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Arbeitsmarkt, Mecklenburgische Seenplatte, Soziales, Statistik

Im März waren in der Mecklenburgischen Seenplatte 413 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im Februar, insgesamt 10.866. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,4 Prozent. Im Vergleich zum März des Vorjahres sind es 1.609 Arbeitslose weniger. Aktuell sind mehr als 3.400 freie Stellen gemeldet.
Thomas Besse, Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur: „Trotz der Risiken für den Arbeitsmarkt in der Seenplatte – durch den Krieg in der Ukraine und der Corona-Virus-Pandemie – hat sich den zweiten Monat in Folge die Belebung am Arbeitsmarkt fortgesetzt und damit die Zahl der arbeitslosen Menschen weiter sinken lassen.“ Mussten sich zum Anfang dieses Jahres – im Januar – noch 1.446 Männer und Frauen nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes arbeitslos melden, waren es im März – mit 569 – weniger als die Hälfte. Und konnten im Januar dieses Jahres 484 Männer und Frauen ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme eines neuen Jobs beenden, waren es in diesem Monat mit 783 Männern und Frauen 61 Prozent mehr.
Angesichts drohender wirtschaftlicher Einbußen – durch den Krieg in der Ukraine -rechnet der Arbeitsagenturchef mit Rückwirkungen auf den Arbeitsmarkt in der Seenplatte: „Aufgrund von Hinweisen aus den Unternehmen wissen wir, dass weiter steigende Energiepreise und Verwerfungen in den Lieferketten nicht unterschätzt werden dürfen. Daher sind einige Unternehmen angesichts der unsicheren Lage zurückhaltender bei Neueinstellungen. Das zeigt sich in einem Rückgang – insbesondere im verarbeitenden Gewerbe und in der Zeitarbeit – bei den gemeldeten Arbeitsstellen im Vergleich zum Vormonat und auch zum Vorjahresmonat.“
Wie aus einer Blitzumfrage der drei Industrie- und Handelskammern in MV – unter mehr als 500 Unternehmen im Land – hervorgeht, gibt eine deutliche Mehrheit von 76 Prozent der Firmen an, direkt oder indirekt vom Krieg und den verhängten Sanktionen betroffen zu sein.
Beschäftigungszuwachs in den Top-20-Branchen erwartet
Forschende beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit, erwarten für den Seenplatte-Landkreis – in den Top-20-Branchen – überwiegend einen Beschäftigungszuwachs mit nur geringen Risiken für den Arbeitsmarkt. Besse macht deutlich, dass „die Zahlen angesichts der jüngsten geopolitischen Entwicklung kein Indikator für die nahe Zukunft sind.“ Die Zahlen wurden vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine erhoben.
„Dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen – im Vergleich zum Vorjahr um 521 oder 9,7 Prozent – zurückgeht, stimmt Besse zuversichtlich: „Das bedeutet allerdings auch, dass 45 von 100 Arbeitslosen in der Seenplatte ein Jahr oder länger arbeitslos sind. Beinahe jede oder jeder Zweite.“ Aktuell haben besonders geringqualifizierte Arbeitslose ein erhöhtes Risiko, „dass aus kurzfristigem Jobverlust Langzeitarbeitslosigkeit wird“, weiß der Arbeitsmarktexperte. „Sie wurden zu Beginn der Pandemie zumeist als erstes entlassen. Dazu kommt, dass die zunehmende Dauer von Arbeitslosigkeit ein Vermittlungshemmnis für sich darstellt.
Um dies möglichst zu vermeiden, verfolgen Arbeitsagentur und Jobcenter im Landkreis im Wesentlichen diese Strategien: Den Übergang von Kurzzeit- zu Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden – durch Vermittlung in eine Beschäftigung oder eine abschlussorientierte Qualifizierung. Gleiches gilt für Personen, die bereits langzeitarbeitslos sind und bei denen eine erfolgreiche abschlussorientierte Weiterbildung sinnvoll und realistisch ist.“
Anzeigen auf Kurzarbeit gehen zurück
Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher. Im März wurde für 790 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt – 696 weniger als im Februar. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Oktober vergangenen Jahres 794 Mitarbeitende aus 177 Unternehmen in Kurzarbeit.
Auch jetzt noch kämpfen Unternehmen mit den Folgen der Pandemie. Deshalb war es für Thomas Besse richtig – um die schrittweise Erholung am Arbeitsmarkt weiter zu stabilisieren – „den erleichterten Zugang zur Kurzarbeit und damit auch die Bezugsdauer von 24 auf maximal 28 Monate zu verlängern.“ Die Sonderregeln wären eigentlich Ende März ausgelaufen und wurden nun bis Ende Juni verlängert. Sie beinhalten unter anderem einen vereinfachten Zugang zum Kurzarbeitergeld. So reicht es weiter aus, wenn mindestens zehn Prozent der Beschäftigten von Arbeitsausfall betroffen sind. Sonst muss mindestens ein Drittel der Beschäftigten betroffen sein. “Kurzarbeit zeigt sich als wirksames Instrument zur Sicherung von Tausenden Arbeitsplätzen – in der Seenplatte“, betonte Besse.