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Konferenz, Kulturquartier, Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz, Schlossberg

Der erste Spatenstich auf dem Neustrelitzer Schlossberg wirft zwar noch nicht unbedingt seine Schatten voraus, aber für den Spaten ist schon gesorgt. Den sponsort Helmuth von Maltzahn, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Mecklenburg, wie er auf der gestrigen 6. Schlossbergkonferenz in Neustrelitz (Strelitzius berichtete) versprach. Einen Termin dafür wagen selbst die kühnsten Propheten noch nicht zu benennen. Momentan schieben sich Stadt und Land gegenseitig die Schuld dafür zu, dass es noch nicht einmal zur Grundstücksübertragung an die Kommune für die geplante Bebauung gekommen ist. Das habe ich heute aus zuverlässiger Quelle erfahren.
Der Vorstandsvorsitzende bezeichnete die Versammelten im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz als “Rückgrat dafür, dass dieser Turm wieder aufgebaut wird. Nehmen Sie Ihre Kraft in die Hand und pressen Sie, damit so schnell wie möglich angefangen wird. Schlagen Sie jetzt Pflöcke ein, sonst gucken Sie in die Röhre. Setzen Sie klare Zeichen, Angst ist ein schlechter Berater. Ran, Attacke!” Stadtpräsident Ernst-August von der Wense, Vorsitzender des Schlossberg-Beirates, backte da kleinere Brötchen. “Ich bin schon sehr stolz auf das bislang Erreichte und es ist spannend geblieben, unsere Ideen vom Schlossberg umzusetzen.”
Es fehlt nur ein Baustein
Sehr viel Applaus erntete der Jurist Bernhard Meyer-Graefe, der sich schon für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses engagiert hat und nach eigener Aussage begeistert von Neustrelitz ist. Er bezeichnete den Schlossberg als ein “verletztes, ein beschädigtes Baudenkmal, dem ein Baustein fehlt. Die Umgebung schreit förmlich danach, dass da wieder etwas hingehört, und zwar originalgetreu”. Er reagierte damit möglicherweise auf den Redebeitrag des Neustrelitzer Bürgermeisters Andreas Grund, der nebulös von einer nötigen Linie sprach, “die der Stadtentwicklung gut tut”. Man könne ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Das Stadtoberhaupt stellte in dem Zusammenhang das starke öffentliche Interesse an der umstrittenen Ausstellung im vergangenen Jahr in der Schlosskirche mit studentischen Modellen von sicherlich preisgünstigeren Alternativbauten auf dem Schlossberg heraus.
“Das darf nicht sein”, konterte Meyer-Graefe. “Das Gebiss ist doch noch da, es fehlt doch nur ein Zahn. Hier wird nicht rekonstruiert, sondern ein Ensemble repariert.” Den Residenzschlossverein sieht der Jurist in der Rolle eines “Wachhundes mit Klagebefugnis und Akteneinsichtsrecht”. Neustrelitz sei momentan “ein Leuchtturm ohne Leuchtfeuer”, und dem Wiederaufbau des Schlossturms müsse der Wiederaufbau des Schlosses folgen.
Aufs Tempo drückt auch Wilhelm von Boddien, die Symbolfigur für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Es gelte bei aller nötigen Geduld schnellstens auf dem Schlossberg in Neustrelitz Baurecht zu erreichen und sich zunächst auf den Schlossturm und seine Nutzung zu konzentrieren. “Versuchen Sie keine Gegner zu überzeugen, sondern Freunde zu gewinnen”, riet von Boddien.
Broschüre über Erna Weiland angekündigt

Inzwischen wird mit erheblichem bürgerschaftlichen Engagement weiter an Neustrelitz und seinem Schlossberg als anerkannter Ort deutscher Demokratiegeschichte gewirkt. Zu den Vorreitern gehört Holger Wilfarth vom örtlichen Büro für Nachhaltigkeit, der für dieses Jahr eine Broschüre über Erna Weiland aus Herzwolde ankündigte, die erste Frau Deutschlands in einem Landtag. Bei den Recherchen habe sich die Zusammenarbeit mit Strelitzius bewährt. Meinen Blogveröffentlichungen sei es zu danken, dass sich Familienmitglieder der 1954 in Berlin verstorbenen Politikerin gemeldet haben. In einem auf der Konferenz gezeigten Film, der in Zusammenarbeit mit der Theater und Orchester GmbH entstanden ist, wird an die Sozialdemokratin Erna Weiland und die in Mecklenburg-Strelitz 1919 auch mit ihrer Stimme verabschiedete erste demokratische Landesverfassung Deutschlands erinnert.
Wilfarth verhehlte seine Enttäuschung nicht, dass er in Sachen Erna Weiland ausgerechnet beim Neustrelitzer SPD-Landtagsabgeordneten auf taube Ohren gestoßen ist. Inzwischen habe er aber einen anderweitigen Kontakt in die Landtagsfraktion

Schließlich informierte Holger Wilfarth darüber, dass die Digitalisierung des Gelben Saals im Schloss, in dem das Parlament seinerzeit tagte, voranschreitet. Die hier im Blog begleitete digitale Rekonstruktion der Fassade des Schlosses ist bis auf einen Abschnitt (Bild unten) abgeschlossen, für den allerdings noch einmal 2450 Euro aufzubringen sind, erfuhr ich heute. Vielleicht finden sich ja ein oder mehrere Spender, die Kontodaten sind bei mir zu haben.
Nachricht von Henry Tesch
Und dann hat mich noch eine Nachricht vom gestern verhinderten Mitvater der Schlossbergkonferenzen Henry Tesch erreicht. “Wenn ich mir überlege, was man uns seit der ersten Konferenz an Steinen in den Weg gelegt hat, und das war nicht lustig, dann ist es schon eine Freude, dass die sechste Konferenz so gut verlaufen ist. Und der Schlosskeller ist doch nicht zugeschüttet worden…”

