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Meine Begeisterung ist längst verflogen. Dabei erschien mir die Neuanschaffung das Ei des Kolumbus, das Nonplusultra, ja schlichtweg die Quadratur des Kreises zu sein. Die Tatsache, eine Vorder- und eine Rückseite zur Verfügung zu haben, verzückte mich geradezu. Und das alles auf minimalster Grundfläche mit maximalstem Seitenangebot und ohne Türöffnen.

Inzwischen hat mich das Teil schon mehrfach an den Rand von Schreikämpfen  getrieben und mich mehr als einmal zu spät zu Terminen erscheinen lassen. Weil ich es einfach nicht fertig bringe, mit nur einem Schuh bekleidet außer Haus zu gehen. Die Alternative wären zwei verschiedene Treter, aber auch dazu magelt es mir an dem nötigen Selbstbewusstsein. Und bei zwei linken oder zwei rechten an der Körperbeherrschung. Worüber ich mich ereifere? Über die von uns erworbene Schuhstellage, die bei der Jahresabrechnung 2016, ganz fett unterstrichen, einmal mehr auf der Minusseite gelandet ist.

Deckenhoch mit Wandbefestigung, zwei Stangen längs, mehrere quer und auf selbigen Haken nach vorn und hinten zum Überstülpen. Da liegt der Hase, äh der Schuh, im Pfeffer, oder so. Denn du siehst von ihm nur die Sohle, von dem Schuh, nicht von dem Mümmelmann. Nun kann man natürlich das Paar trennen, allerdings landet der Schuh mit dem Wiedererkennungswert dann hinten, wird also erstens von dem anonymeren mit der Sohle nach vorn verdeckt und ist zweitens nicht so leicht zu greifen, weil das platzsparende Regal ja an der Wand steht.

Vermeintlich Brauner entpuppt sich als Schwarzer

Beim Durchgriff fällt der Schuh dann gern runter und nimmt auch noch den einen oder anderen à la Lawine auf seine Talfahrt mit. Unter Umständen müssen mehrere Schuhe ausgehängt werden, denn das Stück der Begierde hängt in den seltensten Fällen ganz außen. So kommt beim Wiedereingliedern unter Zeitdruck schnell die heilige Ordnung durcheinander, sprich, hinter dem Schwarzen hängt plötzlich der Braune. Oder anders erklärt: Du siehst später den Braunen hinten, greifst nach dem vermeintlich zweiten Braunen vorn, und der entpuppt sich dann als der Schwarze. Ich hoffe, mir ist geistig noch zu folgen.

Klar, ich könnte die zusammengehörigen Exemplate auch nebeneinander hängen und auswendig lernen, welche Schuhe welche Sohlen haben. Ich hülle mich an dieser Stelle mal darüber in Schweigen, wie viele Latschen ich mir da einpauken müsste. Eine solche Gedächtnisleistung grenzte in meinem Alter an eine medizinische Sensation. Und die andere Hälfte meines Schuhbestandes, wenn auch gepaart, hielte immer noch die schwer erreichbare Wandseite.

Die Probleme wären ausgestanden, hätte ich das Möbelstück mitten im Zimmer  installiert. Dann hätte ich es nach Art eines Apothekerschrankes umkreisen können. Allerdings wäre nur unser Wohnbereich in Frage gekommen, im Hauswirtschaftsraum ist für eine solche Platzverschwendung kein Platz. Und bei aller Liebe zu meinen Schuhen: Ich muss sie nicht in gesammelter Form beim Fernsehen dabei haben oder zwischen Sohle und Oberleder mit meiner Holden kommunizieren. Da müsste mir ja ein Fuß fehlen! Auch unsere offene Küche wäre dann keine mehr. An Besuch erst gar nicht zu denken!

Eine gute Freundin von mir hat ihre Schuhe in Kartons aufgestapelt und auf jeden ein Foto vom Inhalt geklebt. Die lebt bedeutend ruhiger. Zumal die Findige ein Problem nicht hat, was mich auch noch martert: Schuhspitze beim Einhängen nach oben oder nach unten…