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Das  3 Königinnen Palais Mirow bietet in diesem Jahr zur Adventszeit einmal eher Ungewöhnliches. „’A Christmas to remember‘: Der kleine Weihnachtsfrieden im Großen Krieg“ heißt das historisch-literarische Programm mit Musik, das am kommenden Freitag, den 14. Dezember, um 18 Uhr, auf der Schlossinsel aufgeführt wird.

Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges sind 100 Jahre vergangen. Wir wissen heute um das Grauen und die vielen Opfer dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Doch die Soldaten, die dasWeihnachtsfest 1914 an der Westfront begehen mussten, ahnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was ihnen in den kommenden Jahren noch bevorstehen würde.

Festsitzen in schlammigen Schützengräben

Im August 1914 waren viele von ihnen enthusiastisch in den Krieggezogen. Bis Weihnachten werde man wieder zu Hause sein, hatte man ihnen versprochen. Aber nach mehreren Wochen und Monaten machte sich bereits Ernüchterung breit. Als das Fest nahte, saßen Deutsche, Briten und Franzosen in kalten und schlammigen Schützengräben fest – und das oftmals in Hörweite des Gegners. An einigen Stellen lagen die Gräben weniger als 100 Meter auseinander.  Die Situation gestaltete sich daher fast absurd:  Die Soldaten schossen zwar aufeinander, aber sie begannen auch miteinander zu kommunizieren.

So wurden oftmals Büchsen mit Essbarem sowie Zeitungen über das Niemandsland zwischen den Gräben geschleudert und die Männer riefen sich manch raue oder scherzhafte Bemerkung zu. Man begann, „mit denen da drüben“ irgendwie zu leben. Alle Kriegsparteien hausten in den Gräben unter den gleichen schlechten Bedingungen, und als das Weihnachtsfest näher rückte, teilten alle Soldaten die gleichen Gedanken.  So lässt sich erklären, warum sie zum Weihnachtsfest des Jahres 1914 an einigen Frontabschnitten aus den Gräben kamen und ihren Gegnern im Niemandsland die Hände reichten. Inmitten des Krieges blitzte plötzlich ein Funken Menschlichkeit auf. Die Männer redeten und lachten miteinander, sie zeigten sich Fotos von Frau und Kindern, machten sich gegenseitig Geschenke und spielten an einigen Abschnitten sogar gemeinsam Fußball. Die Waffen schwiegen mancherorts sogar bis in das Jahr 1915 hinein.

Neustrelitzer Soldaten hausten in Höhlen

Auch die Soldaten der Garnison Neustrelitz verbrachten das Weihnachtsfest 1914 an der Westfront. Das Großherzoglich-Mecklenburgische Grenadierregiment Nr. 89 hauste bei Carlepont in der nordfranzösischen Picardie in riesigen Höhlen bzw. baute beständig ihre Stellungen vor Ort aus. Ganz in ihrer Nähe hatte sich das Holsteinische Feldartillerieregiment Nr. 24 eingegraben, dessen 3. Batterie normalerweise in Neustrelitz stationiert war.      

 Die Neustrelitzer Historikerin Sandra Lembke wird nun im Programm die Erlebnisse derMecklenburg-Strelitzer Soldaten mit denen eines weiteren Regimentes verknüpfen. Um ihre Geschichten originalgetreu wiedergeben zu können, hat sie sich intensiv auf Spurensuche begeben. Es galt beispielsweise, alte Regimentschroniken und Kriegstagebücher durchzusehen oder Feldpostbriefe aus der eigenen Sammlung auszuwerten, um die sprachlichen Eigenheiten der damaligen Zeit in den Texten zu verarbeiten. Natürlich bestimmte der Krieg das Leben der Soldaten, aber erstaunlicherweise fanden sich bei den Recherchen viele Anekdoten, die skurril, ja manchmal sogar amüsant anmuten.  

Sandra Lembke hat Strelitzius schon ein paar Informationen gegeben: „Ich werde die Zuhörer daher auf eine kleine Reise in das Jahr 1914 mitnehmen und ihnen zwei junge Männer vorstellen. Ihre Erlebnisse und Gedanken werden dann zeigen, wie es überhaupt zum Weihnachtsfrieden kommen konnte bzw. wie die Soldaten diesen erlebten. Trotz des eigentlich ernsten Themas erwartet die Zuhörer kein trauriges Programm, denn die Männer an der Front bewiesen in vielerlei Hinsicht immer wieder Humor. Und davon ist auch viel in die Texte eingeflossen!“  Musikalische Darbietungen und Einspielungen runden den Abend im Palais ab.

Ein Herzensprojekt und Teil der Familiengeschichte

„Das Programm ist in den letzten Wochen geschrieben worden und stellt für mich ein absolutes Herzensprojekt dar, weil ich als „Ur-Mecklenburg-Strelitzerin“ darin auch einen Teil meiner eigenen Familiengeschichte verarbeitet habe. Ebenso spiegeln diese Begegnungen im Niemandsland 1914 für mich den wahren und eigentlichen Geist des Weihnachtsfestes wider, weil der in allen Zeiten geäußerte Wunsch ‚Friede auf Erden‘ eine ganz besondere Bedeutung erhielt und zum Greifen nah schien“, so meine Blogfreundin.

 Wie gewohnt, wartet das 3 Königinnen Palais an diesem Abend auch mit einigen Überraschungen auf. Zunächst einmal werden die Zuhörer auf drei Ausführende treffen – neben Sandra Lembke sind die Mirowerin Sandra Vöske sowie Elke Meier vom 3 Königinnen Palais zu erleben. Vor und nach der Aufführung haben die Gäste weiterhin die Möglichkeit, eine kleine Weihnachtsausstellung mit originalen Exponaten aus der Zeit des Ersten Weltkrieges zu sehen – SandraLembke wird einige Stücke aus ihrer Sammlung präsentieren und auf Wunsch erläutern. Zu guter Letzt werden kulinarische Kostproben geboten, die einen Eindruck davon geben sollen, was vor 100 Jahren bei den Angehörigen der Soldaten auf den Tisch kam.