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Glosse
Die denken hier aber auch an alles, war ich dieser Tage einigermaßen begeistert. Ich nächtigte in einem Görlitzer Altstadthotel und entdeckte direkt vor meiner Zimmertür eine Schuhputzmaschine. Der war ich auch sofort zugeneigt, hatte sie doch nur einen einzigen Bedienknopf an der Oberseite. Da wird man auch mit Ü65 noch wagemutig, was soll schon schiefgehen! . Also auf den Schalter gedrückt und erwartet, dass sich die unterseitige Bürste zu drehen beginnt. Was sie wohl auch tat, genau habe ich es nicht gesehen. Denn der Schuhputzer sprang aus seiner Halterung heraus und mich an, der ich meinen beschuhten Fuß schon unter ihn geschoben hatte. Was mich panisch zurückweichen ließ. Außerdem begann das Ding wie zum Hohn auch noch an zu quasseln, und das zu nachtschlafender Zeit. Statt mir das Schuhwerk zu wienern, begann es den Hotelflur zu reinigen. Ich war einem Saugroboter auf den Leim gegangen.
Im Umgang mit den neumodischen Zeitgenossen ungeübt, versuchte ich Robi in ein Gespräch zu verwickeln, um ihn sanft zur Rückkehr an seinen angestammten Platz zu bewegen. Aber auf Hören war der Sauger offenbar nicht ausgelegt. Also Plan B, den Ausreißer einfangen. Das war leichter gedacht als getan. Der Typ nahm mich nämlich als Hindernis wahr und schaffte es immer wieder, meinem Zugriff auszuweichen. Zumal er auf dem Hotelflur jede Menge Möglichkeiten hatte wie ein Hase Haken zu schlagen. Nach längerem Studium seiner Taktik entwickelte ich auch eine und es gelang mir, ihn in eine Ecke zu manövrieren. Auch auf die Gefahr hin, dass mich die Reinigungskraft erneut anhüpft, gelang es mir in einer Art Spagat, mit der Fußspitze an besagten Knopf zu gelangen und diesen erneut zu betätigen.
Die Sprache verstand Robi. Er kehre nun befehlsgemäß zur Station zurück, erklärte er mir erneut nicht gerade im Flüsterton. Gern hätte ich ihm mit Rücksicht auf die Mitbewohner den Mund zugehalten, aber den hatten die Konstrukteure neben Ohren wohl auch nicht vorgesehen. Gott sei Dank schnurstracks, suchte der Ausreißer wieder seinen Parkplatz auf. Ich ging ihm diesmal tunlichst aus dem Weg und dachte schon, die Sache wäre ausgestanden. Denkste, nun musste die Großklappe trotz fehlenden Maulwerks noch verkünden, dass sie ihren Beutel leere. Die Entsorgung gestaltete sich dann wie bei der für Konzertschläfer komponierten Sinfonie mit dem Paukenschlag, nur nicht von Haydn, und auch nicht mit Pauke. Dafür mit Düsentriebwerk. Aber da war ich bereits hinter meine Zimmertür geflüchtet und hätte auf Nachfrage von nichts gewusst.
Um nicht zu ewiggestrig zu erscheinen: Unser Staubsauger daheim hat zumindest schon einen Akku. Jetzt warten wir auf den Saugroboter, der auch Treppen steigen kann. Und Schuhe putzen…