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Neustrelitz zeichnet sich offensichtlich nicht nur als Residenzstadt aus, sondern auch für die Langlebigkeit seiner Aushänge. Was Strelitzius immer wieder ärgert. Denn was überholt ist und immer noch wirbt, zeugt von Stillstand. Ein ganz schlechtes Aushängeschild, erst recht für eine Stadt, die eigentlich Nachholbedarf hat und nach vorn kommen möchte.
Da wurde im Februar am Stadtkirchturm noch immer für den weihnachtlichen Hofzauber die Trommel gerührt. Da lud das Bootshaus am Zierker See zu Schlachtewochen, die letztlich zu Schlachtemonaten wurden. Und heute gegen 11 Uhr wurde ich zur Osterparty in die Orangerie eingeladen. Der Wirt hat sich Mühe gegeben und mich mit einem schmeichelhaften Ü 40 direkt angesprochen, nur eben knapp vier Wochen danach. Da ist wohl der Rausschmeißer noch immer nicht gespielt worden.
Abgesehen davon ist überhaupt darüber zu reden, ob einer der letzten baulichen Zeugen des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz mit einem Transparent verhüllt werden darf. Da gibt es doch mit Sicherheit irgendwelche Werbeverordnungen der Stadt.
Der Orangerievorplatz ist in den letzten Monaten mit hohem Aufwand prächtig wiedererstanden. Klar, über die Bänke am Orangen-Wasserspiel kann man streiten. Zumindest aus der Distanz sehen sie aus wie Teil einer Biertischgarnitur. Ganz im Gegensatz zu anderen Sitzmöbeln im Schlossgarten. Erst bei näherem Betrachten erschließt sich die edle und damit angemessene Ausführung am Sprudel.
Aber das Werbebanner an der Ora reißt das teuer sanierte Ensemble klar herunter. Und wenn dann gleich neben der Eingangstür auf dem Fensterbrett noch ein Aschenbecher und eine in Fäulnis übergehende Bananenschale prangen – vielleicht noch vom Ostertanz – ist bestimmt nicht nur Strelitzius sauer.