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Manchmal wünschte ich mir, meine Denkmaschine ausschalten zu können. Zum Beispiel beim Einkaufen. Aber das ist für einen Kopfarbeiter gar nicht so einfach. Zum Beispiel habe ich heute bei der Wochenendbevorratung im Wesenberger Netto-Markt wieder völlig sinnlos jede Menge wertvollen Gehirnschmalzes vergeudet.
Als Angehöriger der Generation Milasan und Babysan habe ich mich per Fernsehwerbung geraume Zeit mit dem Begriff Folgemilch des Herrn Hipp bombardieren lassen. Da der Milchkrug so lange zu Wasser geht, bis er bricht, habe ich mich irgendwann dann doch schlau gelesen und bin um die Erkenntnis reicher gewurden, dass es sich bei Folgemilch um die Milch für das Baby handelt, die der Anfangsmilch folgt, bevor es dann zur Kindermilch übergeht. Davon abgesehen, dass sowohl Anfangs- als auch Folgemilch mit weiteren Unterarten den Aufzugserfolg garantieren. Und irgendwo dazwischen bzw. parallel gibt es auch noch die Muttermilch. Ach so!
Nun aber stehe ich erstaunt vor der Kühltheke und zerbreche mir den Kopf über Hemme Milch. Seit ich in einem Alter bin, in dem ich fast jeden Tag Gesundheitsrezepte aus dem Briefkasten ziehe, erfahre ich, dass es Mittel gegen fast alles gibt. Wie erfolgreich die sind, steht auf einem anderen Blatt. Also gibt es offenbar auch Milch, die irgendetwas hemmt. Und da vollzieht sich in und an meinem Luxuskörper ja so einiges, dem Einhalt zu gebieten wäre. Wie lautete die Werbebotschaft Anfang der 90-er: „Die Milch macht’s!“ Also Griff ins Regal. Erst nach einigem Studium der Packung dämmert es, dass es sich um den Milchproduzenten Hemme handelt.
Lieber Herr Hemme, natürlich verstehe ich ihren unternehmerischen Stolz. Und der bekannte Herr Müller ist ja mit seiner Milch auch eine familiäre Verbindung eingegangen. Dennoch führen Sie den einen oder anderen Kunden auf Abwege. Wo Sie doch Ihre Milch noch zusätzlich mit der Herkunft aus dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin bewerben. Das allein hätte doch gereicht, zumal wir auf diese Weise erfahren, dass es dort auch Rinder gibt und nicht die Hirschkühe gemolken werden. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur ein bisschen zu verkopft und hatte mal wieder Ladehemmung.
DirkNB sagte:
Mit eigenen aktuellen Erfahrungen kann ich da nicht glänzen, aber wenn ich meine nähere und weitere Umgebung in den letzten Jahren richtig beobachtet habe, sind solche Produkte wie Anfangs- oder Folgemilch im allgemeinen relativ überflüssig. Das Kind wird hinreichend lange gestillt und dann auf normale Ernährung umgestellt (was natürlich ein Prozess ist und nicht von heute auf Morgen funktioniert). Man möge mich berichtigen, wenns nicht so war, aber die oben genannten Ersatzprodukte habe ich in den Familien nicht gesehen.
Lustig ist übrigens die Milch der Milchunion Hocheifel (warum es die auch immer in unserer Region gibt, als ob wir nicht selber genug Kühe hätten), die ihre Firma wirklich mit MuH abkürzen …