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Im Juni waren in der Seenplatte 482 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Mai, insgesamt 10.517. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sind es 590 Arbeitslose weniger.

Stephan Bünning, Vizechef der Neubrandenburger Arbetsagentur: „Der Arbeitsmarkt in der Seenplatte zeigt sich weiter in robuster Verfassung. Allein ukrainische Geflüchtete lassen die Zahl der Arbeitslosen steigen.“ Bis zum Statistikstichtag im Juni stehen dem Arbeitsmarkt der Seenplatte grundsätzlich 861 Personen aus der Ukraine zur Verfügung, arbeitslos sind darunter 673.

Sorgen bereiten dem Agentur-Vizechef „die globalen Herausforderungen, vor denen unsere Unternehmen stehen, wie etwa die Schwierigkeiten bei den Lieferketten, steigende Produktionskosten und die Folgen des Krieges in der Ukraine.“

Unsichere Lage führt zu Zurückhaltung

Stephan Bünning

„Schon jetzt zeigt sich, sagte Bünning, „dass Unternehmen angesichts drohender wirtschaftlicher Einbußen – durch die unsichere Lage – zurückhaltender bei den Neueinstellungen werden. Dennoch bleibt der Bedarf nach neuen Mitarbeitern in vielen Branchen hoch.“ Aber auch demografische Herausforderungen würden in der Zukunft den Wirtschaftsstandort belasten: „Der bereits heute – in einzelnen Branchen und Regionen – herrschende Fachkräftemangel wird sich aller Voraussicht nach weiter verschärfen“, prognostiziert Bünning.

Nach Berechnungen der Neubrandenburger Arbeitsagentur werden in den kommenden zehn Jahren mehr als 16.000 Arbeitskräfte fehlen. „Und das ist nur der Ersatzbedarf, weil mehr Menschen altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden, wie nachrücken“, skizziert Bünning.

Ausbildungsende und Flüchtlinge bedingen Anstieg im Sommer

Für die kommenden Sommermonate erwartet Bünning aus zwei Gründen einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen: „Mit ein Grund ist das Ende der Ausbildung vieler junger Menschen. Sie melden sich vorübergehend arbeitslos, finden aber meist schnell eine Arbeit. Erste Anzeichen für diese Übergangsarbeitslosigkeit gibt es schon: Die einzige Gruppe – im SGB III – in der die Arbeitslosigkeit im Juni nicht gesunken, sondern geringfügig um 4% angestiegen ist, sind Menschen unter 25 Jahren.

Und zum Zweiten: die Arbeitslosmeldung der Ukraine-Geflüchteten. Bünning ist jedoch zuversichtlich: „Die Ukrainerinnen und Ukrainer treffen auf einen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt.“ Dennoch gibt es Hürden – die vor einer Arbeitsaufnahme überwunden werden müssen. „Die Sprachbarriere zählt ganz sicher zu den Größten. Und für viele Arbeitsstellen brauchst es zumindest vage Deutschkenntnisse. Auch die Anerkennung der ukrainischen Berufsabschlüsse wird nicht in ein paar Tagen gelungen sein. Aber: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) ist bereit und gut aufgestellt, um den Betroffenen schnell und unbürokratisch Hilfe und Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt zukommen zu lassen. Gerade auch mit Blick auf Sprachvermittlung und berufliche Qualifikation“, sagte der Arbeitsmarktexperte.

Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher. Im Juni wurde für 32 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt – 158 weniger als im Mai. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Januar dieses Jahres 207 Mitarbeitende aus 469 Unternehmen in Kurzarbeit.