderer sein als der von 4990, aber es ist definitiv kein Sound of Silence. Sorry, liebe Anrainer, ich habe es zumindest versucht! An Gewicht hat der Laubkämpfer auch zugelegt, immerhin bringt er jetzt Eisen an die Arbeitsfront, wo vorher Plaste war. Ob das auf meine alten Tage zum Haltungsschaden führt, bleibt abzuwarten.
Den Umstellhebel habe ich vergeblich gesucht, jetzt ist Umbau gefragt, wenn dir infolge des Blasens nach Saugen ist. Die mit einem Klick beworbene Umrüstung dauert zwischen drei und fünf Minuten, vorausgesetzt, du triffst auf Anhieb das Loch mit der Feststellschraube. Inzwischen hat der an Herbsttagen nicht eben seltene Wind das angehäufte Laub wieder verteilt. Und du hast einen Sauger in der Hand, wo eigentlich erneut ein Bläser vonnöten ist. Der Versuch, den Fön meiner Holden in den Laubbeseitigungsprozess einzubinden, ist übrigens gescheitert.
Geschätzte Nachbarn: Solltet Ihr irgendwann im Advent, natürlich nicht sonntags, statt Glöckchen meinen Saugbläser hören, dann war es endlich mal windstill. Und eine Träne im Gedenken an 4990.