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Tango ist eine eigene Welt, man lernt ihn nicht von heute auf morgen, aber es ist ein spannender Weg, auf dem man auch sich selbst und die eigene Art des Umgangs mit Frauen bewusster kennen lernt. Und der letzte Tanz des Abends gehöre selbstverständlich immer der eigenen Frau – darin sind sich Tangotänzer einig.

Tango kann man jetzt auch in Röbel und Umgebung lernen. Am 9./10. April gibt es einen zweiten Wochenendkurs für Beginner und Begeisterte. Auskünfte gibt es bei Grete Weingart unter kulturagentin-roebel@web.de oder unter www.kulturinroebel.de. Die Kulturagentin hat Strelitzius auch den folgenden Beitrag zugeleitet, in dem sie Experten zu Wort kommen lässt.

Viele Männer kennen es: Frauen möchten gern etwas gemeinsam machen. Vielleicht einen Tanzkurs? Dann lernt Mann an 10 Abenden (wieder einmal?) die Schrittfolgen, ein paar Erinnerungen an den Schulkurs tauchen auf, und im Wechsel von Walzer, Quickstep, Foxtrott bemüht Mann sich, die jeweiligen Schritte hervorzukramen… und merkt recht schnell: die Frau führt sowieso. „Weißt Du nicht?, jetzt nach links und dann Wie-ge-schritt…“. Es scheint unmöglich, sich all die vielen Kombinationen zu merken.

Und dann siehst du Paare, die tanzen Tango. Der Tanz ist ruhig, irgendwie schreitend-gehend. Mann und Frau sind dicht beieinander, die Blicke konzentriert, oft lächelnd nach innen gerichtet. Sie scheinen miteinander verbunden zu sein wie ein lang vertrautes Paar, dabei kennen sich oft nicht einmal. Tangotänzer und -lehrer Matthias Vogt aus Rostock meint: „Du spürst schon beim ersten Zusehen, ob es dich anspricht. Dann ist es wahrscheinlich das Richtige für dich.“. Er hat viele Jahre Standard getanzt, sogar auf Turnieren. Also, sich an Schrittkombinationen zu erinnern war nie sein Problem, doch beim Tango entdeckte er etwas Neues für sich. Es war eine Tanzform, bei dem er die korrekten Bewegungen des Standardtanzes ablegen und sich in eine natürlichere Haltung begeben konnte. Er spürte die Vielschichtigkeit des Tangos, wenn bei jedem Schritt zur Musik neu improvisiert wird, die neuen Möglichkeiten, sich musikalisch und körperlich auszudrücken. Und ihm gefiel die Art der Umarmung, „als würdest Du jemand lieb Vertrauten begrüßen und in die Arme nehmen.“ Standard tanzen er und seine Frau inzwischen nur noch selten.

Immer wieder neue Menschen kennenlernen

Denn Tango findet man auf der ganzen Welt. In jeder größeren Stadt gibt es eine Tangogemeinschaft und fast überall werden abends „Milongas“ veranstaltet – so nennen sich Tangotanzabende. Wer eintaucht, findet unzählige Möglichkeiten an Tango-Events, bei denen man sich treffen kann: Tango-Workshops, Tango-Festivals, Tango-Marathons, auch Tangoreisen ins Ausland… Tango bringt dich an jedem Ort der Welt in Kontakt mit anderen. Beliebt ist der gesellschaftliche Aspekt im Tango – denn egal, ob man als Single oder Paar kommt – es ist überall üblich, gewünscht und gewollt, die Tanzpartner und -Partnerinnen im wiederkehrenden Rhythmus zu wechseln. So lernt man immer wieder neue Menschen kennen, aber auch, den eigenen Tanz weiterzuentwickeln.

Thorsten Mailand, Tangotänzer und -Lehrer in Neuruppin, empfindet es ähnlich – beim Tango genießt er, dass es kein Richtig oder Falsch gibt, und weil es meist schon nach dem ersten Schritt nicht so läuft wie geplant, entstehen immerzu neue Dinge… Neue Bewegungen im innigen Zusammenspiel mit der eigenen Frau oder einer Frau, die man vielleicht das erste Mal sieht und für 3-6-9 Minuten im Arm hält. Beim Tanzen entsteht eine geistige und körperliche Verbundenheit, die keiner Worte bedarf. Für Thorsten Mailand öffnen sich so auch Möglichkeiten, das männliche Prinzip zu leben. Er übernimmt Verantwortung für den Raum, das Tempo, den Rhythmus. Er „führt“ seine Tanzpartnerin durch die Wirrnis der Tanzfläche und hört zugleich ihrer Antwort auf körperlicher Ebene zu – das ist das unsichtbare Spiel der Kommunikation. So entsteht das versunkene Lächeln auf den Gesichtern, man spürt, dass man sich ohne Worte versteht.

Auch Raimund Schlie, Tangolehrer und Tänzer aus Berlin, liebt das Kommunikative dieses Tanzes und dessen Intimität. „Du hältst ein Frau im Arm, erfährst Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit, vielleicht auch Kühle, Distanz… und weißt genau, in einer Viertelstunde ist der gemeinsame Tanz vorüber. Man öffnet sich für einen Moment, darf sich zeigen mit seinen Stärken und Schwächen.“ Und verabschiedet sich mit einem leichten Nicken zum Abschied, vielleicht bis zum nächsten Mal. Auch deshalb tanzen viele Singles gern Tango. Sie schenken sich Nähe für einen Moment ohne verpflichtend zu werden. Natürlich entstehen auch Freundschaften und Gemeinschaften. Manchmal eine neue Liebe. Paare finden im Tango oft eine neue Form der Kommunikation, spüren auch, wo sie sich weiterentwickeln können.

Raimund ist sich auch der Vorteile des Tangos als altersgerechten und gesunden Sports bewusst: Tango ist eine gut koordinierte Bewegungsform, es gibt hauptsächlich klare, sanfte Bewegungen. Tango schont die Knie, hält die Wirbelsäule flexibel, trainiert den Gleichgewichtssinn, ganz ohne Verrenkungen, und er schenkt dir Geselligkeit im Leben jenseits des Alltages.